„...und ich bin sein Bruder geworden“: Es waren berührende Erinnerungen, die der ehemalige Sportlehrer Reinhold Bayer aus Kirchschletten am Freitagabend bei der Mahnwache vor dem Hofmann-Gelände mit den zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern teilte. Es ging um die Asylbewerber, die 2015 in Zapfendorf und Unterleiterbach wohnten, um schöne Erlebnisse, um unvergessene Personen. Andächtig lauschten die Anwesenden seinen Ausführungen. Wohl wissend, dass sie in wenigen Minuten mit rechtsradikalem Gegröle und faschistischem Gehetze traktiert werden würden.

Raimund Oswald, der Organisator der Mahnwache, freute sich über den guten Zuspruch. Gekommen waren nicht nur Einwohnerinnen und Einwohner aus Zapfendorf und Gemeindeteilen, sondern auch viele Vertreter von „Aufstehen gegen Rassismus“, „Scheßlitz ist bunt“, „Güßbach bleibt bunt“, den „Omas gegen Rechts“ Bamberg und „Lichtenfels ist bunt“. Erstmals war auch ein Schriftzug „Zapfendorf ist bunt“ zu sehen.

Als es ein Basketball-Länderspiel in Zapfendorf gab
Der ehemalige Gasthof Hofmann, vor dem die Mahnwache stattfand, war in 2015 ebenso Heimstatt von Geflüchteten wie der ehemalige Gasthof Hennemann in Unterleiterbach. Reinhold Bayer aus Kirchschletten war damals einer derjenigen, die sich um die Schutzsuchenden kümmerten. Als ehemaliger Sportlehrer nahm er sie mit auf Radtouren und auf Wanderungen – und initiierte sportliche Aktivitäten. So auch das erste Basketball-Länderspiel: Ein Team des Sportvereins Zapfendorf ging gegen die „Nationalmannschaft Syriens“ auf Körbejagd.

Noch immer habe er einigen seiner Schützlinge von damals guten Kontakt, vor allem aber zu einem Kurden aus Syrien, den er mittlerweile „seinen Bruder“ nennt. Dieser lebe heute in Bamberg, sei verheiratet, habe zwei Kinder und mache gerade seine Meisterprüfung im Friseurhandwerk. „Und er spricht mittlerweile so gut deutsch, als ob er ein Bamberger wäre.“ Wichtig sei, den Geflüchteten zu helfen, ihnen das Gefühl zu geben, dass sie willkommen seien – „das hat mir so viel gegeben.“
„Ich selbst habe die Asylbewerber als höflich und zuvorkommend erlebt.“
Ursula Lunz, ehemalige Betreuerin von Geflüchteten

Auch die ehemalige Lehrerin Ursula Lunz erzählte von ihrer Arbeit mit Asylbewerbern. Besonders aber erinnerte sie an eine höchst bewegende Begebenheit, die sich 2015 in Unterleiterbach zugetragen hatte und die sogar verfilmt wurde. Zwei Bootsfahrer waren damals, hungrig und durstig, in den ehemaligen Gasthof Hennemann gegangen. Junge Männer empfingen sie und sagten, dass sie nicht viel hätten, aber sie gerne bewirten würden.

Die Bootsfahrer wunderten sich zwar über die etwas abgewohnten Räumlichkeiten, dachten aber, es seien Gastronomen, die erst begonnen hatten, wollten ihnen eine Chance geben und waren letztlich sehr angetan von der herzlichen Gastfreundlichkeit. Als sie bezahlen wollten, erfuhren sie dann, dass dieses Haus längst kein Gasthof mehr war, sondern eine Asylunterkunft. „Die Dame war perplex und brach in Tränen aus, so berührt war sie“, erinnerte sich Lunz. „Ich selbst habe die Asylbewerber als höflich und zuvorkommend erlebt. Auch wenn es immer heißt, sie hätten keine Achtung vor Frauen: Vielleicht ist das bei manchen so, bei mir gab es nie etwas.“

Oma Anita von den „Omas gegen Rechts“ fand deutliche Worte für die Demonstration gegen das Containerdorf für Geflüchtete. Sie warnte davor, dieses „lärmende, kleine, aggressive Häufchen“ sein „klassisches ekelhaftes Nazi-Handwerk“ unwidersprochen ausüben und „von Umvolkung schwadronieren“ zu lassen: So habe es einst auch begonnen.
„Brandbeschleuniger für rechtsextreme Positionen“
Diskussionen wie die Flüchtlingsunterbringung in Zapfendorf seien „Brandbeschleuniger für rechtsextreme Positionen“. Leider werde dadurch die rote Linie des Unsäglichen immer weiter verschoben. Kriminelle gebe es unter Geflüchteten wie Deutschen gleichermaßen, „aber das rechtfertigt keinen Rassismus!“

Und so stellten sich an diesem Abend an der Zapfendorfer Hauptstraße über sechs Dutzend Gegendemonstranten den vier lautstark krakelenden Rechtsnationalen und ihren hasserfüllten, fremdenfeindlichen Parolen in den Weg.