An Aufmerksamkeit fehlte es Anne Maria Schneider an diesem Montagabend nicht, als sie die aktuellen Gäste-, beziehungsweise Übernachtungsszahlen des vergangenen Jahres im Tourismussausschuss vorstellte.
Während in den Zentren der Tourismus brummt – was die dortigen steigenden Übernachtungszahlen belegen – scheint das Land abgehängt. „Die größeren Städte in Franken boomen, sie vermelden hohe einstellige bis zweistellige Zuwachszahlen im Torurismus. Und wie sieht es bei uns aus?“ Damit begrüßte Tourismusleiterin Schneider die Ausschuss-Mitglieder und die zahlreichen Gäste.
Nicht ganz zufriedenstellend
Die Zahlen, die anhand der abgegebenen Meldescheine ermittelt wurden, erscheinen nicht ganz zufriedenstellend. Im Vorjahr seien 40 Betten weggefallen, das seien zwei Prozent. Vermieter hätten aus Alters- oder anderen Gründen aufgehört, sei eine Erklärung dafür. Weniger Betten bedeute weniger Übernachtungen. „Wir haben ein Minus von 1,7 Prozent“, las die Tourismusleiterin vor.
Die Gesamtgästestatistik meldet für 2024 genau 531.245 Übernachtungen von 143.222 Gästen. Im Durchschnitt bleiben diese 3,7 Tage (im Jahr 2023 3,6 Tage). Betrachtet man nun die reinen Zahlen (ohne Kliniken und Bildungshäuser), ergibt sich eine touristische Übernachtungszahl von 115.538 Gästen, die drei Tage blieben und somit 346.940 Mal in Bad Staffelstein oder den Ortsteilen übernachtet haben. Anne Schneider ging auch auf die Auslastung der Betten ein: Im Durchschnitt 40 Prozent.
Paradoxe Situation
„Halb ausgelastet heißt nicht, dass die Hälfte frei ist“: Das gab Katja Dinkel zu bedenken. Sie ist die Geschäftsführerin des Schwabthaler Landhotels „Augustin“, in dem die Sitzung des Tourismusausschusses stattfand. „Nach Corona haben sich die Gewohnheiten der Gäste verändert“, sagte sie. Viele würden ein Doppelzimmer als Einzelbelegung wünschen und buchen. „Bei 50 bis 60 Einzelbelegungen kommt man ganz schön schnell an seine Grenzen“, so die Gastronomin. Heißt: Ihr Hotel ist fast komplett voll, aber nur zu 50 Prozent ausgelastet.
Viele Ferienwohnungen würden erst ab fünf oder mehr Nächten vermieten, die Gäste wollen aber nur drei Tage bleiben, fuhr Anne Schneider fort: „Wir haben mit etlichen Vermietern gesprochen: sie möchten es so, sie sind ausgelastet.“ Viele Vermieter von Ferienwohnungen würden außerdem Gäste bevorzugen, die einfach länger bleiben. „Die Baustelle in Frauendorf hat natürlich auch mit unserer Statistik zu tun – keine Frage“, zeigte Anne Schneider auf den Rückgang der Gästezahlen in der „heißen“ Bau-Phase, die sich wochenlang hingezogen hat.
„Wir haben viele Ferienwohnungen in Bad Staffelstein, aber bei den Hotels können wir noch zulegen.“
Anne Maria Schneider, Leiterin des Kur & Tourismus Service
Das größte Klientel der Übernachtungsgäste seien nach wie vor die 51- bis 70-Jährigen: Rund 54 Prozent der Gäste sind in diesem Alter. „Das ist unser Hauptklientel, das wollen wir auch erhalten“, bekräftigte Schneider mit Blick nach vorne. „Wir haben viele Ferienwohnungen in Bad Staffelstein, aber bei den Hotels können wir noch zulegen: Da können wir gut noch eines in der Stadtmitte gebrauchen.“ Der Trend der Ferienwohnungen gehe schon länger zu weniger Betten. Schneider: „Wir sollten die frühere Bettenkapazität wieder bekommen.“
Dazu könnte auch die Schaffung von mehr Wohnmobilstellplätzen beitragen. Dauercamper sind eines der Themen von Martin Lüders von der Freizeit GmbH: Diese wolle zwar die Zahl der Dauerplätze Stück für Stück reduzieren, da sie einfach überholt werden müssten. Aber vergraulen werde man diese Camper nicht, so Lüders. „Winter-Campen – das ist der Trend“, hat Gastronomin Katja Dinkel festgestellt. Das könnte auch für ihre Gäste interessant sein: „Wir denken mal darüber nach.“
Investoren fehlen
Harald Konietzko stellte fest: „Wir brauchen ein bezahlbares Drei-Sterne-Hotel in der Stadt.“ Diskussionen flammten auf, wieder einmal waren das Bärenareal und die Leerstände Thema. Anne Schneider forderte: „Wir brauchen einen Kümmerer, einen, der aktiv rausgeht und Investoren anspricht.“ Bürgermeister Mario Schönwald bremste: „Die stehen nicht parat. Es ist nicht so einfach!“
Florian Rose, Gebietsleiter Oberfranken des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (DeHoGa), war zu Gast in der Runde. Er brachte die Fach-Messe in München ins Gespräch: Hier gebe es für Investoren, Gastro-Immobilien und mögliche Pächter/Verpächter eine vielversprechende Plattform. Rose informierte außerdem über neue Ideen, etwa eine App, die den Gast während seines Aufenthaltes aktiv begleite und auf alles Sehenswerte hinweise.
„Reisen für alle“
Er könne sich für Bad Staffelstein auch vorstellen, neue Zielgruppen zu generieren. Da der Bahnhof nun endlich barrierefrei sei, könne man auch Gäste mit Handicap ansprechen, egal ob mit Geh-, Seh- oder anderer Behinderung. Das nenne sich „Reisen für alle“ und sei im Kommen, so Rose. Auch einen generationenübergreifenden Familienurlaub stellte der DeHoGa-Ansprechpartner zur Diskussion; die Großeltern gehen mit ihren Enkeln ins Hallenbad. Warum nicht?
Ja, und warum nicht Sport-Urlaube anbieten? griff Rose die Idee von Lisa Schütz auf, die von Mountainbike-Trails und deren Fangemeinde berichtete. „Die E-Monutainbike-Gemeinde ist nicht unbedingt klein“, so Rose. Es blieb dabei: Man brauche adäquate Unterkünfte für alle Zielgruppen.
Florian Rose betonte: „Ohne Gastro, ohne Hotellerie gibt es keinen Tourismus.“ Dem Fachkräftemangel in der Gastronomie könne man gut mit zugewanderten Fachkräften begegnen; hier habe die Politik das letzte Wort. 1,17 Millionen Menschen in Deutschland hätten Arbeit in der Gastronomie, davon hätten 40 Prozent einen Migrationshintergrund.
Wohin mit der Panoramakamera?
Schon seit drei Jahren beschäftigt sich der Ausschuss damit, für die Panoramakamera einen neuen, geeigneteren Standort zu finden. Aktuell hängt sie im Kurpark und zeigt vor allem im Frühling, Sommer und Herbst viele grüne Bäume und wenig von der Stadt. Entweder würde es an Auflagen zu Denkmalschutz, Landschaftschutzgebiet oder Naturschutzgebiet (am Staffelberg, in Vierzehnheiligen, Banz) scheitern oder am Datenschutz (Gesichtererkennung) oder an der benötigten Infrastruktur für die Kamera oder man käme nicht leicht zu Wartungsarbeiten dorthin. Eine unendliche Geschichte. Man will es jetzt aber einfach wagen und beim Landratsamt wegen der favorisierten Standorte nachfragen.