Als im Juni 2016 die Planungen für eine neue Kindertagesstätte begannen, ahnte niemand, wie sehr sich Zeit- und Kostenplan für den Neubau verändern sollten. Der damals knapp 30 Jahre alte Evangelische Kindergarten am Georg-Herpich-Platz war in die Jahre gekommen. Eine Sanierung wurde dringend erforderlich: der bestehende Bau von 1988 wurde den veränderten Anforderungen an eine zeitgemäße Ausstattung einer Kindertagesstätte nicht mehr gerecht.
„So initiierten die evangelische Kirchengemeinde unter der Leitung von Pfarrer Matthias Hagen und der Kirchenvorstand den Neubau“, fasste es am Samstag Pfarrerin Raphaela Holzinger zusammen. Beim Festakt zur feierlichen Neueröffnung in der Dreieinigkeitskirche gab sie einen Überblick über die Fortschritte, aber auch über die Herausforderungen, die während der jahrelange Bauzeit auftraten.
Festakt ohne Kinder
Natürlich fiel auf, dass in der Kirche nur Ehrengäste anwesend waren – nicht ein einiges Kind. „Wenn Sie mich fragen: Warum sind die Kinder heute nicht dabei? Ich weiß, sie würden sich bei einer solchen Ansprache fürchterlich langweilen“, schmunzelte Pfarrerin Holzinger.
Sie hätte bestimmt recht behalten. Gruß- und Dankesworte nahmen nach einer kurzen Liturgie knapp zwei Stunden in Anspruch. Und doch waren die Ansprachen wichtig. Zu diesem Festakt waren stadtgebietsübergreifend zahlreiche geistliche und weltliche Vertreter von Behörden und Ämtern zusammengekommen, die alle in das Millionenprojekt involviert waren.
Erste Pläne abgelehnt
Rückblick: Die Pläne gingen zur Regierung nach Bayreuth. „Die Pläne wurden abgelehnt, da keine neuen Plätze vorgesehen waren“, erinnerte sich die Pfarrerin. Und sie erwähnte auch den Vorschlag aus Bayreuth: „Legt zwei Millionen drauf und baut eine neue Gruppe.“ Ein Architektenwettbewerb lief an, den das Bamberger Architekturbüro „umarchitekten“ gewann, freute sich Raphaela Holzinger mit den beiden Architekten Jonienz und Vogel.
Stillstand auf der Baustelle
Es folgte die Kontaktaufnahme zur Landeskirche München, zum Dekanat Michelau und auch zur Stadt Bad Staffelstein. Der Bauantrag lag schließlich am 30. August 2019 vor, wurde von der Stadt und der Kirche genehmigt, und im gleichen Jahr begannen das Ausräumen, das Umquartieren der Krippen- und Kindergartenkinder und der Abriss. Das alles geschah in der Amtszeit von Bürgermeisters Jürgen Kohmann. Die Pfarrerin bedankte sich bei ihm und dem Stadtrat.
Der Bau einer Kita ist eine kommunale Pflichtaufgabe, rief sie in Erinnerung. Die Stadt Bad Staffelstein sagte einen Eigenanteil von einer Million Euro zu. Doch dann brachten die Corona-Welle, ein im Suezkanal feststeckendes Schiff und die Ukraine-Krise das Bauvorhaben zumindest vorübergehend zum Stillstand. Stattdessen schossen die Preise für das Material in die Höhe. Doch dann konnte es endlich weitergehen.
Am 11. Juni 2021 wurde das Richtfest gefeiert. Während der langen Bauzeit waren besonders Pfarrer Matthias Hagen, der Bau-Ausschuss mit Walter Wüst, Martin Fritz, Volker Götz und Kirchenvorstand Bernhard Lemmink im Einsatz; ab Juli 2022 übernahm der Geschäftsführer des Kirchengemeindeamtes Coburg, Diakon Rainer Mattern, die Bauherrenvertretung und sorgte umsichtig und tatkräftig für das Voranschreiten dieses großen Bauprojektes. Raphaela Holzinger begleitete ab März 2023 als Pfarrerin die letzte Bauphase.
Einzug im Frühling
Im Frühling 2024 konnten die ersten ausgelagerten Utensilien ins neue Domizil gebracht werden. Bis die Kinder aus ihren Ersatz-Tagesstätten zurück konnten, sollte es da noch etwas dauern. Die zwei Krippengruppen, die im benachbarten evangelischen Gemeindehaus untergekommen waren, und die beiden Kindergartengruppen, die während der Bauzeit einen Platz im Katholischen Jugendheim gefunden hatten, durften am 22. April endlich in das neue Gebäude.
Ein herzliches Dankeschön galt Pastoralreferentin Susanne Lindner und Kirchenpfleger Peter Würker von der Schwestergemeinde Sankt Kilian. Ein herzlicher Dank ging auch an stellvertretenden Landrat Helmut Fischer und Bürgermeister Mario Schönwald. Kirchenvorstand Bernhard Lemmink, der die Moderation des Festaktes übernommen hatte, durfte nach den Grußworten der Gäste endlich Architektin Jonienz und die Kindergartenleitung mit Beate Wagner und Sandy Bartsch zur symbolischen Schlüsselübergabe für den Neubau nach vorne zum Altar bitten.
Danach durften die vielen Gäste miterleben, wie Pfarrerin Raphaela Holzinger die neuen Räumlichkeiten segnete, und sich selbst dort umsehen.
Zahlen rund um den Neubau Planungsbeginn Juni 2016. Ursprüngliche Planungskosten: vier Millionen Euro. Förderung der Regierung von Oberfranken (Art. 10 BayFAG): 2,4 Millionen Euro plus 75.000 Euro für die Kinderbetreuungsfinanzierung. Der Eigenanteil des Trägers der Kita, die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde, betrug 525.000 Euro. Der Eigenanteil der Stadt Bad Staffelstein war auf eine Millionen Euro festgesetzt. Von den tatsächlich angefallenen Mehrkosten in Höhe von etwa 800.000 Euro übernahm die Stadt Bad Staffelstein 67 Prozent (etwa 536.000 Euro). Maßnahmenbeginn war April 2021, Abschluss der Maßnahme 39 Monate später im Juni 2024 mit Gesamtkosten von 4,8 Millionen Euro. Die Trägerschaft übernimmt die Evangelische Kirchengemeinde. Zusammen mit der neu geschaffenen fünften Gruppe können jetzt 92 Kinder betreut werden – um sie kümmern sich 22 Mitarbeiterinnen einschließlich Hausmeister.