In ganz Franken kennt man das Lied der Franken, das in seiner vierten Strophe den „Heiligen Veit von Staffelstein“ besingt, auch wenn die dem Heiligen Veit geweihte Barockkapelle auf dem zum benachbarten Ebensfeld gehörenden Ansberg steht. Und aus ganz Franken und der gesamten Erzdiözese Bamberg waren am vergangenen Dienstag viele Gläubige auf Einladung des Katholischen Blinden- und Sehbehindertenwerks auf den im Volksmund so genannten Veitsberg angereist.
Meditative Betrachtung
Mit Pastoralreferentin Regine Schramm aus Fürth und den „Kemmärä Kuckuck“ aus dem Landkreis Bamberg feierten sie ihre diesjährige Maiandacht unter dem Motto „Mit dem Herzen sehen“. Schramm, die Katholische Blinden- und Sehbehinderten-Seelsorgerin der Erzdiözese, machte mit eindrucksvollen Beschreibungen nicht nur die Aussicht vom Veitsberg und das schmucke Gotteshaus vor dem inneren Auge sichtbar.
In ihrer meditativen Betrachtung zur Lesung aus dem Lukas-Evangelium führte sie vor Augen, dass das Wichtigste im Leben oft in der Dunkelheit geschieht. Man sehe es letztlich nicht mit den Augen, sondern nur mit dem Herzen. Zu Herzen ging zwischen den Texten und Gebeten aber auch die Musik und der Gesang der „Kemmärä Kuckuck“ unter der Leitung von Hans-Dieter Ruß, die mit Gitarre, Hackbrett, Kontrabass und Akkordeon Maria nicht nur als Maienkönigin besangen.
Für Regine Schramm war es die letzte Maiandacht am Veitsberg, bevor sie im September in den Ruhestand geht. Drei Gedanken gab sie den Gottesdienstbesuchern mit zu Marias Suche nach ihrem zwölfjährigen Jesus am Passah-Fest. „Dass im Leben nicht alles durchgeplant werden kann“, davon kann zweifellos auch Josef Braun aus Pferdsfeld, der die Maiandacht mitorganisiert hat, berichten. Nach seiner Erblindung und einem späteren Schlaganfall hat er weder seinen Humor noch sein Engagement aufgegeben und ist in Oberfranken ein leuchtendes Beispiel, wie man nach Schicksalsschlägen das Leben annehmen kann.
Dankbarkeit gibt Kraft
In ihrer Angst und ihrem Ärger zeigte Maria auf: „Man darf, ja, man soll auch zu seinen Gefühlen stehen.“ Und letztlich zeigte sich Maria „bereit, auf Gott zu vertrauen, ohne Wenn und Aber“. Dieses „Sehen mit den Augen des Herzens“, diese Dankbarkeit, gibt dem Leben die notwendige Kraft, rief Regine Schramm den Besuchern zu.
Die bereits in der Andacht trotz der verschiedensten Handicaps ausgestrahlte Lebensfreude war erst recht beim anschließenden gemütlichen Beisammensein im Dittersbrunner Gasthaus „Zum Veitsberg“ spürbar, spätestens als die Gäste von Nürnberg bis aus dem Fichtelgebirge beim Lied der Franken zum Akkordeon mit einstimmten.