Unter dem Motto „Verkehrsentwicklung im Gottesgarten“ veranstalteten die „Freunde des Gottesgartens“ eine Radl-Rundtour von Grundfeld nach Wiesen und zurück. Beim Start an der Dorflinde informierte BN-Kreisvorsitzender Anton Reinhardt die 15-köpfige Gruppe, dass bereits elf Straßen im Obermaintal zwischen Lichtenfels und Ebensfeld existieren: mehrere Gemeindeverbindungs-, Kreis-, Staats-, Bundesstraßen und die Autobahn.
„Wir brauchen wahrlich nicht noch mehr Straßen! Die Fürbitte an die Gottesmutter, die auf der Fahne zu lesen ist, meine ich ernst; denn leider ist noch immer nicht Schluss mit dem Straßenbau im Gottesgarten im Obermaintal“, mahnte der Naturschützer. Dann machte sich die Gruppe auf den Weg.
Autobahn als Einschnitt in die Kulturlandschaft
Am Autobahndreieck von BAB 73 und B 173 zeigte Reinhardt die Entwicklung des Autobahnabschnitts von den Planungsanfängen in der Nachwendezeit der 1990-er Jahre bis zur Vollendung 2008 auf. Er bedauerte den dadurch verursachten Einschnitt in die Kulturlandschaft. Weiter ging's zum Trimeusel oberhalb von Nedensdorf.
Am Prallhang oberhalb des Mains erinnerte Reinhardt daran, dass die Menschen die Erde nur „geliehen“ hätten und die Ressourcen der Erde endlich seien. Folglich sei bei Eingriffen in die Natur immer abzuwägen, insbesondere im Hinblick auf den Nutzen für die kommenden Generationen: „Was hinterlassen wir unseren Kindern und Enkeln?“ Mit Blick in die Ferne fragte er: „Wird es noch eine liebenswerte Landschaft, eine intakte Flora, eine artenreiche Fauna und den lebensnotwendigen Wasserkreislauf geben, wenn wir so weiter wirtschaften wie bisher?“ Untermalt wurden seine Äußerungen durch den bilderbuchhaften Panoramablick, der vor Augen führte, wie wertvoll ein funktionierendes Öko-System ist. „Konsequentes Recycling ist auf allen Ebenen angesagt, um der drohenden Knappheit der materiellen Grundgüter entgegenzuwirken“, forderte er und gab Tipps, wie Verbraucher im Alltag Ressourcen schonen könnten.
Bei einem Halt an der Flutmuldenbrücke zwischen Wiesen und Nedensdorf an der Eisenbahn-Neubaustrecke Ebensfeld-Erfurt unterstrich Anton Reinhardt, dass ein Ausbau der Schienenwege grundsätzlich wegen des Beitrags der Bahn zur Verringerung der Umweltbelastungen zu begrüßen sei. Dieser müsse aber primär im Erhalt und Ausbau des Bestandnetzes und nicht als teures Prestige-Projekt wie dieses erfolgen. So sei diese Strecke mit 28 Millionen Euro pro Kilometer zur teuersten Bahnstrecke Europas geworden. Ein Nutzen-Kosten-Faktor von über eins des Projekts wäre nur mit einer Nutzung durch Güterzüge erreicht worden, doch das sei nicht passiert. „Damit hätte die Strecke aus volkswirtschaftlicher Sicht nie gebaut werden dürfen und wird sich in dieser Hinsicht auch nie rentieren“, kritisierte Reinhardt. Obendrein sei der Ausbau der Bestandsstrecke zwischen Ebensfeld und Nürnberg, mehr als 30 Jahre nach Planungsbeginn, noch immer nicht vollendet.
„Damit hätte die Strecke aus volkswirtschaftlicher Sicht nie gebaut werden dürfen und wird sich in dieser Hinsicht auch nie rentieren.“
BN-Kreisvorsitzender Anton Reinhard zur ICE-Neubaustrecke
Reinhardt erläuterte daher auch die sinnvollen Alternativen, die verschiedene Bürgerinitiativen frühzeitig eingebracht, aber nicht berücksichtigt wurden, wie ein maßvoller Ausbau der Bestandsstrecke zwischen Lichtenfels, Kronach, Saalfeld, Halle, Leipzig mit Neigetechnik. „Heute wurde deutlich, wie wichtig es ist, Entwicklungen, wie der zunehmenden Versiegelung und des Flächenverbrauchs Einhalt zu gebieten und aktiv weiterhin für den Naturschutz einzustehen, um die Natur zu erhalten“, betonte der 1. Vorsitzende Michael Endres. Anschließend radelten die Teilnehmer über Unterzettlitz zurück nach Grundfeld. (red)