Eines war schon kurz vor dem Konzert des Nordbayerischen Musikbundes (NBMB) deutlich zu sehen. Das Schülerorchester des Bezirk Oberfrankens hatte sich wieder verjüngt. Was dieses Orchester und auch das Jugendauswahlorchester des Nordbayerischen Musikbundes (NBMB) im Bezirk Oberfranken bei den „Highlights der Blasmusik“ am Tag der Deutschen Einheit in der Bad Staffelsteiner Adam- Riese-Halle präsentierten war symphonische Blasmusik der Spitzenklasse.
Die Arbeit zu Ostern bei den Orchester-Wochen hatte sich gelohnt. Aus 47 Kapellen aus ganz Oberfranken kamen 150 Musiker zusammen, um wiederum ein außergewöhnliches Konzert auf die Beine zu stellen. Seit nunmehr mehr als drei Jahrzehnten kann man musikalische Höchstleistungen der Bezirksorchester Oberfranken am Tag der Deutschen Einheit genießen.

NBMB-Kreisvorsitzender Horst Sünkel freut sich über knapp 500 Besucher
Neben den knapp 500 Besuchern hatte sich viel Prominenz aus Politik und Öffentlichkeit eingefunden, um den tollen Darbietungen beider Orchester zuzuhören. Darüber freute sich in seiner Begrüßung NBMB-Kreisvorsitzender Horst Sünkel. Er betonte, dass die vergangenen 30 Monate nicht einfach für die Musikerinnen und Musiker gewesen seien. Deshalb sei man froh, sich endlich wieder Publikum präsentieren zu können.
Es sei schön, dass die Tradition, das Konzert zum Tag der Deutschen Einheit abzuhalten, aufrechterhalten wurde, sagte stellvertretender Landrat Helmut Fischer.
Die Dirigenten Armin Häfner, Edmund Rolle und Michael Saffer sowie Bezirksdirigent Michael Botlik, die die Orchester abwechselnd leiteten, hatten in der musikalischen Vorbereitung hervorragende Arbeit geleistet und tolle Musik ausgesucht.

Geheimnisvoll, jedes Register einbeziehend
Dass die symphonische Blasmusik begeistert, war beim Auftaktstück des Schülerorchesters mit dem Werk „Pilgrims of Wolfryt“ des legendären Holländers „Waldfridus“ sofort erkennbar. Geheimnisvoll, aber auch mit ruhigen Melodienbögen, und dann jedes Register einbeziehend, trafen die jungen Musiker den Charakter dieser Tondichtung von Jacob de Haan sehr gut.
Typisch Irish war danach das Stück „Tales from the Shore“, eine irische Rhapsodie von Kees Vlak. Freunde irischer Musik konnten die Hymne „Molly Mallone“ einer Fischers Frau und die Titelmusik aus der Tanzshow von „Lord oft he dance“ gut erkennen. Das Kommen und Gehen der aufgewühlten Irischen See wurde fulminant vom Orchester dargestellt.
„Es war einmal in Amerika“ oder „Once upon a time in America“ erklangenwaren als eine perfekte musikalische Erinnerung an das gleichnamige Gangster-Epos aus dem Jahr 1984. Zum Film von Sergio Leone hatte Enio Moriccone die fantastische Filmmusik geschrieben. Traurig anmutende Passagen boten einen gelungenen Gegensatz zu amerikanischer Swingmusik der 1930-er Jahre.

Mit vier Seemannsliedern die Bühne gentert
Nochmals auf Seeefahrt begaben sich die jungen Akteure mit der Musik der Band Santiano. Die rhythmische Prägung erhielt das Potpourri durch das fulminante Xylophonspiel von Benjamin Heermann. Mit vier Seemannsliedern enterten die Musiker wie Piraten und Matrosen musikalisch die Weltmeere oder eroberten die Bühne.
Mit einem noch größeren Klangvolumen der Heroic Fanfare startete das Jugendauswahlorchester seine Darbietungen. Nach der fanfarenartigen Einleitung kam es zu einem ruhigen Mittelteil der wiederum in einem großen musikalischen Finale endete. Ein imposantes Eröffnungswerk des jungen Südtiroler Komponisten Gerhard Kofler, klasse vorgetragen.
Von starken Männern mit fatalistischer Einstellung
Ein Höhepunkt des Konzertes war „Vikings: The Legend“ von Lionel Beitran. Diese symphonische Episode für Blasorchester ist eine Impression der Wikinger, von riesigen und starken Männern mit einer fatalistischen Einstellung. Mit vielen ungewöhnlichen Instrumenten, etwa wie einer riesigen Schalmei, einem Wikinger-Blashorn oder Schlauchröhren, mit denen Luftgeräusche erzeugt wurden, erzählte das Werk von dem Volk des Nordens in früherer Zeit. Auch die Klavierpassagen und Piccolo-Einwürfe erzeugten ein perfektes und facettenreiches musikalisches Gemälde. Was besonders auffiel, war das gute Zusammenwirken der einzelnen Musikgruppen. „Wahnsinn!“, kommentierte ein Besucher.

„Was haben Steve Jobs, Marc Zuckerberg und Johannes Gutenberg gemeinsam?“, fragte die Moderatorin. Sie alle stünden für eine Revolution in der Kommunikations- und Informationstechnik. Revolutionär ist die Musik die Otto M. Schwarz Guttenberg gewidmet hat. Klangvolle Hörnerpassagen, weiche und flüssige Melodienführung, aber auch rhythmische und dynamische Bewegungen interpretierte das Orchester sehr gut.
Zurücklehnen bei Musik aus „König der Löwen“
Sich zurücklehnen und genießen konnten die Zuhörerr bei der Filmmusik aus „The Lion King“. Die Stücke wurden einmal mehr in einere wunderschönen Blasorchester-Bearbeitung präsentiert. Bei den großartigen Hits, die in ihrer Urfassung von keinem Geringeren als Sir Elton John geschrieben worden sind, nahmen die Musiker das Publikum mit auf eine Reise in den Dschungel. Ob rhythmisch betont, wie bei „Hakuna Matata”, oder mit viel Gefühl („Can You Feel The Love Tonight“), dem Publikum gefiel es sehr.
Dies war bei den beliebtesten Melodien von George Gershwin unter dem Titel „Porgy and Bess“ ebenso. Musikalisch zeigte das Orchester den Alltag der farbigen afroamerikanischen Bevölkerung in Amerika durch Jazz und Swing-Elementen gekonnt auf. Immer wieder ein richtiger Ohrwurm von Gershwin ist „Summertime“m der durfte da nicht fehlen.
Super Mario und ein mexikanischer Marsch
Der „Soundtrack“ zum legendären Nintendo-Spiel „Super Mario Bros“ von Takashi Hoshide aus dem Jahre 1985 lässt sich ganz einfach erklären: modernste Blasmusik, leicht und Locker vom Hocker dargeboten. Besonders die Percussionsgroup hatte alles im Griff.
Ein mexikanischer Marsch zum Abschuss eines tollen Konzertes bot „Zacatecas“ von Genaro Codina. Nach seiner Komposition stieg der Marsch zur heimlichen Nationalhymne Mexikos auf. Die panamerikanischen Musikelemente wurden vom Orchester bestens erfasst.
Mit dem Frankenlied-Marsch, den beide Orchester zusammenspielten, und der Deutschland-Hymne endete nach über 150 Minuten ein wunderschönes Konzert. Sein Kommen musste sicherlich kein Besucher bereuen.