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KLOSTER BANZ: Kloster Banz: Liedermacher von morgen auf Bühne von heute

KLOSTER BANZ

Kloster Banz: Liedermacher von morgen auf Bühne von heute

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    Alle Preisträger nach dem Konzert vereint auf der Bühne.
    Alle Preisträger nach dem Konzert vereint auf der Bühne. Foto: Werner Diefenthal

    Es ist Tradition. Wie immer vor dem „Lieder auf Banz“-Wochenende werden auf der Klosterwiese im Rahmen eines Konzertes die Preisträger des Förderpreises der Hanns-Seidel-Stiftung für junge Liedermacher vorgestellt.

    Eine gut aufgelegte Sarah Straub führte durch das Programm und hatte dabei noch einen kurzen Auftritt, der beachtliches zeigte.

    Doch zunächst hob die stellvertretende Vorsitzende der Hanns-Seidel-Stiftung München, Susanne Breit-Keßler, in ihrer Laudatio auf die Preisträger vor allem die Individualität der Gewinner hervor. Sie ging auch auf die die Rolle der Hanns-Seidel-Stiftung ein, und darauf, welche diese im kulturellen Bereich einnimmt. „Kultur ist ein wertvoller Bestandteil der Gesellschaft“, so Breit-Keßler. Und damit ein wichtiger Teil der Demokratie.

    Ebenfalls kurz auf der Bühne kam der Moderator der „Lieder auf Banz“, Werner Schmidbauer, der in diesem Jahr sein 45. Bühnenjubiläum feiert und der kurz seine erste Begegnung mit Banz reflektierte. „Vor 27 Jahren war ich erstmals Gastgeber, als direkter Nachfolger von Reinhard Mey. Und ich wusste, ich kann ihn nicht ersetzen. Das kann niemand.“

    Niemals aufgegeben

    Und damit wurde der erste Gewinner auf die Bühne gebeten. Phil Siemers, begleitet von Markus Schröder am Flügel. Der junge Hamburger arbeitet aktuell an seiner dritten CD. Seine erste erschien zu Beginn der Corona-Pandemie.

    Auf die Frage, wie sehr ihn die Einschränkungen zu der Zeit betroffen hatten, gab er freimütig zu: „Das hat uns mehr oder weniger komplett aus der Bahn geworfen.“ Doch Phil Siemers ist nicht der Typ, der aufgibt. Er nutzte die Zeit, schrieb weiter Lieder für die zweite CD „Marleen“ und ist mittlerweile wieder auf Tour und bereits eine feste Größe geworden. Texte, die zum Nachdenken anregen, dazu rhythmische Klänge, bisweilen auch sanft, getragen vom Spiel am Flügel, lohnten, genau hinzuhören.

    Freiheit durch Musik

    Nach der Zugabe, die vom Publikum gefordert wurde, betrat eine junge Frau die Bühne – barfuß. Miriam Hanika, ausgebildete Oboistin, brachte ihre Band mit. „So weit ich weiß, bin ich weltweit die einzige Liedermacherin, die mit Oboe auftritt.“

    Ließen es richtig krachen: Max Heckel (li.) und Sascha Bondig, „Nobody Knows“.
    Ließen es richtig krachen: Max Heckel (li.) und Sascha Bondig, „Nobody Knows“. Foto: Foto:s Werner Diefenthal

    Damit nicht genug: Sie spielt auch Klavier und Gitarre, setzt mit ihrer Stimme Akzente, wie es kaum jemand sonst vermag. Und gerade die Stimme ist es, die sie abhebt. Mal sanft, dann wieder rockig, bringt sie ihre Texte dar, die in Teilen sehr stark an Lieder von Konstantin Wecker erinnern.

    Gegen Umweltverschmutzung und rechte Hetze positioniert sie sich. Ein Höhepunkt folge, als sie Sarah Straub auf die Bühne bat und, gemeinsam mit ihrer Cellistin, „Ich sehne mich“ in perfektem dreistimmigem Gesang aufführte.

    Auf die Frage, warum sie Liedermacherin geworden ist, kam eine recht einfache Antwort: „Ich mag die Musik im Orchester, ich mag auch die Improvisation. Aber als Liedermacherin mit eigener Musik und eigenen Texte, da spüre ich die Freiheit.“

    Die einzige Liedermacherin mit Oboe: Miriam Hanika.
    Die einzige Liedermacherin mit Oboe: Miriam Hanika. Foto: Werner Diefenthal

    Und was dann passierte, das glich einem Orkan, der durch den Saal tobte. Wer das Duo noch nicht kannte, der wird die beiden Herren wohl so schnell nicht vergessen. „Ich habe hier heute den ganzen Tag kein Wort verstanden, nun folgt die Revanche“, hieß es. „Nobody Knows“, eines der vielen „Kinder“ von Max Heckel.

    Allein der Lebenslauf des Künstlers ist mehr als beeindruckend. Studium der Philosophie, Geschichte, Germanistik, Ethik, Psychologie und Pädagogik, Autor, Verleger und noch vieles mehr steht in seiner Vita. Dazu vielfältige Projekte, unter anderem Kinderlieder oder auch Vertonungen von Kurt Tucholsky.

    Ihm zur Seite stand an diesem Abend, quasi als Sidekick, der Gitarrist Sascha Bondig, der mit seiner stoischen Ruhe der Gegenpart zum quirligen Heckel darstellte. Er selbst nimmt sich nicht allzu ernst. „Nobody Knows ist die unbedeutendste Band der Welt“, sagt er über das Projekt. Und über sich selbst meint er nur: „Ich mach gerne viele Dinge nur halb und nichts richtig.“

    Publikum ließ sich mitreißen

    Sprüche, die gut ankamen und dem Publikum einen Hinweis auf das gaben, was sie erwartete. Und das war einiges. Musik, die mitriss, Texte, die man mehrmals hören muss, dazu seine Rockröhre und immer wieder das einseitige Zwiegespräch mir Sascha Bondig. „Ich hab ja hier meine Geige, und dann heißt es immer, wir wären ne Irish-Folk-Band“, lachte Heckel.

    Und dann brachte er in „broken English“ eine Moderation zustande, die dem Publikum die Tränen vor Lachen in die Augen trieb. Aus Tucholsky wurde so „Tatschelsky“. „Wenn ein Auftritt schlecht ist, dann hilft immer ein Kinderlied“, unterbrach er einen Song. „Wenn das nicht hilft, bleibt der Auftritt eben schlecht.“ Sprachs und stimmte ein Kinderlied an, was vom Publikum mitgesungen wurde. „Klappt immer“, grinste er.

    Sanfte Töne gab es von Phil Siemers.
    Sanfte Töne gab es von Phil Siemers. Foto: Werner Diefenthal

    Doch seine Texte sind mitunter ein Spiegel, den er anderen vorhält. Gegen Spießertum, gegen Rechts, gegen Gewalt. Eine Formation, die, trotz ihrer im Kern zu findenden Aussagen, einfach Spaß macht. Ironisch, selbstkritisch, mitunter sarkastisch, aber nie verletzend oder diffamierend. Das, was einen Liedermacher eben ausmacht.

    Mit ihm und dem Lied aus der kultigen „Gummibärenbande“ endete ein Abend, der zeigte, wie vielfältig die Welt der Liedermacher ist. Und alle haben mit Sicherheit den Preis verdient. Noch lange standen das Publikum und die Künstlerinnen und Künstler zusammen, fachsimpelten und diskutierten.

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