Schon lange vor Beginn um 20 Uhr war der urige Brauereisaal in Loffeld restlos gefüllt. Ob die Zuschauer da schon wussten, dass eines der Mitglieder die Gruppe TBC verlässt? Auf seiner Internetseite hatte das Trio neben den restlichen Terminen der Spielzeit bis März 2023 noch keinen Hinweis gepostet. Dennoch sickerte durch, dass es Michael A. Tomis ist.
Er spielt seit elf Jahren den Pfarrer, den Metzger, er singt, musiziert und tanzt in den verschiedensten Rollen. Seine Sketche sind unvergessen, seine Rammstein-Parodie auf den 1950-er Schlager „Knallrotes Gummiboot“ ist eine unglaubliche Inszenierung und seine Stimmen-Imitation von Herbert Grönemeyer und Udo Lindenberg sucht seinesgleichen. Tomis stieß als „Ablösung“ von Helmut Vondran zur Gruppe. Da hatte der „Preuße“ Georg Koeniger schon den Platz von Daniel Schmidt eingenommen und Florian Hoffmann den von Mäc Härder. 1986 wurde TBC mit Vondran, Schmidt und Mäc Härder richtig bekannt.
„Als TBC zum ersten Mal eine Bühne betrat, gab es noch Wählscheiben-Telefone, vierstellige Postleitzahlen – und die Oberpfalz wurde gerade ans Stromnetz angeschlossen.“
Michael A. Tomis, TBC
„Wenn du gehst, haben wir wieder mehr Platz auf der Bühne“, stichelte Florian Hoffmann und blickte auf Michaels Bäuchlein. „Der Neue ist genauso wie ich“, konterte der. „Als TBC zum ersten Mal eine Bühne betrat, gab es noch Wählscheiben-Telefone, vierstellige Postleitzahlen – und die Oberpfalz wurde gerade ans Stromnetz angeschlossen“, rief er die Zeit Ende der 1980-er in Erinnerung. Das Publikum lacht herzhaft. Eigentlich hätte es auch beleidigt sein können: Gleich im ersten Sketch des Abends wurde es noch mit „Naja, was willst' im unteren Preissegment schon erwarten“ abgetan.
„Ich mag sie alle drei, die Jungs“, grinste Tanja Dowerg vom Organisationsteam. „Ausverkauft“ – genau das ist es, worauf viele Künstler und Veranstalter seit langem gewartet hätten. „Im Herbst haben wir teils vor halbvollen Sälen gespielt“, denkt Michael A. Tomis einige Monate zurück. Die Leute hätten Angst vor Corona gehabt, seien vielleicht selbst erkrankt oder wollten ihr Geld sparen, mutmaßt der Künstler.
Wegen Long-Covid zum Husten hinter die Bühne
Dass er selbst auch schwer an Corona erkrankt war, erzählt er schon zu Beginn der mehr als zweistündigen Veranstaltung. Auch, dass er unter Long-Covid leide und vielleicht mal zum Husten die Bühne verlassen müsste. Das war kein Scherz. „Dann spielen wir halt lauter“, beruhigt Georg Koeniger die Gäste. Ob das der Grund ist, das Erfolgstrio TBC (Totales Bamberger Cabarett) zu verlassen? „Nein, ich muss jetzt endlich das Bordell meines Vaters übernehmen“, erklärt Michael A. Tomis.
Er überzeugt mit seiner Mimik. Die drei Kabarettisten brauchen nicht viel an Requisiten oder gar Dekoration, ein Tisch, drei Stühle, das reicht. Hier spielen sie die Höhepunkte der 35-jährigen Ensemble-Geschichte. „Bevor wir´s vergessen“ heißt das Programm – ein Garant für Lachsalven aus dem Publikum, Zwischenapplaus und Kurzweil.
Der Metzger-Song und die Schöpfungs-Baustelle
Bei den größten Lachnummern darf natürlich der Metzger-Song nicht fehlen. Hildegard Knefs Chanson „Für mich soll´s rote Rosen regnen“ wurde umgetextet in „Für mich soll´s roten Pressack regnen“.

Als kompletter Wahnsinn erwies sich die Schöpfungs-Baustelle mit Petrus und Gott. Problem: Der Staffelberg ist mit 8000 Metern zu hoch geworden. Er muss rückgebaut werden. Ergibt sich die Frage: wohin mit dem Bauschutt? Petrus' Idee ist einfach: Wegschaffen, Zaun drum – und schon haben wir die Oberpfalz geschaffen.
Das Publikum johlt mittlerweile, Michael A. Tomis lobt es stolz: „Ihr seid eines der sympathischsten Publikumse!“ Georg Koeniger, Preuße aus NRW, kommt da nicht mit. Der gebürtige Münsteraner hat schon Schwierigkeiten, die Uhrzeit zu erkennen, wenn ihm ein Franke die Zahl „viertel 12“ nennt.
Vieles aus den 20 Programmen ist weiterhin aktuell
Die Kalauer sind aus mehr als 30 Jahren und 20 Programmen. Leider sind viele Nummern noch heute aktuell, etwa der Missbrauch und die Zahlungen der Kirche an die Opfer oder der rüde Umgangston der Parlamentarier. Und auch die Warnung für Reisende kann nicht oft genug wiederholt werden: „Fahren Sie nicht in die Oberpfalz! Dort gibt es soviel Inzucht, dort sind manche Leute sogar ihr eigener Vater.“
Zweieinhalb Stunden und mehrere Zugaben später lassen die drei Künstler ein begeistertes Publikum zurück. Viele sind von weither gekommen, ein Autokennzeichen aus der Oberpfalz wurde allerdings nicht gesichtet. Eine Frage blieb für Michael A. Tomis schließlich offen: „Wie gendert man herrenloses Damenfahrrad?“
Die nächsten Termine für KULTur im Brauereisaal: 17. März „Das Eich“ und am 22. April: Dominik Plangger aus Südtirol. Der Vorverkauf läuft bereits unter info@staffelberg-braeu.de