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Leserforum: Versorgungslücke durch die Schließung des MVZ

Bad Staffelstein

Leserforum: Versorgungslücke durch die Schließung des MVZ

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    Ein Abonnent schreibt einen Leserbrief an das Obermain-Tagblatt.
    Ein Abonnent schreibt einen Leserbrief an das Obermain-Tagblatt. Foto: A4796/_Silas Stein (dpa)

    Bereits unter Ulla Schmidt und ihrem damaligen Berater Karl Lauterbach (beide SPD) wurde seit fast 15 Jahren die ambulante Versorgung über klinikgeführte Medizinische Versorgungszentren mit angestellten Ärzten vorangetrieben. Auch in unserem Landkreis entstanden einige dieser MVZ, wie auch seit 2018 das orthopädische MVZ der Schön Klinik in Bad Staffelstein. Dieses schließt nun zum Ende des Jahres, da es aufgrund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wohl nicht mehr tragfähig sei. Im Gegenzug soll eine Ausweitung des stationären Leistungsspektrums angestrebt werden.

    Mein Mann betreibt auch eine orthopädische Praxis in Lichtenfels. Ich werde als Betriebswirtin und Mitarbeiterin in der Praxis täglich mit den wirtschaftlichen Herausforderungen konfrontiert. Im Artikel der Schön Klinik heißt es, die Patientenversorgung sei weiter über die niedergelassenen orthopädischen Praxen der Region sichergestellt. Dies sehen wir als eine dieser angesprochenen Praxen sehr kritisch.

    Wir selbst haben von der Schließung des MVZ, wie die Bevölkerung auch, aus der Zeitung erfahren, eine Abklärung der Übernahme etwaiger Patienten erfolgte im Vorfeld nicht. Wir erkennen einen Mangel in der Versorgung schon seit vielen Jahren, und wir können den Wegfall eines kompletten Kassenarztsitzes in unserem Landkreis gemeinsam mit den beiden Kollegen Dr. Kraus und Dr. Walter in Bad Staffelstein keinesfalls auffangen, geschweige denn wie vom MVZ beschrieben, die Versorgung sicherstellen.

    Unsere Praxis hat seit Jahren eine Bestellzeit von mindestens vier Wochen, was auch für uns nicht zufriedenstellend ist, da es sich im orthopädischen Fach größtenteils um Patienten mit Schmerzen handelt. Aus diesem Grund nimmt unsere Praxis bereits seit Sommer kaum noch neue Patienten auf, da dies zu noch längeren Bestellzeiten führen würde.

    Durch die Schließung des MVZ entsteht nach unserer Einschätzung ganz klar eine Versorgungslücke, die die restlichen Orthopädiepraxen im Landkreis nicht abdecken können (und auch die Praxen in den umliegenden Landkreisen weisen nach meinem Wissen keine bessere Situation auf). Und doch ist dies eine politisch herbeigeführte Entwicklung, die bei den frei Niedergelassenen schon lange vorhergesehen wurde und in immer mehr Fachrichtungen zu Versorgungsengpässen führen wird. Denn die wirtschaftlichen Herausforderungen treffen auch die selbstständigen Ärzte in privat geführten Praxen. Diese müssen sich genauso der Energiekrise, den Auswirkungen der Coronakrise, dem Fachkräftemangel als auch den negativen Entwicklungen im Gesundheitssystem stellen – für ihre Patienten, für ihre tatkräftigen und zuverlässigen MitarbeiterInnen und für sich selbst und ihre Familien.

    Schließungen und Umorientierung wird es hoffentlich nicht geben. Ohne eine frei niedergelassene Ärzteschaft kann die ambulante Versorgung nicht erhalten werden.

    Juliane Wolter Lichtenfels

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