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BAD STAFFELSTEIN: Helga Siebert bei Ringelnatz-Abend in Bad Staffelstein

BAD STAFFELSTEIN

Helga Siebert bei Ringelnatz-Abend in Bad Staffelstein

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    Helga Siebert, stilecht mit Matrosenmütze.
    Helga Siebert, stilecht mit Matrosenmütze. Foto: Werner Diefenthal

    Wie es sich für eine gebürtige Hamburgerin gehört, trat Helga Siebert im Stadtcafé vor zahlreichen Zuhörenden mit Matrosenmütze und Hamburger Dialekt auf.

    Das passte hervorragend, war Joachim Ringelnatz doch lange Jahre selbst zur See gefahren. In Hamburg gibt es die „Ringelnatz-Treppe“, genau gesagt in Hamburg-Othmarschen. Dort ist auf einer der Stufen auch Peter Rühmkorf verewigt. Diesen Wunsch hatte er geäußert. Und in Cuxhaven steht das Ringelnatz-Museum. Also Grund genug, den Abend mit dem typischen, etwas unterkühlten Hamburger Charme zu begehen.

    Reges Liebesleben

    Gedichte hatte sie mehr als genug im Gepäck. Treffsicher hatte sie für diesen speziellen Abend einige seiner schönsten ausgesucht. Und wer Helga Siebert kennt, der weiß, irgendwann kommt sie immer zu dem Punkt, bei dem es um Zwischenmenschliches und auch zum Teil etwas Schlüpfriges geht. Denn auch hier war Joachim Ringelnatz, mit bürgerlichem Namen Hannes Bötticher, sehr umtriebig, was wohl auch an seinem eigenen Liebesleben gelegen haben mag. Inwieweit dabei die Gedichte und Geschichten über Kuttel Daddeldu sein eigenes Leben widerspiegeln, ist hingegen nicht bekannt.

    Bekannt ist eines seiner Gedichte, in der er selbst tiefstapelt und einen Wunsch äußert, dem man ihm nach seinem Ableben erfüllen solle: „Mein Ideal wäre, dass man nach meinem Tod ein Gässchen nach mir benennt, ein ganz schmales und krummes Gässchen, mit niedrigen Türchen, mit steilen Treppchen und feilen Hürchen, mit Schatten und tiefen Fensterluken. Dort würde ich spuken.“

    Dieser Wunsch ging in Erfüllung. 2008 wurde in seiner Geburtsstadt Wurzen das „Ringelnatzgässchen“ eingeweiht. Ob er dort allerdings spukt, ist nicht bekannt. Und gespukt hat auch bei Helga Siebert niemand, dafür aber gesungen. Seemannslieder, intoniert von der Künstlerin, fielen auf fruchtbaren Boden, das Publikum sang kräftig mit.

    Gedichten folgt Gesang

    Überhaupt waren die meisten der Gäste mit Ringelnatz mehr als vertraut, immer wieder wurden Textstellen mitgesprochen. Doch Helga Siebert rezitierte nicht nur. Mit pantomimischen Einlagen bereitete sie auf einige der Gedichte vor. So warf sie beispielsweise den Gästen einen imaginären Luftballon zu oder zündete sich eine imaginäre Zigarette an. Ihre Mimik und Gestik dabei sind unübertroffen.

    Oder ein Gedicht, bei dem sie nach und nach einen immer höheren Alkoholpegel aufzuweisen schien, bis sie am Ende „sturzbetrunken“ am Tisch stand. Immer wieder dabei spontaner Applaus, oft sogar schon vor dem Ende eines vorgetragenen Stückes. Nach gut zwei Stunden endete der Abend. Belohnt wurde die Künstlerin mit lang anhaltendem Applaus. Und die Zuschauerinnen und Zuschauer mit einem Abend, der einen kurz alles andere vergessen ließ. Lustig, aber ab und an besinnlich, nachdenklich. Der Wortwitz von Ringelnatz traf auf den Charme Helga Sieberts. Eben humorvoll, teilweise überspitzt.

    Um es mit den Worten des Dichters zu sagen: „Humor ist der Knopf, der verhindert, dass einem der Kragen platzt.“

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