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BAD STAFFELSTEIN: Kontroverse um Erweiterung des Steinbruchs „Deisenstein“

BAD STAFFELSTEIN

Kontroverse um Erweiterung des Steinbruchs „Deisenstein“

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    Der bestehende Steinbruch „Deisenstein“ soll um mehrere Hektar erweitert werden.
    Der bestehende Steinbruch „Deisenstein“ soll um mehrere Hektar erweitert werden. Foto: Monika Schütz

    Die Sitzung des Stadtrates war von Protesten begleitet: Vor der Adam-Riese-Halle hatte sich Anton Reinhardt vom Bund Naturschutz (BN) mit mehreren Mitstreitern eingefunden, um gegen die geplante Erweiterung des Steinbruches „Deisenstein“ ein Zeichen zu setzen.

    Direkt vor der Stadtratssitzung: Mitglieder des Bund Naturschutz um Kreisvorsitzenden Anton Reinhardt (2. v. li.) protestieren vor der Adam-Riese-Halle gegen die Erweiterung des Steinbruchs.
    Direkt vor der Stadtratssitzung: Mitglieder des Bund Naturschutz um Kreisvorsitzenden Anton Reinhardt (2. v. li.) protestieren vor der Adam-Riese-Halle gegen die Erweiterung des Steinbruchs. Foto: Monika Schütz

    Dass ihre Kundgebung nicht angemeldet worden war und sie diesbezüglich von den Polizeibeamten belehrt wurden, schmälerte die Botschaft des BN nicht. Die Protestierenden durften mit kleinem Abstand zum Haupteingang ihr Banner ausrollen.

    Stein des Anstoßes war der geplante Dolomit-Abbau in der Verlängerung des bereits bestehenden Steinbruchs. „Die von dem Unternehmen gewünschte Erweiterungsfläche beträgt noch einmal 8,3 Hektar mehr als das bereits vorhandene Steinbruchareal“, mahnte Reinhardt mahnte. „Große Teile des bestehenden Geländes liegen bereits in der Wasserschutzzone 2, also in der engeren, besonders empfindlichen Zone.“

    Wanderwege, Naherholungsgebiet, Wasserversorgungsgebiet für die umliegenden Orte und die Kurklinik: Die geplante Steinbrucherweiterung am „Deisenstein“ zum Dolomit-Abbau ist sehr umstritten.
    Wanderwege, Naherholungsgebiet, Wasserversorgungsgebiet für die umliegenden Orte und die Kurklinik: Die geplante Steinbrucherweiterung am „Deisenstein“ zum Dolomit-Abbau ist sehr umstritten. Foto: Höhnen

    Die Abbaugenehmigung dieser Fläche sei schon vor Jahren unverantwortlich gewesen, Die neuerliche Erlaubnis für Abbauflächen mit hohem Schutzstatus sei ein nicht mehr hinnehmbares Risiko für die Beeinträchtigung der Trinkwasserqualität. „Was wir jetzt nicht schützen, ist als Trinkwasserreservoir unwiederbringlich verloren. Das kann uns nicht egal sein!“

    22 statt 60 Meter tief

    Die Steinwerke Kaider Neupert-Kalk GmbH & Co. KG plant eine Erweiterung ihres Steinbruchs „Deisenstein“ in nordöstliche Richtung. Sie hat hierzu die Erteilung einer immissionsschutzrechtlichen Genehmigung beantragt. Die Firma baut in diesem Steinbruch seit 1954 die Kalk und Dolomit des Weißjura durch Sprengung ab. Bereits 2012 wurde von der Firma ein Antrag zur Steinbrucherweiterung gestellt, dann aber wieder zurückgenommen. Der jetzige Antrag unterscheide sich in einigen Punkten, sagte Bürgermeister Mario Schönwald (FW) in der Stadtratssitzung, an der ungewöhnlich viele Gäste teilnahmen. Wie Jörg Meier vom Ingenieurbüro Höhnen und Partner aus Bamberg darlegte, solle nicht mehr so tief solle abgebaut werden: statt 60 lediglich 22 Meter. Außerdem sei die beantragte Fläche nur halb so groß wie die von 2012. Somit sei auch der Umfang der Rohstoffgewinnung reduziert.

    Günter Scheler und Anton Reinhardt (v. li.) vom Bund Naturschutz dürfen sich „versammeln“,  aber nicht unangemeldet demonstrieren, erklären die Polizeibeamten Ronny Beck und Thomas Rebhan.
    Günter Scheler und Anton Reinhardt (v. li.) vom Bund Naturschutz dürfen sich „versammeln“, aber nicht unangemeldet demonstrieren, erklären die Polizeibeamten Ronny Beck und Thomas Rebhan. Foto: Monika Schütz

    Der beantragte Erweiterungsbereich umfasst eine Bruttofläche von 8,36 Hektar,die reine Rohstoffgewinnungsfläche 6,69 Hektar. Gewonnen werden soll hochwertiger Dolomit bis auf eine Sohltiefe von rund 490 Meter über Normalnull. Nach der Rohstoffgewinnung solle der gesamte Erweiterungsbereich laut Meier zum Biotop und dem Naturschutz übergeben werden, ein großräumiger, naturnaher Lebensraumkomplex sei das Ziel.

    Wald muss weichen

    Im Erweiterungsgebiet befänden sich 1,76 Hektar Waldfläche, die für den Rohstoffabbau gerodet (und später wieder aufgeforstet) werden müssten. Dies bedarf lauf bayerischem Waldgesetz einer Genehmigung, die im Rahmen der immissionsschutzrechtlichen Änderungsgenehmigung beantragt wurde. Der Abschluss des Rohstoffabbaus sei - abhängig von der Nachfrage - bis spätestens für das Jahr 2056 geplant; 80.000 Kubikmeter Dolomit würden jährlich abgebaut. „An der Abbautechnik ändert sich nichts: Es wird weiterhin gesprengt“, erklärte Meier.

    Durch die Steinbrucherweiterung würden grundwasserüberdeckenden Schichten reduziert, was die Wasserbeschaffenheit erheblich beeinträchtigen könnte. Die Firma Neupert hatte einen Antrag auf Erteilung einer beschränkten wasserrechtlichen Erlaubnis bereits eingereicht und Gutachten, Begleitpläne und Berichte beigefügt. Mit dem Rohstoffabbau im beantragten Erweiterungsbereich soll ab dem Jahr 2026 begonnen werden.

    Wie verändert sich das Wasser?

    Die zuständige Genehmigungsbehörde ist das Landratsamt. Es kam zu dem Ergebnis, dass eine Umweltverträglichkeitsprüfung Pflicht ist. Außerdem müssten Lärm- und Staubemissionen weitergehend betrachtet werden. Das Vorhaben könne erhebliche nachteilige Umweltauswirkungen auf die Schutzgüter Wasser und Boden, Tiere, Pflanzen, biologische Vielfalt, Landschaftsbild und menschliche Gesundheit haben. Die Auswirkungen könnten derzeit nicht abschließend beurteilt werden, so die Fachmeinung.

    Das Naturdenkmal  „Mondstein“ soll von den Planungen unberührt bleiben, für die anderen Gebiete innerhalb des roten Kreises wurde eine Änderungsgenehmigung bezüglich des Immissionsschutz-Gesetzes beantragt
    Das Naturdenkmal „Mondstein“ soll von den Planungen unberührt bleiben, für die anderen Gebiete innerhalb des roten Kreises wurde eine Änderungsgenehmigung bezüglich des Immissionsschutz-Gesetzes beantragt Foto: Höhnen

    Hans-Josef Stich (CSU) wollte wissen, ob eine Bürgerversammlung zum Thema geplant sei. Man sei nicht Herr des Verfahrens, antwortete der Bürgermeister Schönwald und verwies auf den Termin 17. Januar 2024 um 9.30 Uhr. Da fände im Landratsamt Lictetnfels eine umfassende Info-Veranstaltung statt. Der immissionsschutzrechtliche Antrag und die Unterlagen liegen bis 5. Oktober während der allgemeinen Dienststunden im Landratsamt zur Einsichtnahme aus.

    Immissionsschutz Unter Immissionsschutz werde das Bestrebungen, Immissionen auf ein für Mensch und Umwelt langfristig verträgliches Maß zu begrenzen, zusammengefasst, heißt es im Online-Lexikon Wikipedia. Im Zusammenhang mit gesetzlichen Umweltschutzvorschriften werden unter Immissionen „auf Menschen, Tiere und Pflanzen, den Boden, das Wasser, die Erdatmosphäre sowie Kultur- und sonstige Sachgüter einwirkende Luftverunreinigungen, Geräusche, Erschütterungen, Licht, Wärme, Strahlen und ähnliche Umwelteinwirkungen“ verstanden. (ds)

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