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UNTERBRUNN: Gedenkfeier nach 80 Jahren in Unterbrunn

UNTERBRUNN

Gedenkfeier nach 80 Jahren in Unterbrunn

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    Der Ebensfelder Bürgermeister Bernhard Storath bei seiner Rede zur Gedenkfeier.  Fotos: Irene Zenk
    Der Ebensfelder Bürgermeister Bernhard Storath bei seiner Rede zur Gedenkfeier. Fotos: Irene Zenk

    „Am 12. April war, mehr oder weniger, in Lichtenfels, Staffelstein, Marktzeuln und Ebensfeld der Krieg zu Ende“, resümierte Regierungspräsident Florian Luderschmid in seiner Rede an diesem Karsamstag in Unterbrunn. In einer Feierstunde wurde der vier Männer gedacht, die am 19. April 1945 von den Amerikanern erschossen wurden. Somit sieben Tage später. Und Luderschmid führte auch die Umstände, die dazu führten, aus:

    Nach den Ereignissen der damaligen Tage (siehe Infobox) hielten etwa 450 Soldaten einer US-Einheit in dem 170-Einwohner-Dorf Quartier. Sie bezogen dafür die Häuser zu beiden Seiten der Hauptstraße. Die Hausbewohner mussten in ihren Scheunen schlafen.

    Die Meldepflicht verletzt

    Der Bürgermeister von Unterbrunn wurde befragt, ob sich in Unterbrunn „deutsche Soldaten“ aufhielten, was er verneinte. Während der Ausgangssperre, die dann ab 19 Uhr für alle Dorfbewohner galt, wurden jedoch zwei Personen angetroffen, die sich als Wehrmachtsangehörige auswiesen.

    Auch die Soldatenkameradschaften  am Obermain gedachten der Erschossenen.
    Auch die Soldatenkameradschaften am Obermain gedachten der Erschossenen.

    Daraufhin veranlassten die Amerikaner Hausdurchsuchungen, bei denen noch zwei weiter Wehrmachtsangehörige, die schwer verletzt und somit auf „Heimaturlaub“ waren, gefunden wurden. Da der Bürgermeister laut den Amerikanern seine Meldepflicht verletzt hatte, wurde er am späten Abend des 19. April 1945 abgeholt und zusammen mit drei Soldaten erschossen.

    Die vier Erschossenen

    Eine Tragödie, die es so nicht hätte geben dürfen, wie Regierungspräsident Florian Luderschmid verdeutlichte: „Eine detaillierte Analyse der Hinrichtung der vier Erschossenen, wird es nie mehr geben.

    Musikalisch umrahmt wurde die Gedenkfeier vom Musikverein Ebensfeld.
    Musikalisch umrahmt wurde die Gedenkfeier vom Musikverein Ebensfeld.

    Doch offenbart dieses Geschehen nicht nur die Grausamkeiten jener Tage, sondern auch die Verstrickungen und das Ausmaß der Beteiligung von Einzelpersonen an den Verbrechen, nicht nur der Nationalsozialisten.“

    Die Betroffenheit unter den Anwesenden wurde dann noch einmal richtig spürbar, als Florian Luderschmid die vier Erschossenen vorstellte:

    Der erste: Valentin Kriebel. Der damalige Bürgermeister von Unterbrunn, der mit 65 Jahren sein Lebensende fand.

    Paul Amon ist der zweite auf dem Gedenkstein. Er wurde 32 Jahre alt, war Metzger und seine Frau schwanger mit dem gemeinsamen Sohn Paul Amon, der am 26. Dezember 1945 das Licht der Welt erblickte. Sein Vater durfte ihn nie kennenlernen.

    Der dritte war Georg Pfister. Gerade einmal 19 Jahre alt und Landwirtssohn.

    Und der 20-jährige Otto Schnapp.

    Alle vier wurden in Unterbrunn in ihren Familiengräbern beerdigt.

    „Die Erinnerung an die Opfer wachzuhalten und die Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen, ist der Anspruch.“

    Florian Luderschmid, Regierungspräsident

    „Die Erinnerung an die Opfer wachzuhalten und die Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen, ist der Anspruch“, schloss Luderschmid seine Rede mit einem „Nie wieder!“.

    Auch Bernhard Storath war sichtlich ergriffen. „Ich bin nun schon 17 Jahre Bürgermeister von Ebensfeld und habe in dieser Zeit einige Reden gehalten. Aber so eine Rede wie heute habe ich noch nie gehalten“, begann er. Anschließend ließ er alle Anwesenden an seinen Gedanken teilhaben und warb wie schon Florian Luderschmid für den Frieden: „Wir haben eine Verantwortung gegenüber unseren Kindern und Enkelkindern und den noch nicht geborenen Kindern, den Frieden weiterzubringen.“

    Kampf gegen das Vergessen

    Musikalisch umrahmt wurde die Gedenkfeier an diesem stillen Samstag vom Musikverein Ebensfeld. Florian Luderschmid und Bernhard Storath legten zudem einen Kranz zum Gedenken an die vier Erschossenen nieder. Robert Fischer, Bezirksgeschäftsführer des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge, der durch die Gedenkfeier führte, schloss mit den Worten: „Wir brauchen den Frieden, denn ohne Frieden ist alles nichts.“

    Dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge BV Oberfranken und dem Bezirksverband BKV Oberfranken ist diese Botschaft besonders wichtig. Die Verbände führen einen fortwährenden Kampf gegen das Vergessen und für eine Welt, in der sich die Schrecken der Geschichte niemals wiederholen dürfen.

    So endete der Krieg am Obermain Am 22. Februar 1945 starben in Bamberg 216 Menschen bei einem Bombenangriff. Am 23. Februar 1945 fielen 96 Sprengbomben zu je 250 Kilo auf den Güterbahnhof in Lichtenfels. Es gab 32 Tote. Am 1. April 1945 (damals Ostersonntag) wurde ein Munitionszug in Zapfendorf bombardiert. Es gab 23 Tote. Ab 10. April 1945 wurden zahlreiche Brücken am Obermain gesprengt. Die Amerikaner erreichten Staffelstein und Lichtenfels. Am 11. April 1945 kapitulierte Vierzehnheiligen. Am 12. April 1945 war, mehr oder weniger, in Lichtenfels, Staffelstein, Marktzeuln und Ebensfeld der Krieg zu Ende. Am 13. April 1945 gab es bei Mainroth ein Luftgefecht zwischen der US-Airforce und drei deutschen Jägern. Einer der Jäger stürzte zwischen Mainroth und Rothwind in ein Waldstück. Der 20-jährige Pilot wurde direkt neben dem Wrack seiner Maschine begraben. Das Mahnmal „Fliegergrab“ im Wald am Roten Stein erinnert heute noch daran. Es sollte eines der letzten Gefechte sein. Denn an diesem Tag wurden auch Burgkunstadt, Altenkunstadt, Weismain und die vielen kleinen Dörfer auf dem Jura von der US-Armee besetzt.

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