Weiberfastnacht – das ist der Donnerstag, an dem die Männer vorsichtshalber auf Schlips und Binder verzichten. Farbenprächtige Umzüge mit Motiv-Wägen stehen im Mittelpunkt am Faschingswochenende sowie am Rosenmontag. Am Dienstag folgen vielerorts Kinderfasching und Faschingskehraus vor dem Ende der Narrenzeit am Aschermittwoch.
Für Faschingsfreunde ist der Endspurt des närrischen Treibens voll durchgeplant. Eigentlich. Denn erneut macht die Corona-Pandemie keinen Halt vor den Traditionsveranstaltungen und den vielen Vereinen, die sie organisieren. Ein Stimmungsbild.
„Lieber Gott, lass Corona endlich vorbei sein, damit wieder Normalität einkehrt!“
Thomas Krauß, Faschingskomitee Kellbachgrund
Thomas Krauß vom Faschingskomitee aus dem Kellbachgrund bedauert: „Es war eh schon klar, dass kein Umzug stattfinden kann. Aktuell kann man nichts planen.“ Die Vorbereitung für einen Faschingsumzug oder einen Faschingsball dauerten um die sechs Wochen. Auch ein Motivwagen lasse sich nicht auf die Schnelle bauen oder auszustatten. „Kurzfristig geht nichts“, fasst Krauß zusammen. Mit den Einnahmen rund um den prächtigen Faschingumszug, der jedes Jahr am Faschingssonntag tausende Besucher in den Kellbachgrund lockt, hätte das Faschingskomitee den Umzug im Folgejahr vorfinanziert.

2021 keine Veranstaltung, 2022 auch nicht – man könnte fast befürchten, dass dem Faschingskomitee früher oder später die Mitglieder und Helfer davonlaufen. „Nein, wir sind Narren“, gibt Krauß Entwarnung. Er hat nur einen Wunsch: „Lieber Gott, lass Corona endlich vorbei sein, damit wieder Normalität einkehrt!“
„Es gelingt uns, die Mädchen mit gutem Training bei Laune zu halten.“
Sabine Köhlerschmidt, Tanzsportgruppe Zapfendorf

Bei den Turnerinnen der Tanzsportgruppe Mädchengarde (TSG) Zapfendorf gehen die Proben weiter, sagt Abteilungsleiterin Sabine Köhlerschmidt. Schließlich dauere das Einstudieren von Tänzen von einem Fasching bis zum nächsten. Auch Faschingsbälle müssten gut vorbereitet werden: Etwa acht Wochen benötige man hierfür, für einen Faschingsumzug rechnen sie und ihr fünfköpfiges Team sogar mit zwölf Wochen Vorbereitungszeit.
„Es gelingt uns, die Mädchen mit gutem Training bei Laune zu halten“, versichert Köhlerschmidt. Doch wie lange noch? Es gab seit Corona keine Aktivitäten. Weihnachtsfeiern und Sommerausflüge fielen aus, es gab 2021 keinen Auftritt, und auch 2022 werde keine Faschingsveranstaltung abgehalten. Finanziell machten sich Auftrittsverbot und Einschränkungen noch nicht bemerkbar: Keine Auftritte bedeute auch keine Neu-Anschaffung von Kostümen und Zubehör.
Wer soll die Menschen an den Mindestabstand erinnern?

Auch die Ebensfelder Karneval Gesellschaft plant heuer nichts. „Wir können keinen Faschingsumzug veranstalten, da wir die Hygieneregeln nicht einhalten können: Die Menschen stehen dicht gedrängt am Straßenrand, und bei Alkoholkonsum fallen die Hemmschwellen. Wer soll das überprüfen beziehungsweise die Menschen daran erinnern, die Maske aufzusetzen oder den Mindestabstand einzuhalten?“, fragen Horst Amon und das Vorstandsteam.
Die Faschingsplanungen würden meist Mitte September beginnen: Erst bereite man sich auf den Rathaussturm am 11.11. vor. Der Faschingsmotivwagen selbst werde an vier bis fünf Abenden gemeinsam hergerichtet. Kurzfristig klappe das nur, wenn viele mithelfen.
„Wir sind alle im Herzen Faschingsnarren, und es fehlt uns sehr, da wir es gerne machen.“
EKG-Vorstandsteam
Über ihre „WhatsApp-Faschingsgruppe“ tauschen sich die elf Vorstandsmitglieder und der „harte Kern“, weitere 20 Helfer, untereinander aus: Wer bucht die Band für den großen Faschingsball? Das sollte nämlich möglichst ein Jahr im Voraus geschehen. Wie wird die Turnhalle für den Ball dekoriert? Was wird beim Umzug für die Zuschauer ausgeworfen?

2020 konnten noch der Kinderfasching mit der damals neu gegründeten Kindertanzgruppe sowie ein bunter Faschingsumzug durch Ebensfeld stattfinden. Dann war Schluss mit lustig. „Wir bedauern es zutiefst, dass kein Fasching stattfinden kann. Wir sind alle im Herzen Faschingsnarren, und es fehlt uns sehr, da wir es gerne machen“, lautet das Schlusswort der EKG.
Rathaussturm wäre eine Woche später nicht mehr möglich gewesen
Mit einem dreifachen „SKK-rarara“ meldet sich der Präsident des Staffelsteiner Karneval Klubs, Matthias Graß, zu Wort. „Wir haben für die diesjährige Saison schon im Vorfeld die Entscheidung getroffen, keine größeren Veranstaltungen zu planen“, informiert er.
Schon der Rathaussturm am 11.11. musste ins Freie verlegt werden, da die Corona-Zahlen stark anstiegen und der Rathaussaal nur für zehn Personen zugelassen war. Das Konzept sei zuvor mit dem Landratsamt besprochen worden. „Ich habe auch mit dem Präsidenten des Fastnachtsverband Oberfranken, Norbert Greger, telefoniert und seine Meinung eingeholt“, ergänzt Graß. Schon eine Woche später wäre ein Rathaussturm wegen der steigenden Zahlen nicht mehr möglich gewesen.
„Im Sommer sind keine Ausweichtermine für Faschingsveranstaltungen gestattet und wird es auch nicht geben.“
Matthias Graß, Präsident des SKK
Mit der Prunksitzung oder dem Faschingsball würden die laufenden Kosten für die Saison gedeckt. „Wir haben in den vergangenen Jahren gut gewirtschaftet und ein kleines Polster aufgebaut“, freut sich der SKK-Präsident, dass es zumindest finanziell keine Probleme wegen der Zwangspause gibt.

Doch könnte man Faschingsveranstaltungen nicht später abhalten? Graß hat dazu einen klare Antwort: „Im Sommer sind keine Ausweichtermine für Faschingsveranstaltungen gestattet und wird es auch nicht geben. Der Fastnachtsverband Franken und der Bund Deutscher Karneval sind gegen ,Sommerkarneval‘! Die Saison startet nun mal am 11.11. und dauert bis zum Aschermittwoch. Und das ist auch gut so.“
Die Purzelgarde hat bereits Mitglieder verloren
In der jüngsten Jahresversammlung des SKK hätten die Gardetrainerinnen regten angeregt, einen Gardenachmittag zu veranstalten. Hier könnten die Gardemädels zeigen, was sie alles gelernt haben, und sie könnten wieder einmal auf einer Bühne vor Publikum stehen. Doch ob daraus was wird? Wer könnte das heute schon mit „Ja“ beantworten. Bei der Purzelgarde hätten schon einige Kinder wieder aufgehört, da kein Training stattfinden konnte.
Graß ist auch für die nächste Saison pessimistisch: Wenn schon im Gespräch sei, das Oktoberfest in den Sommer vorzulegen, sehe es für größere Faschingsveranstaltungen im nächsten Winter schlecht aus. „Eine Halle mit reduzierter Besucheranzahl und höherem Personalaufwand ist finanziell Quatsch, und man muss trotzdem noch mit einer Absage rechnen.“