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BAD STAFFELSTEIN: Kultur-Intiative Bad Staffelstein: Geheimnisse der Heimat

BAD STAFFELSTEIN

Kultur-Intiative Bad Staffelstein: Geheimnisse der Heimat

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    Der Vorsitzender der Kultur-Initiative Bad Staffelstein, Hermann H. Hacker, und die Mitglieder sind stolz auf ihre Neuerscheinung, hinter der fünf Jahre lang harte Arbeit voller Recherche und der Suche nach den wahren und richtigen Worten liegen.
    Der Vorsitzender der Kultur-Initiative Bad Staffelstein, Hermann H. Hacker, und die Mitglieder sind stolz auf ihre Neuerscheinung, hinter der fünf Jahre lang harte Arbeit voller Recherche und der Suche nach den wahren und richtigen Worten liegen. Foto: red

    Mit der Neuerscheinung „Kunst und Kultur in Bad Staffelstein und im Obermain-Gebiet“ ist der Kultur-Initiative Bad Staffelstein eine Reise in die Historie unserer Region gelungen, wie sie persönlicher nicht sein kann. Eine bunte Mischung aus klassischen und modernen Beiträgen, gespickt mit interessanten Zeitzeugenberichten und jeder Menge Fotos, bewahrt den wissenschaftlichen Anspruch des Gemeinschaftswerkes ohne „trocken“ zu wirken.

    Ein voll belegtes Krankenzimmer im Hilfskrankenhauses Staffelstein am 29. Oktober 1988.
    Ein voll belegtes Krankenzimmer im Hilfskrankenhauses Staffelstein am 29. Oktober 1988. Foto: Landratsamt

    Es lag unter der Erde, ausgestattet mit vielerlei Sanitätseinrichtung – und material. Viele Jahrzehnte schlummerte es dahin, stets in Bereitschaft bis zu 400 Patientinnen und Patienten im Katastrophenfall medizinisch zu versorgen. Viele Bad Staffelsteiner sind schon unzählige Male darüber hinweggeschritten und tun es heute noch. Die Rede ist vom ehemaligen Hilfskrankenhaus in Bad Staffelstein, das im Untergeschoss der damals neuen Mehrzweckhalle ab 1988 in Betrieb genommen wurde.

    Geheimnisse der Region lüften

    Die Obermainregion beherbergt viele solcher Geheimnisse, die interessierte Historiker kennen und die so manch Neugieriger vielleicht durch Zufall lüften kann. Die Kulturinitiative Bad Staffelstein, kurz „KIS“, macht solche Stätten und ihre Geschichten öffentlich – unter anderem in der Neuerscheinung „Kunst und Kultur in Bad Staffelstein und im Obermain-Gebiet“. Es ist bereits der dritte Band der Reihe und erschien pünktlich zum 25-jährigen Vereinsjubiläum in diesem Jahr nach fünf Jahren Recherche- und Bearbeitungszeit.

    Die letzte Türmerfamilie: Hannelore Förster und Gudrun Klein (geb. Förster) im Mai 2019 vor dem Stadtturm, den dieFamilie Förster mit fünf Kinder von 1949 bis 1958 als Wohnung benutzte.
    Die letzte Türmerfamilie: Hannelore Förster und Gudrun Klein (geb. Förster) im Mai 2019 vor dem Stadtturm, den dieFamilie Förster mit fünf Kinder von 1949 bis 1958 als Wohnung benutzte. Foto: Hermann H. Hacker

    Das ist nicht verwunderlich: Das über 500 Seiten dicke Fachbuch vereint Beiträge zu historischen Stätten, bildender und darstellender Kunst, Musik und Literatur. Das Außergewöhnliche dabei ist: Es sind Geschichten, wie sie Menschen erlebt haben, die in unserer Region gelebt haben. Die Titel im Sammelwerk lauten „Weißes Gold“ oder „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“. Sie wechseln sich ab mit Personennamen oder auffällig modernen Titeln wie „Live-Sound und schrille Klamotten“. Im Vorwort betont der Vorsitzender der KIS, Hermann H. Hacker, die Intention des Sammelbands, „Vorgänge, Sachverhalte und Personen in den Mittelpunkt zu stellen, welche im normalen Alltag oft nicht die angemessene Würdigung erfahren.“

    Autoren erhalten kein Honorar

    Dies gelingt in den 31 Beiträgen der Autoren auf hervorragende Weise: Es sind nicht nur Vereinsmitglieder, die sich an die aufwendige Recherche in den Archiven der Region oder auf die Suche nach Zeitzeugen gemacht haben. Es sind auch Gastautoren, die mit dem Verein das gemeinsame Ziel verbindet Alle sind ehrenamtlich tätig. Von der Themenfindung über die Informationsbeschaffung, hin zu Ratschlägen und Korrekturen und dem Layout bleibt vieles in der Hand der KIS, die sich durch Mitgliedsbeiträge finanziert. Doch das Sammelwerk mit wissenschaftlichen Anspruch selbst ist ohne Sponsoren oder Spenden herausgegeben worden.

    Die ersten Stimmen zum Werk seien positiv, so Hermann H. Hacker, der die Seriosität vieler Informationen im Internet anzweifelt. Er rät daher, vermeintlichen Tatsachen immer mit einem gewissen Misstrauen zu begegnen und diese zu prüfen. Auch die Beschaffung von Fotos sei durch die Entwicklungen der vergangenen Jahre erschwert worden: Die nicht vollständige Digitalisierung von Bildern lasse viele Aufnahmen verloren gehen. Wiederum sei es möglich, beispielsweise alte Filme nicht mehr abspielen zu können. Doch gerade davon lebt auch das neue Buch „Kunst und Kultur in Bad Staffelstein und im Obermain-Gebiet“. Die unscharfe Qualität mancher Fotos fällt dabei kaum ins Gewicht.

    Die letzte Türmerfamilie im Stadtturm

    Zu den Protagonisten zählt beispielsweise „Die letzte Türmerfamilie im Stadtturm“. Die Wohnungsnot der Nachkriegszeit trieb Familie Förster 1949 nach Bad Staffelstein, wo sie den Stadtturm mit fünf Kindern bis 1958 als Wohnung benutzte. Hannelore Förster, Gudrun Klein (geb. Förster) und Helmut Förster (mittlerweile verstorben) erzählen in einem Zeitzeugenbericht von einer glücklichen Kindheit beziehungsweise Jugendzeit im „Turm“, der zunächst als „nicht mehr bewohnbar“ galt. Ein einfaches Plumpsklo vor dem eigentlichen Turmeingang, räumliche Enge und Kälte deuten auf eine Notbehausung hin, die Kinder der Zeit sahen das jedoch anders: „Auf unserem selbst ernannten Spielplatz wurde für uns Kinder eine Schaukel an der Decke befestigt; wir flogen von einer Wand zur anderen und konnten uns prima abstoßen.“

    Genügend Möglichkeiten für Versteckspiele oder Treppenrennen gab es ebenso wie Terrarien der Jungen in den ehemaligen Schießscharten des Turms. Die Räume des Stadtturms sind heute ausgeräumt und werden durch die Kultur-Initiative Bad Staffelstein (KIS) als Ausstellungsräume genutzt.

    Fotografie an der Landstraße

    Fest in der Gegenwart verankert scheint auf den ersten Blick Michael Bäumlers Beitrag „Entlang der Landstraße „Fotografische Notizen an der Staatstraße 2197 zwischen Bad Staffelstein und Ebensfeld“. Er selbst spricht in seinen mal ausführlichen, mal kargen Worten von einer Art „Landstraßen-Romantik“ neben der nahen A73. Bei seinen beinahe täglichen Radtouren hat er auf das geachtet, was vielen Menschen gar nicht mehr bewusst auffällt: Seine Bilder zeigen Oldtimer neben Rennradfahrern, vergessene Bauernhäuser und im Detail wunderschöne Pflanzen wie die „Gewöhnliche Wegwarte“... Die Fotos laden zur eigenen Entdeckung ein und könnten lediglich graphisch etwas angepasster sein.

    Kritik und der Artenschutz

    Bewusst auffallend und kritisch sticht jedoch einer der Beiträge des KIS-Vorsitzenden selbst heraus. Er trägt den Titel „Arten- und Insektensterben in der Kulturlandschaft - dargestellt am Beispiel der ,Großschmetterlinge' des Landkreises Lichtenfels (Bayern). Eine qualitative und quantitative Analyse.“ Er hat darin den Rückgang und vor allem das Aussterben vieler Schmetterlingsarten in unserer Region erforscht – in einer aufwendigen Recherche zu den Schmetterlingsarten, deren natürlichen Bedürfnissen und der heimischen Geografie stützt. Sein Fazit: Der durch die Naturschutzgesetzgebung geforderte Biotop- und Artenschutz sei von den politisch Verantwortlichen und den zuständigen Behörden massiv vernachlässigt worden. Kritiker mögen behaupten, solche Themen seien unter dem Aspekt der „Kunst und Kultur“ fehl am Platz. Der Vorstand argumentiert jedoch: Die Natur sei längst nicht mehr in ihrem ursprünglichen Zustand. Alles, was der Mensch beeinflusst und verändert, sei ein Stück weit Kultur.

    Verein zählt 200 Mitglieder

    Da pflichten ihm sicherlich die derzeit rund 200 Mitglieder des KIS bei. Gäbe es die Pandemie nicht, hätten sie ihre Neuerscheinung vermutlich im Rahmen einer größeren Veranstaltung publik gemacht, ebenso hätten schon längst wieder Vorträge oder Ausstellungen stattgefunden. Heute jedoch müssen die Frauen und Männer ihren Erfolg „im Stillen“ feiern.

    Ob es eine vierte Veröffentlichung der Vereins geben wird, verrät Hermann H. Hacker noch nicht. „Es ist noch nichts in Planung, aber wir haben noch rund ein Drittel der Themen und Geschichten übrig, die wir in dem aktuellen Werk nicht veröffentlichen konnten.“

    Schon wieder ein Geheimnis also. Einen Tipp gibt's noch zum Schluss: Noch intensiver wird der ein oder andere Leser in die jeweiligen Geschichten eintauchen, wenn er diese sogar am Handlungsort oder zumindest in der Nähe lesen kann. Viele Bänke laden in den Weiten der Obermain Region laden zum Innehalten ein: Was geschah vor langer, langer Zeit neben, unter oder über mir?

    Das Fachbuch ist im lokalen Buchhandel, beispielsweise bei Buch und Papier Geis in Bad Staffelstein, sowie bei weiteren überregionalen Händlern erhältlich, außerdem unter www.kis-badstaffelstein.de.

    „Kunst und Kultur in Bad Staffelstein und im Obermain-Gebiet„ von Kultur-Initiative Staffelstein e. V. (Hsg.). In: Bad Staffelsteiner Schriften. Band 31. Bad Staffelstein 2021. ISBN 978-3-93-530220-3.

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