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KLOSTER BANZ: Kammerkonzert auf Kloster Banz begeistert

KLOSTER BANZ

Kammerkonzert auf Kloster Banz begeistert

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    Solobratscherin der Bamberger Symphoniker Lois Landsverk (li.), Pianist Wolfgang Kühnl und Mezzosopranistin Michaela Schuster.
    Solobratscherin der Bamberger Symphoniker Lois Landsverk (li.), Pianist Wolfgang Kühnl und Mezzosopranistin Michaela Schuster. Foto: Thomas Schaller

    Kloster Banz Zu Robert Schumanns Zeiten müssen Kammerkonzerte wohl ausufernd gewesen sein, darauf wies der künstlerische Leiter der Banzer Konzertreihe Achim Melzer in seinen Begrüßungsworten hin. Ein Konzertprogramm müsse aber nicht zwingend epische Längen aufweisen, es sei Abwechslung gefragt, denn „Musik soll unterhalten“.

    Die Programmauswahl der drei Musiker, die von Schumann über Brahms, Gounod, Fauré bis hin zu Weil reichte, versprach eine kurzweilige und unterhaltsame Matinée. Vor allem auch wegen der renommierten Künstler, die der Verein „Kammerkonzerte auf Banz“ für dieses Konzert gewinnen konnte.

    Neben der Solobratschistin der Bamberger Symphoniker, Lois Landsverk, und dem in der Kammermusikszene gefragten Pianisten Wolfgang Kühnl begrüßte Melzer die Mezzosopranistin Michaela Schuster. Die in Fürth geborene Sängerin gilt mit einem enormen musikalischen Spektrum als eine der wichtigsten Vertreterinnen ihres Faches, arbeitet regelmäßig mit namhaften Dirigenten und ist international auf allen großen Bühnen zu hören.

    Mühelos fließende Seelenruhe

    Schon in den ersten beiden Gesängen für Altstimme, Viola und Klavier von Johannes Brahms bewies das Trio höchste Musikalität. Der mühelos fließenden Seelenruhe in „Gestillte Sehnsucht“ schloss sich ein volksliedhaftes „Geistliches Wiegenlied“ mit der Melodie von „Josef, lieber Josef mein“ an. Die wunderschöne Klangfarbe der Viola bildete dabei eine zweite Singstimme neben der ausdrucksvollen Stimme von Michaela Schuster.

    Duo von Viola und Klavier

    Der geschickten Rhythmisierung des Programms entsprechend folgte ein Duo von Viola und Klavier. Die „Märchenbilder“ von Robert Schumann entstanden in seinen späten Schaffensjahren, in denen das „kleine Genre“ der Romanzen und Fantasiestücke überwog. Der Inhalt der vier Geschichten ist ein poetisch-musikalischer Versuch, den Ton des Märchens, das Erzählende, in Musik zu fassen, wobei die Motive auf Klavier und Viola gleichmäßig verteilt sind.

    Landsverk und Kühnl gelang ein märchenhaft schöner Dialog durch ihr perfektes Zusammenspiel. Besonders im letzten Satz mit der Bezeichnung „Langsam, mit melancholischem Ausdruck“ sang die Viola – zu Beginn wie ein sonorer Bariton, bis die Melodie in die Altstimme wechselte. Landsverk erspielte sich hier den Rang einer Botschafterin ihres oft unterschätzten Instruments und konnte sich blind auf die hervorragenden Künste ihres Pianisten verlassen.

    Jeder Ton sitzt

    Vor der Pause brillierte Michaela Schuster mit vier Liedern von Robert Schumann, wobei die gelungene Auswahl der Lieder allen Facetten ihrer Stimme Geltung verschaffte. Das „Liebeslied“ sang sie voller Inbrunst und Leidenschaft. Die sparsame Klavierbegleitung in „Der schwere Abschied“ ließ viel Raum für die feinen Nuancen ihrer Stimme, da saß jeder Ton. Das „Volksliedchen“ wurde vom Duo leicht und tänzerisch dargeboten, in der abschließenden „Widmung“ bewies Kühnl abermals, warum er ein geschätzter Klavierpartner ist.

    Nach der Pause versetzten die Künstler ihr Publikum mit dem „Abendlied“ von Charles Gounod für Mezzosopran, Viola und Klavier durch den beschwingten Dreiviertel-Takt in ein kleines Straßenlokal an einem Sommerabend in Paris – eine Einladung zum Tanz in die Nacht. Danach ging es nach Italien mit der impressionistischen „Sicilienne“ von Gabriel Fauré. Viola und Klavier präsentierten die lieblich-melancholischen Tonfolgen und den wiegenden Rhythmus traumhaft schön. Durch den Einsatz des Dämpfers bei der Wiederholung des Themas überraschte die Viola mit einer selten gehörten Klangfarbe.

    Impressionistisch und jazzig

    Berühmt wurde der austroamerikanische Komponist Erich Wolfgang Korngold als Wunderkind, musste aber wegen seiner jüdischen Herkunft während der Nazi-Zeit in die USA emigrieren. Derzeit erlebt seine Musik eine Renaissance. Michaela Schuster würdigte sein Schaffen mit drei Liedern – „Liebesbriefchen“, „Alt Spanisch“ und „Glückwunsch“ – herrliche Miniaturen, teils impressionistisch, teils jazzig oder große Bühne. Besonders in „Glückwunsch“ überzeugte sie mit angenehmen Timbre, aber auch einer expressiven Arie gleich, ein explosiver und lebendiger Vortrag.

    Mit dem „Blues für Bennie“ für Viola und Klavier gelang eine weitere Überraschung. Der deutsche Komponist und Musikpädagoge Eduard Pütz schrieb dieses Werk 1991 als 80-Jähriger, eine Komposition, die die Grenzen zwischen der so genannten „ernsten“ und „unterhaltenden“ Musik überwindet. Zeitgenössische Tonalität und Jazzharmonik sind hier keine Gegensätze, das Stück ist beste coole Filmmusik. Wobei der Mittelteil rhythmisch äußerst anspruchsvoll ist. Die beiden Künstler meisterten diese Passagen mit Bravour.

    Vier Lieder von Kurt Weill sollten den Abschluss des Konzertes darstellen. Michaela Schuster genoss den Vortrag sichtlich. Mit ihrer facettenreichen Stimme leuchtete sie in „Es regnet“ und „Berlin im Licht“ die Atmosphäre Berlins aus. Sie brillierte in „Nannas Lied“ und besonders im genialen Schlussstück „Der Abschiedsbrief“.

    Die drei Musiker wurden für ihre Darbietungen mit Applaus und Bravo-Rufen bedacht. Die Besucher erlebten mit Landsverk, Kühnl und Schuster ein frisches, kurzweiliges und vielfältiges Konzert auf höchstem musikalischem Niveau.

    Das nächste Konzert in Banz findet am Sonntag, 12. Mai, statt. Die Bamberger Symphoniker werden mit ihren Akademisten Werke von Mozart und Puccini spielen.

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