Das erste Konzert des Kreisorchesters Lichtenfels mit dem neuen Dirigenten Mathias Wehr in der Ebensfelder Schulturnhalle war ein musikalischer Leckerbissen. Größtenteils neue musikalische Werke standen dabei ebenso im Mittelpunkt wie der neue Chef am Dirigentenpult.
Neben ihm begrüßte der Kreisvorsitzende des Nordbayrischen Musikbundes, Florian Zapf, zahlreiche Ehrengäste. Mit an Bord war erstmals Moderator Rainer Streng, der mit viel Empathie und Sachwissen durch das zweistündige Programm führte.
Aus wärmeren Gefilden

Das Konzert begann zunächst mit dem bestens vorbereiteten Kreisjugendorchester unter der Leitung von Susi Schliefer. Bei der glänzend dargebotenen, hauptsächlich südamerikanischen Musik wähnte sich wohl mancher Besucher in wärmeren Gefilden. Der flotte spanische Marsch „Amparito Roca“ ist ein lebhafter Paso Doble, der facettenreich zum Ausdruck gebracht wurde. Die 30 Jugendlichen und Kinder erwiesen sich als homogener Klangkörper den Susi Schliefer in mehreren Proben geformt hat. „Viva la Vida“ der Band „Coldplay“ ging locker-flockig und rockig vonstatten.
„Latin Gold“ mit den Stimmungshits „Tequila“, „Oye Como Va“ und „La Bamba“ brachte das junge Blasorchester im Stil einer Big-Band dar. Die Übergänge zwischen den einzelnen Songs stellten keine wirkliche Schwierigkeit dar, und die Percussion-Truppe hatte sichtlich ihren Spaß.
Motivation als treibende Kraft
Dann wurde es ernst. Gespannt wartete das Publikum auf den ersten Auftritt des Lichtenfelser Kreisorchesters mit seinem neuen Dirigenten Mathias Wehr. Der erste Musikbeitrag „Humanity“ stammte auch gleich aus seiner Feder. „Motivation ist die unsichtbare Kraft, die uns vorantreibt. Sie hilft uns dabei, uns neue Ziele zu setzen und unsere Träume und Wünsche zu verwirklichen“, hieß es zum einer Fanfare ähnlichen Werk. Das eignete sich auch als Motto des Konzertes. Beginnend mit filigranen Flötentönen, baute sich das Werk mit den Klarinetten auf, bezog alle Instrumente ein und endete in einem klangvollen Finale.
Ruhiger war da schon „As the moon whispers“. Diese Komposition malt ein musikalisches Bild von einem friedlich schlafendem, kleinem Kind. Der Beginn mit einem Windgeräusch wirkte sehr geheimnisvoll.
„Da steht ein Hochkaräter am Dirigentenpult, der seine Mannschaft im Griff hat.“
Ein Zuhörer
Der ruhige musikalische Anfang der Klarinetten wurde mit feinen Flötentönen überzeichnet. Träumerisch die Melodienführung der Holzblasinstrumente. Das Orchester passte sich dem an.

Mit „Pilatus – Mountain of Dragons“ von Steve Reineke folgte dann eine tondichterische Beschreibung eines Berges. Im Mittelpunkt steht das Bergmassiv Pilatus in den Emmentaler Alpen in der Schweiz, um das sich unzählige Sagen ranken. Der höchste Gipfel ist das 2128 Meter hohe Tomlishorn. In der Beschreibung begibt sich eine Abenteurergruppe auf eine Expedition, um Drachen zu erlegen. Murenabgänge, reißende Flüsse, bedrohliche Drachenhöhlen, all das wurde durch die tiefen Instrumentenregister erlebbar, aber auch traumhafte Landschaften, beschrieben durch wunderbare Melodiebögen. Im großartigen klangvollen Finale ist der Drache der Held. Hat er die Abenteurer doch verschont.
Eines war nach diesen ersten drei Werken klar: Mathias Wehr hat mit den fast 50 Musikerinnen und Musikern ein tolles Konzert erarbeitet. „Da steht ein Hochkaräter am Dirigentenpult, der seine Mannschaft im Griff hat“, kommentierte dies ein Zuhörer. Der Dirigent bot eine genaue Zeichengebung, der das Orchester exakt folgte.
Nach einer kurzen Pause folgte Rossano Galantes Komposition zum „Mount Everest“. Sehr klangvoll umgesetzt und mit weiten Klangbögen, wie man sie vom Komponisten kennt, beschrieb das Orchester die epische Schönheit des Berges.
Plädoyer für den Frieden
Für den Zuhörer, der unterhaltende Musik liebt, war das Musikwerk „Et in terra pax“ von Jan van Roost doch sehr ungewohnt.
Dieses Werk hat auch dem Konzert seinen Titel gegeben. Es ist ein Plädoyer für den Frieden. Darin eingearbeitet ist das Gedicht „Sonnet“ von Charles Hamilton Sorley, der im Ersten Weltkrieg gefallen ist. Er hat darin seine Kriegseindrücke aufgeschrieben. Moderator Rainer Streng las es vor.
Ziehen zu Beginn die Soldaten begeistert in den Krieg, kommt schon bald Angst vor Gewalt und Zerstörung auf. Vor allem in den Allegropassagen ist das deutlich zu hören in der düster, ja bedrohlich wirkenden Musik. An verschiedenen Stellen erklingt immer wieder gemurmelter Synchrongesang der Orchestermitglieder. Die Worte „Et In Terra Pax“ sind wie ein flehendes Gebet um Frieden.
Der Wechsel von epochalen Passagen und filigranen Elementen hat durchaus auch seinen musikalischen Reiz. Die zum Ende hin locker werdende Musikpassage und eine weiche Sopranstimme machen Hoffnung auf Frieden.
Schottland und Achterbahn
Auf eine Reise nach Schottland nahm das Orchester das Publikum mit der Suite Caledonia mit. Typisch der Anfang mit irischer Marschmusik, die zu melancholischen keltischen Elementen führt. Solistische Passagen von Flöte oder Oboe verstärkten den verträumten Eindruck, bevor das Orchester für das fulminante Finale einsetzte.
Eine rasante Fahrt in einer Achterbahn beschreibt die Komposition von Otto M. Schwarz. Die Musik dazu, die Talfahrten, Loopings und temporeiches Fahren in Steilkurven nachempfand, wurde prima gemeistert.
Das Fazit des Abends
Eine Hommage an den großen Blueskünstler war dann das Medley „Eric Clapton on Stage“. Sehr gefühlvoll die eingearbeitete Ballade „Tears in Haven“, woran auch Clapton sicher seine Freude gehabt hätte. Das Kreisorchester mit den sehr gut aufgelegten Saxophonisten ließ bei der Zugabe „Gospel-Brass-Machine“ noch einmal seiner Spielfreude freien Lauf.
Das Fazit des Abends: Da ist für Christian Stenglein ein Nachfolger gefunden worden, der viel positive Energie einfließen lässt und sein Orchester begeistern kann. Er macht Musik wunderbar facettenreich positiv erlebbar.