Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Obermain
Icon Pfeil nach unten
Bad Staffelstein
Icon Pfeil nach unten

VIERZEHNHEILIGEN: Kräuterbuschen binden: Ein Brauch, der wieder auflebt

VIERZEHNHEILIGEN

Kräuterbuschen binden: Ein Brauch, der wieder auflebt

    • |
    • |
    Am Vortag von „Mariä Himmelfahrt“ fand in den Bildungs- und Tagungshäuser ein Tagesseminar über das Kräuterbinden statt.
    Am Vortag von „Mariä Himmelfahrt“ fand in den Bildungs- und Tagungshäuser ein Tagesseminar über das Kräuterbinden statt. Foto: Gerd Klemenz

    Zwischen August und September steht die Natur in ihrer Hochblüte. Es ist die Zeit des reifen Getreides und der Heilkräuter. Schon in vorchristlicher Zeit sammelten die Menschen im Sommer Pflanzen für die persönliche Hausapotheke. In christlicher Zeit verschmolz dieser Brauch mit dem Fest Mariä Himmelfahrt am 15. August. Kräuterbüschel wurden zu diesem Fest gebunden, in der Kirche geweiht und zu Hause an einer besonderen Stelle aufgehängt.

    Jüngst fand nun ein Tagesseminar in den Tagungs- und Bildungshäusern Vierzehnheiligen zum Thema „Kräuterbuschen in Geschichte und Gegenwart“ mit der Theologien und zertifizierten Kräuterführerin Dr. Gertrud Pechmann statt. Dabei erfuhren die elf Teilnehmerinnen zunächst etwas über die Geschichte und den theologischen Hintergrund dieses Brauches.

    Im Sommer spielen vor allem die Heilkräuter die Hauptrolle, zum Beispiel für Schafgarbe, Beifuß, Salbei. Die Kräuter brauchen die Kraft der Sonne, um ihre Wirkstoffe bilden zu können. Das wussten die Menschen früher auch und so haben so zwischen Johanni und Mariä Himmelfahrt die Kräuter für ihre Hausapotheke gesammelt.

    Gute Gedanken und Segenswünsche

    Die Referentin Gertrud Pechmann hatte auch noch einige Kräuterarten mitgebracht.
    Die Referentin Gertrud Pechmann hatte auch noch einige Kräuterarten mitgebracht. Foto: Gerd Klemenz

    „Durch das gezielte Zusammenfügen bestimmter Pflanzen, durch gute Gedanken und Segenswünsche und das bewusste Binden entsteht ein ganz persönlicher Strauß. Der Brauch von Kräuterbuschen binden ist Jahrzehnte lang abgeflaut, ist aber jetzt wieder in den Pfarreien im Kommen“, erklärte die Referentin. Eva und Katja aus Bamberg sind die jüngsten Teilnehmer dieses Tagesseminars, beide erklärten, dass sie die Tradition weiter machen möchten, damit sie nicht verloren geht.

    Die Jungen hätten kein Interesse mehr und das finden sie schade. „Unsere Kräuterbüschel finden den Platz über die Eingangstür“, waren sich die beiden Freundinnen einig. „Der Opa ist früher mit uns mit den Würzbüschel in die Kirche gegangen, aber den Hintergrund haben wir nicht so gekannt. Manchmal haben wir auch welche in der Kirche bekommen, dabei ist doch das Selber binden das Schönste“, erzählte Katja.

    Kerstin aus Bayreuth hat schon Kräuterbuschen selbst gebunden und ihren Kühen auf dem Futtertisch gegeben. „Das soll Glück im Stall bringen. Heute binden ich einen, den hänge ich in den Dachboden – gegen die Angst bei Gewitter“, erzählte sie. Eine Teilnehmerin aus Marktgraitz bindet schon öfters Kräuterbüschel, ihr großes Interesse am Seminar galt die Anzahl der Kräuter aber auch die Kräuterarten, die so ein Büschel enthalten soll.

    Gertrud Pechmann (5. v. re.)  erklärte die gesammelten Kräuter.
    Gertrud Pechmann (5. v. re.) erklärte die gesammelten Kräuter. Foto: Gerd Klemenz

    Dann ging es hinaus und oberhalb des Hauses Frankenthal fanden alle trotz der Trockenheit noch ausreichend Kräuter. In einem Kräuterbüschel findet man neben den Heilkräutern Schafgarbe, Johanniskraut, Königskerze, Kamille, Wermut, Beifuß, Minzen, Dost, Salbei, Rainfarn, Tausendgüldenkraut, Getreide oft auch noch Blumen und Kräuter aus dem Garten, zu denen man einen persönlichen Bezug hat. „Die Kräuter stehen symbolisch für die Fülle des Sommers und sind seelisch-geistige Medizin. Der Himmelfahrtsbuschn steht für die Pracht des Sommers und ist eine Medizin fürs Auge“, erklärte Gertrud Pechmann.

    Aber auch die Anzahl der Kräuter spielte früher eine wichtige Rolle, denn jeder Zahl wurde eine bestimmte Bedeutung zugemessen. Alle Teilnehmerinnen waren begeistert von den Informationen rund um das Kräuterbüschel binden und von ihren selbst erstellten „Würzbüscheln“. „Es ist schön, sich mit altem Brauchtum wie den Kräuterbuschen zu beschäftigen, denn es verbindet die Vergangenheit – und damit unsere Wurzeln – mit der Gegenwart. Jeder persönlich angefertigte Kräuterbuschen ist einzigartig und erinnert uns das ganze Jahr über an den Sommer. Es ist schön, dass diese Tradition heute an vielen Orten wiederbelebt wird. Dazu trage ich als Referentin der Bildungs- und Tagungshäuser Vierzehnheiligen gerne bei“, so die Theologien.

    Interesse für Natur und Pflanzen

    Die Seminarteilnehmerinnen mit ihren Kräuterbüscheln, die sie selbst gebunden haben.
    Die Seminarteilnehmerinnen mit ihren Kräuterbüscheln, die sie selbst gebunden haben. Foto: Gerd Klemenz

    Gertrud Pechmann interessiert sich seit jeher für Natur und Pflanzen. Während ihrer Tätigkeit als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Würzburg (2007 bis 2017) entdeckte sie die Forschergruppe Klostermedizin und belegte dort Kurse. Seitdem bildete sie sich kontinuierlich fort. 2020 absolvierte sie ihren Lehrgang zur zertifizierten Kräuterführerin bei der Stiftung Kultur- und Begegnungszentrum und Umweltstation Abtei Waldsassen. Ihr Schwerpunkt ist das Kräuterbrauchtum rund ums Jahr (Kräuterbuschen, Räuchern mit Pflanzen, Hölzern und Harzen).

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden