„Alle Jahre wieder kommt das Christuskind auf die Erde nieder“, heißt es in einem bekannten Weihnachtslied. Doch im Corona-Jahr 2020 ist auch die Ankunft des kleinen Jesus beim Krippenspiel ein wenig anders. Denn infolge der Ausgangsbeschränkungen sowie der Hygiene- und Abstandsregelungen kann ein Krippenspiel eben nichts so umgesetzt werden, wie das in normalen Jahren der Fall ist. Die evangelische Kirchengemeinde in Zapfendorf hat aus der Not eine Tugend gemacht. Ihr etwas anderes Krippenspiel gibt es an den Feiertagen als Video zu sehen.
„Bei uns ist schon einiges los im Stall“, verrät Dana Holmer, als sie eine Reihe von Kindern mit ihren Eltern in der Auferstehungskirche zur Adventsandacht begrüßt – selbstverständlich alle auf Abstand und mit Mund-Nasen-Bedeckung. „Felix war eben schon mal bei mir und hat den Esel, den Ochsen und einige Kühe, Maria und Josef, die sich gerade auf dem Weg nach Bethlehem befinden, entdeckt“, lässt sie die anderen wissen, die vielleicht noch nicht ganz so genau geschaut haben. In jeder Adventswoche werden weitere Figuren aus Holz in die Krippe am Altar gestellt.
Kinder aus Zapfendorf, dem Landkreis Lichtenfels und Scheßlitz
Dana Holmer ist die Gattin des Pfarrers, Erzieherin, Mutter und ehrenamtlich sehr engagiert in der Kirchengemeinde. Kindgerecht und in anschaulicher moderner Sprache erzählt sie, was da so los war vor mehr als 2000 Jahren in Israel und in Bethlehem. Die Mädchen und Jungen lauschen interessiert und erzählen auch selbst, was sie wissen über die Geschichte zu Weihnachten. Mehr als 17 sind an jenem Mittwoch angemeldet, und sie kommen nicht nur aus Zapfendorf selbst, sondern auch aus dem Landkreis Lichtenfels, da Ebensfeld zur evangelischen Kirchengemeinde Zapfendorf gehört, und aus Scheßlitz. Das Altersspektrum reicht vom Säugling bis zum angehenden Teenie.
Das Singen muss aufgrund der Bestimmungen im Rahmen der Covid-19-Pandemie ausfallen – das übernehmen die Kinder in einem Video, das Pfarrer Holmer mit dem Beamer an die Wand neben dem Altar strahlt. Die kleinen Kirchenbesucher dürfen die Lieder aber auf Holzinstrumenten rhythmisch begleiten, was sie mit sichtlicher Begeisterung tun.
Jede Woche kommen neue Figuren in der Krippe dazu
Aufmerksam sind sie auch dabei, als Dana Holmer weiter von der Krippe erzählt, denn da gilt es noch ein paar andere Hauptdarsteller ins Geschehen zu holen: Zwar „fliegen“ bereits die selbst gebastelten Engel über dem Stall von Bethlehem, doch ist die Krippe längst noch nicht vollständig. Dana Homer klappt den Deckel des Korbs auf, den sie mitgebracht hat, und greift hinein: „Was haben wir denn da? Einen Hirten. Und noch einen Hirten. Aber was wäre ein Hirte ohne seine Schafe? Und schaut da! Hier sind auch noch weitere Schafe. Und ich kann euch sagen, diese haben es richtig gut. Die Hirten haben sie richtig gut versorgt.“
Im Plauderton erzählt Dana Holmer, was den Hirten in dieser Nacht passiert ist. Vielen ihrer kleinen Zuhörer ist anzusehen, dass sie sich lebhaft versuchen vorzustellen, wie das für die Hirten wohl gewesen sein muss.
Video in zwei Kirchen per Beamer in Endlosschleife
Damit diese wussten, wo sie hin mussten, leuchtete ihnen ein Stern den Weg. Den bringt Dana Holmer vorsorglich gleich an der Weihnachtskrippe an. „Sicherlich wisst ihr, dass es noch mehr Gäste gibt. Um diese auch bei uns in der Krippe zu begrüßen, müsst ihr euch allerdings noch bis nächste Woche gedulden“, verabschiedet sich Dana Holmer. Zum Abschluss gibt es noch ein Lied – auf Video natürlich.
Per Video gibt es auch das Krippenspiel: Die Krippenszenen mit den Holzfiguren werden im Detail fotografiert, und die Kinder dürfen dazu erzählen, was in Bethlehem geschehen ist. Die Tonaufnahmen erfolgen alle einzeln, erklärt Dana Holmer. Das Video wird während der Feiertage vom 24. bis 26. Dezember in den Kirchen in Zapfendorf und Lahm im Itzgrund per Beamer in Endlosschleife gezeigt, sodass alle Besucher es für sich alleine anschauen können. Besondere Zeiten, besondere Wege eben.
Das Positive an der Pandemie sei, dass dadurch auch Neues entwickelt wird, findet Pfarrer Kornelius Holmes. „Zwar sind all diese Aktionen ein wenig aus der Not heraus geboren, aber ich freue mich, dass wir durch diese die Weihnachtszeit und die aktuelle Zeit allgemein ein wenig schöner machen können“, sagt der Pfarrer.
Besonders freue er sich darüber, dass er nicht nur viele bekannte Gesichter sieht, sondern einige neue Besucher, die aus anderen Gemeinden den Weg nach Zapfendorf gefunden haben. „Gerade in einer Zeit wie dieser können wir als Gemeinschaft und als Kirche wachsen. Das führen mir die tollen Ideen immer mehr vor Augen. Das finde ich schön!“
„Gerade in einer Zeit wie dieser können wir als Gemeinschaft und als Kirche wachsen. Das führen mir die tollen Ideen immer mehr vor Augen. Das finde ich schön!“
Kornelius Holmer, evangelischer Pfarrer
Auch seine Gattin Dana Holmer zieht das Positive aus der aktuellen Situation: Infolge der Schließungen von Schulen und Kitas hätten Familien nun auch „geschenkte Zeit“ – diese könne man gemeinsam nutzen. Zeit sei ein Geschenk.