Immer wieder zieht es die bekannte Tierfreundin Marion Damm aus Neudorf bei Ebensfeld nach Mehlmeisel ins Fichtelgebirge, wo ihr Wildschwein Willi eine zweite Heimat in einem Tierpark gefunden hat. Sie gibt zu, dass sie ihren Pflegling, den sie als winzigen Frischling zuhause aufzog, immer noch sehr vermisst.
Es hat sich eine besonders tiefe Zuneigung zwischen Tier und Mensch entwickelt, die zu Herzen geht. Darüber berichteten auch schon Rundfunk und Presse. Der Willi wurde so zu einem Star im Tierpark Waldhaus in Mehlmeisel.
Wie sich die Corona-bedingte Schließung auf die Tiere auswirkte

Marion Damm freut sich darüber, dass es ihrem „Pflegekind“ in einer Gruppe mit anderen Wildschweinen gut geht. Große Sorgen aber machte sie sich, als der Tierpark wegen der Pandemie schließen musste. In den vergangenen Wochen und Monaten fiel ihr bei Besuchen auf, wie sehr sich die Tiere im geräumigen Gehege ohne Publikum verändert hatten.
„Sie waren richtig scheu geworden, da sie ja nur noch den Tierpfleger kannten. Jetzt ist der Tierpark Gott sei Dank wieder geöffnet. Darüber freue ich mich sehr“, sagt Damm. Sie war schon in großer Sorge, ob sich der Tierpark Waldhaus in Mehlmeisel ohne die Einnahmen der Besucher auf Dauer halten kann.
„Der Willi kennt mich noch genau. Kommt zu mir gerannt, wenn ich im Gehege bin, und lässt sich wie früher als Frischling streicheln.“
Marion Damm

Jedes Mal bringt die Tierfreundin bei Besuchen einige Kilo Äpfel für die Wildschweinrotte mit. „Der Willi kennt mich noch genau. Kommt zu mir gerannt, wenn ich im Gehege bin, und lässt sich wie früher als Frischling streicheln. Ich bin so froh, dass er so gut untergekommen ist und so viele Artgenossen zum Spielen hat“, erzählt Damm. Besonders gut befreundet sei Willi im Gehege mit Ludwig, einem Wildschwein, das ebenfalls mit der Flasche aufgezogen wurde.
Im Gehege ist ein großer Teich für die Wildschweine. In diesem habe sich Willi von Anfang an besonders wohlgefühlt, berichtet Pfleger Tobias. Er würde jeden Tag einige Runden im Wasser drehen. Schwimmen sei seine große Leidenschaft. „All dies hätte ich meinem Willi nicht bieten können. Er ist für mich mit seiner markanten Färbung und dem weißen Herz auf der Brust das schönste Schwein auf der Welt“, berichtet Damm mit leuchtenden Augen.
Ein verwaister Frischling noch mit Nabelschnur am Straßenrand
Und so fing alles an: Eine Spaziergängerin fand den verwaisten Frischling am 3. September 2016 noch mit Nabelschnur am Straßenrand. Die Frau brachte das völlig unterkühlte Tier zum Jagdpächter. Dieser informierte die Tierfreundin Marion Damm, die das kleine Wildschwein gleich ins Herz schloss und bei sich aufnahm.
„Nicht größer als eine junge Katze, kämpfte der Kleine die ersten Tage ums Überleben. Die Aufzucht mit der Flasche und viel Wärme war nicht einfach. Mithilfe einer Tierärztin und liebevoller Zuneigung kam Willi langsam zu Kräften. Er wurde mit der Zeit immer frecher, war sehr neugierig und ärgerte gern die Katzen auf dem Hof. Er war in vieler Hinsicht in seinem Verhalten wie ein kleiner Hund. Mit der Hofkatze Lissy schloss er eine innige Freundschaft. Mit Luftsprüngen und Pirouetten brachte der Kleine oft seine Freude am Leben zum Ausdruck“, erzählt die Kreisvorsitzende des Landesbunds für Vogelschutz.
Ein Wildschwein pflügt den Garten um
„Es wurden bei der Aufzucht immer größere Brustgeschirre gekauft, damit man mit dem Willi auch spazieren gehen konnte. Als er ein halbes Jahr alt war, wurde klar, dass man auf Dauer das lieb gewonnene Tier doch nicht behalten konnte. Der Garten sah aus wie umgepflügt. Beim Wühlen in der Erde war Willi in seinem Element“, erklärt Marion Damm. Er wollte ständig beschäftigt werden, etwa mit Fang- oder Ballspielen.
Schweren Herzens entschloss sie sich, Willi ein neues, artgerechtes Zuhause zu geben. „Über einen Zeitungsartikel fand mein Rüsselchen, wie ich meinen Willi auch oft nannte, ein neues Zuhause in Mehlmeisel, im Fichtelgebirge. In dem großen Tierpark in der Nähe des Ochsenkopfes nahm man ihn gerne auf.
Begeisterung über das gestreifte Kerlchen im Kindergarten
Der Tierparkbetreiber Eckard Mickisch versprach mir bei einem Radiointerview anlässlich der Übergabe von meinem Willi, dass ich ihn jederzeit besuchen darf. Dies Angebot nehme ich immer noch dankbar an. Übrigens habe ich eine Patenschaft für meinen Willi übernommen“, erzählt Damm.
Vielen Menschen sei leider viel zu wenig bekannt, dass Schweine klug sind und auch sehr sauber, wenn sie artgerecht gehalten werden. Gern nahm sie ihren noch jungen Willi mit in Kindergärten. „Die Kinder interessierten sich sehr für das kleine gestreifte Kerlchen und freuten sich, dass sie es streicheln durften. Willi gehörte nach kurzer Zeit schon wie selbstverständlich zur Gruppe. Besonders waren die Kinder von den borstigen Haaren und den langen Augenwimpern des Frischlings begeistert“, so Marion Damm.
Betreuung rund um die Uhr nur mit Hilfe der Familie möglich
Die Kindergärtnerinnen hätten betont, dass die Begegnung mit Willi ein Erlebnis war, dass die Kinder nie vergessen würden. Auch habe sie ihren Willi mit ins Pflegezentrum Obermain genommen. Die Senioren hätten ihre helle Freude am Füttern und Streicheln des aufgeweckten Tieres gehabt.
„Ein besonderer Dank gilt meiner Familie, die mich sehr unterstützt hat. In der ersten Zeit war sogar eine Betreuung des Frischlings rund um die Uhr notwendig“, resümiert die Tierfreundin.