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HAUSEN: Lokalgeschichte: Der Bergrutsch von Banz

HAUSEN

Lokalgeschichte: Der Bergrutsch von Banz

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    Am Fuß des Banzberges, in Hausen, befand sich einst eine Porzellanfabrik, die der Kulmbacher Joseph Felix Silbermann 1802 in Betrieb genommen hatte. 1938 wurde sie von Alboth & Kaiser übernommen, bevor die Niederlassung in Hausen 1956 aufgegeben wurde.
    Am Fuß des Banzberges, in Hausen, befand sich einst eine Porzellanfabrik, die der Kulmbacher Joseph Felix Silbermann 1802 in Betrieb genommen hatte. 1938 wurde sie von Alboth & Kaiser übernommen, bevor die Niederlassung in Hausen 1956 aufgegeben wurde. Foto: Fabian Brand

    Wer das Obermaintal Richtung Lichtenfels durchquert, der wird von der ehemaligen Benediktinerabtei Banz begrüßt, die hoch über dem Gottesgarten wacht. Auf einer mächtigen Anhöhe wurde sie errichtet, an der Stelle, an der sich zuvor eine Burg befunden hatte. Doch so mächtig die Klosteranlagen über dem Maintal thronen, der Banzberg birgt auch eine Gefahr: Im Jahr 1911 kam es zu einem massiven Bergsturz, bei dem viel Geröll in das Tal abging. Noch Ende der 1950-er Jahre war die Erinnerung an dieses Unglück präsent, wie ein Zeitzeuge in einem Beitrag im Lichtenfelser Tagblatt berichtete:

    „In der Nacht vom 27. auf den 28. Februar 1911 löste sich auf der Südostseite der bewaldeten Höhe, unterhalb der berühmten Terrasse, ein mächtiger Bereich des mit alten Eichen, Buchen und Buschwerk bestandenen Gehänges und wanderte talwärts gegen die am Fuß des Berges gelegenen Gebäude der Porzellanfabrik Hausen zu. Die drängenden, schiebenden, zum Teil sich überstürzenden Schollen stauten sich dabei an der untersten Kante des Abfalles, um von diesem Abschnitt an als träger Strom, gebrochen in der Bewegung, noch etwa 50 Meter in das Schwemmgebiet des Maintales hinein sich zu ergießen.

    Noch im selben Jahr erscheinen zwei Gutachten im Druck

    Dabei wurden ein paar Schuppen der Porzellanfabrik Hausen eingedrückt und die Gemeindestraße Hausen–Unnersdorf verschüttet. Der Schaden, den das Naturereignis anrichtete, war groß, fielen ihm doch außer den kleinen Holzbauten der Porzellanfabrik mehrere Hektar hochstämmiger Wald mehr oder weniger zum Opfer. Noch größer war die Beunruhigung um die künftige Sicherheit der herrlichen Klosterbauten zu Banz und der Porzellanfabrik Hausen am Fuße des Berges.

    Wissenschaftler stellten damals eingehende Nachforschungen über die Ursachen und Folgen des Geschehens an. Zwei dieser Gutachten erschienen noch im gleichen Jahr im Druck. Ferner äußerte sich auch der Geologe L. Reuter in der Zeitschrift Natur über den Erdrutsch.

    Schon vor der Klostergründung ereignete sich ein Bergrutsch

    Aus den sachlich übereinstimmenden Untersuchungsergebnissen aller Beteiligten hob sich zunächst einmal die überraschende Feststellung heraus, dass schon vor langen Zeiträumen, bestimmt aber vor Gründung des Klosters im Jahre 1069, sich am gleichen Ort ein Bergrutsch mit weit größeren Ausmaßen ereignete, der die gesamte West-, Süd- und Ostfront der Höhe erfasste. In diesem uralten Bruchgelände trat nun abgesehen von späteren kleineren Schiebungen nach einer mehr als tausendjährigen Pause ein neuer Unruheherd auf, der zur Katastrophe von 1911 führte.

    Das Drama geschah übrigens nicht unerwartet. Bereits im Herbst 1910 zeigten sich am westlichen Gehänge der Teilmulde die ersten Spaltenbildungen als Vorläufer der späteren Rutschungen. Die eigentliche Rutschbewegung wurde um die Februarmitte 1911 durch ein Zerreißen der Erdoberfläche des alten Schutzmantels an zahlreichen Stellen eingeleitet. Dies führte zur Bildung von Klüften und staffelförmigem Absinken großer und kleiner Terrassen. Diese Vorgänge wickelten sich verhältnismäßig langsam ab. Immerhin befanden sich bereits Abstufungen bis zu einem Meter darunter.

    Schon Tage vorher kündigte sich der Bergrutsch deutlich hörbar an

    Erst im Laufe des 27. Februar begann sich der Hauptgrund durch ein weithin vernehmbares Krachen stürzender Baumriesen und zerschmetterten Unterholzes anzukündigen. Dieser Druck dauerte in unverminderter Stärke die ganze Nacht vom 27. auf 28. Februar an. Während im oberen Teil des Risshanges die starken staffelförmigen Erdbrüche sich nicht mehr erweiterten, trat im unteren Teil die eigentliche Katastrophe erst etwa 24 Stunden später ein. Bis zum Morgen des 3. März hatte sich die Spitze der Erdzunge hier um etwa 40 Meter in die Flussebene vorgeschoben. Am gleichen Tag erfolgte ein weiterer Vorstoß um etwa 75 Zentimeter. Dann erst kam die Bewegung zum Stehen.

    Und die Ursache dieser Naturkatastrophe? Unterirdisches Wasser, das die obersten Lagen des vorherrschenden Opalinustones zum Quellen brachte und die Reibungswiderstände der aufliegenden alten Schuttmassen erheblich abminderte, trug die Schuld! Eine geringe Quelle im oberen alten Burggraben sowie zwei kleine Rinnsale entleerten sich mindestens seit 1908 unterirdisch und führten ihr Wasser ausschließlich den Tonschichten am Steilhang zu.

    Noch 80 Stunden nach dem Bergrutsch verschob sich der Hang

    Die über dem Ton liegenden zwei bis vier Meter mächtigen Schuttmassen des einstigen Erdsturzes wurden dadurch haltlos und schoben sich angesichts ihrer Schräglage talwärts. Eine vorausgegangene lange Schnee- und Kälteperiode mit plötzlich eintretendem Tauwetter, begleitet von heftigen Stürmen, förderten die Katastrophe.

    Im Bericht aus dem Bamberger Tagblatt vom 28. Februar 1911 heißt es: „Aus Banz wird ein für die dortigen Bewohner nicht wenig aufregendes Naturereignis gemeldet: An der nordöstlichen Seite des Banzer Berges ist infolge einer bedeutenden Erdsenkung im herzogl. Walddistrikt ,Spittelholz' ein Erdrutsch in Bewegung, der bereits eine Fläche von 25 Tagwerk umfaßt und dem die stärksten Bäume zum Opfer fallen, die von den abwärts gehenden Erdmassen glattweg mitgenommen werden. Der Erdrutsch hat unterhalb des Parkes begonnen.“
    Im Bericht aus dem Bamberger Tagblatt vom 28. Februar 1911 heißt es: „Aus Banz wird ein für die dortigen Bewohner nicht wenig aufregendes Naturereignis gemeldet: An der nordöstlichen Seite des Banzer Berges ist infolge einer bedeutenden Erdsenkung im herzogl. Walddistrikt ,Spittelholz' ein Erdrutsch in Bewegung, der bereits eine Fläche von 25 Tagwerk umfaßt und dem die stärksten Bäume zum Opfer fallen, die von den abwärts gehenden Erdmassen glattweg mitgenommen werden. Der Erdrutsch hat unterhalb des Parkes begonnen.“ Foto: Fabian Brand

    Als die riesige zusammenhängende Rutschmasse den Rand der Liasterrasse (unterste Juraschicht) erreicht hatte, stürzte sie in der Nacht zum 29. Februar unter donnerähnlichem Getöse die etwa 20 Meter hohe Liassteilwand hinab. Der Weg zur Talebene war frei geworden. Der Druck war von dieser Sturzstelle ab noch so stark, dass das Erdgeschiebe weitere 80 Stunden in Bewegung blieb und sich dabei im Durchschnitt jede Stunde um einen Meter vorwärts schob.

    Gutachter: Der Mensch hat es selbst in der Hand

    Dies war in kurzen Worten der Verlauf erwähnten Naturereignisses. Obwohl inzwischen neuer Laubwald samt einer frischen Bodenvegetation die äußeren Wunden geheilt hat, sind die Folgen und der Verlauf des Bergsturzes auch heute noch in bester Anschaulichkeit zu beobachten. Zwei Fragen wurden damals unter dem Eindruck der Zerstörungen weiterhin von der Öffentlichkeit gestellt: Kann sich derartiges wiederholen, und wenn ja, besteht dabei auch Gefahr für das Kloster und seine Kirche?

    Nun, die Wissenschaftler waren seinerzeit der Meinung, es läge in der Hand des Menschen, solchen elementaren Abtragungsvorgängen mit den Machtmitteln der Bodenkultur wirksam entgegenzutreten. Vor allem sollte dies durch eine geeignete Waldwirtschaft sowie durch fortlaufende Beseitigung der Abwässer in den Hangmulden geschehen. Besondere Fürsorge empfahlen die Professoren Lenk und Krumbeck der Erhaltung der Steilwände auf der Nordseite des Schlossberges.

    Eine Gefährdung von Kloster Banz ist nicht auszuschließen

    „Kann sich Derartiges wiederholen?“, lautete die Frage, die man anno dazumal an die Wissenschaftler stellte. Sie wurde eindeutig bejaht. Und so mag es nicht verwundern, dass es im November 2013 zwischen Weingarten und Hausen zu einem neuerlichen Bergrutsch kam, bei dem gewaltige Erdmassen bewegt wurden.
    „Kann sich Derartiges wiederholen?“, lautete die Frage, die man anno dazumal an die Wissenschaftler stellte. Sie wurde eindeutig bejaht. Und so mag es nicht verwundern, dass es im November 2013 zwischen Weingarten und Hausen zu einem neuerlichen Bergrutsch kam, bei dem gewaltige Erdmassen bewegt wurden. Foto: Fabian Brand

    Die an ihrem Fuß sich ausbreitende Blockhalde zeigte, so äußern sich die Gutachter, dass der Sandstein in hohem Maße der Verwitterung ausgesetzt sei. Das Urteil schließt mit den Worten: Eine Gefährdung der Schlossgebäude von dieser Seite, wenn auch nicht in nächster Zeit, so doch in ferner Zukunft erscheint uns deshalb als nicht ausgeschlossen.

    Das ist ein schlechter Trost. Immerhin sind die letzten 50 Jahre gnädig vorübergegangen. Jedoch, wer viel und zu jeder Jahreszeit am Banzberg wandert, weiß um die kreisende Unruhe, die dort wohl ewig heimisch ist. Allein schon die verdächtigen Mauerrisse am nordwestlichen Pavillon, die von der Erde bis zum Dachgesims reichen, aber auch andere Spuren da und dort im Gemäuer reden eine eindringliche, nicht zu überhörende Sprache.

    Jedoch wer wollte in diesen Tagen nur Grau in Grau malen. Ungezählte Tausende lieben Banz. Für sie ist das talbeherrschende Kloster ein Glanzpunkt des Gottesgartens am Obermain. Wir hoffen, die edle Stifterin Alberade möchte die schützende Hand auch weiterhin über den Berg breiten und wird gewiss bis in eine ferne Zukunft hinein schlimmeres Unheil verhüten.“

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