Es hat etwas von Skigymnastik in der Alten Schule. Ein halbes Dutzend Männer läuft durch den Raum, streckt sich, dehnt sich, macht sich warm. Prüfend beobachtet Simone Gehringer das Geschehen. Gleich geht es los: Die Männertanzgruppe der Ebensfelder Karnevals-Gesellschaft ist bereit, Vollgas zu geben.
„Männer sind wie Frauen: Wenn sie aufeinandertreffen, gibt es viel zu reden.“
„Es wird so heiß, dass man sich daran verbrennt“, verspricht Uwe Wölfel dem Autor dieser Zeilen. „Ja, es wird schon sexy“, meint Simone Gehringer, die Trainerin. „Der Rest ist geheim!“ Die Vorhänge sind zugezogen, damit niemand in den Raum spitzen kann. Weder Tanz noch Choreographie sollen vor dem wohl einzigen Auftritt am Faschingsball der Ebensfelder Karnevals-Gesellschaft am Samstag, 3. Februar, nach außen dringen.
Seit einem Vierteljahr wird wöchentlich trainiert. Die künstlerische Gestaltung stammt aus der Feder der Trainerin. „Eigentlich schaue ich das ganze Jahr über, welche Musik oder welcher Tanz sich eignet“, sagt sie. „Sie muss einen Wiedererkennungseffekt haben, Stimmung bringen, die Gäste begeistern.“ Dass es auch heuer wieder ein Knaller wird, davon ist sie überzeugt.
Aus „Wamperten“ entstanden
Die Männertanzgruppe in der Ebensfelder Karnevals-Gesellschaft gibt es seit 2003. Vielleicht. „20 Jahre sind es bestimmt“, denkt Präsident Horst Amon laut nach. „Oder?“ Uwe Wölfel winkt ab und verkündet mit närrischer Überzeugung: „Wir sind im elften Jahr.“ Fakt ist, dass die heutige Tanzgruppe aus den „Wamperten“ hervorgegangen ist, den Schwergewichten unter den EKG-Narren. „Die Besetzung hat seither immer wieder gewechselt“, so Andreas Hümmer, selbst ein Urgestein des Ebensfelder Faschings.
Simone Gehringer guckt derweil autoritär. „Manchmal ist es einfacher, einen Sack Flöhe zu hüten.“ Sie meint es liebevoll. Martin Hirschlein animiert dieser kritische Satz dazu, an seinem eben spontan erdachten Soloprogramm zu arbeiten. Die Kollegen grinsen: Der Beweis wäre erbracht. Die Trainerin legt nach: „Männer sind wie Frauen: Wenn sie aufeinandertreffen, gibt es viel zu reden.“
Mit mütterlicher Strenge
Martin Hirschlein ist zur Bodengymnastik übergegangen, sehr zur Freude der Umstehenden. Sie feixen. Gehringer deutet auf ihn. „Da muss ich ab und zu mal einen Pläger loslassen“, sagt die Trainerin mit mütterlicher Strenge. „Dann holt sie das Lasso raus und wir spielen Cowboy und Indianer“, trällert Hirschlein. Entertainer sind sie zweifelsohne alle.
Das Männer-Sextett liebt es, in die Vollen zu gehen, ihre Zuschauer mitzureißen. „Das geht nun einmal nicht mit ,Schwanensee‘“, meint die Trainerin. Sie stockt, überlegt: „Obwohl...?“ Sofort ist Uwe Wölfel zur Stelle: „Freilich! Im Tutu haben wir sowieso schon einmal getanzt.“
Dieser Anblickt bleibt unvergessen: Die Gäste hatten damals Tränen in den Augen vor Lachen.
„Gaudi mit viel Ehrgeiz“: So beschreiben die Akteure ihre Motivation. Also Vorwärtsbogengang, Rückwärtsbogengang, Standspagat, in bester Gardetanz-Manier? „Alles!“ Uwe Wölfel antwortet ernst, muss dann den Blick schmunzelnd abwenden. „Spagat? Maximal eingesprungen“: Bernhard Klinke lacht. Witzig ist es allemal, selbst bei einer ganz normalen Probe.
Auch zu den Kostümen gilt vor dem großen EKG-Ball die Verschwiegenheitspflicht. „Ich schreibe in die WhatsApp-Gruppe, was ich mir vorstellen könnte, dann dürfen die Männer etwas dazu sagen“, erklärt Coach Gehringer das Prozedere. Ob die Trainerin dann etwas ändert, steht auf einem anderen Blatt.
Acht Minuten dauert der heiße Ritt, der dieser Tage vorbereitet wird, bestehend aus zwei miteinander gekoppelten Tänzen. Uwe Wölfel und Günter „Günni“ Walter, beide Baujahr 1965, sind die ältesten unter den Tänzern. „Da wird es bald Zeit für einen Rollatortanz“, frotzelt Martin Hirschlein, mit 45 Jahren das „Küken“. Simone Gehringer spitzt die Ohren: Ideen sammelt sie immer und überall. „Wir sollten vielleicht unsere Tänze für die Gebrechlichen etwas vereinfachen“, gießt sie Öl ins Feuer. Und Günni kontert frech: „Man ist immer so alt, wie man sich fühlt.“
„Dieser Moment, wenn du genau diesen Song im Radio hörst“: Andreas Hümmer verbindet viele witzige Erinnerungen mit den Auftritten seiner Tanzkumpanen. Und trotz aller Routine sind die gestandenen Kerle doch Jahr für Jahr immer wieder etwas nervös, wenn der große Tag naht. „Lampenfieber? Das trinken wir weg!“, plant Bernhard Klinke. Trainerin Simone Gehringer relativiert: „Ein kleiner Beruhiger vor dem Auftritt ist okay, mehr aber nicht.“ Ihre Schützlinge nicken: verstanden.
Der Rest ist Schweigen
Ab und an ist das Männerballett auch mal bei privaten Feiern aufgetreten. Heuer ist bislang noch nichts Derartiges geplant. Doch plötzlich: „Jungs, ihr werdet noch einen zweiten Auftritt haben“, verkündet 2. EKG-Präsidentin Daniela Klinke geheimnisvoll. Der Rest ist Schweigen.
„Es ist ein Wunder, was die Simone alles aus einem kitzelt“, lobt Andreas Hümmer. Die Trainerin schaut auf die Uhr. „Los jetzt!“ Schluss mit lustig: Der Autor dieser Zeilen muss gehen. Nun wird trainiert.
Auftritt Die Männertanzgruppe der Ebensfelder Karnevalsgesellschaft tritt am Samstag, 3. Februar, beim EKG-Ball in der Turnhalle an der Schule auf. Beginn ist um 20.11 Uhr, der Einlass erfolgt ab 19 Uhr.