Bad Staffelstein Seit fast genau einem Jahr ist Mario Schönwald Bürgermeister der Thermen-Stadt Bad Staffelstein. Der 40-Jährige stand von Anfang an vor drängenden Aufgaben. Ein Gespräch über große Herausforderungen, wichtige Weichenstellungen, das tägliche Miteinander und Projekte für die Zukunft.
Obermain-Tagblatt: Herr Schönwald, ein Jahr ist es her, dass Sie per Stichwahl zum Bürgermeister gewählt wurden. Zuvor hatten Sie kein politisches Amt inne, plötzlich waren Sie Chef im Rathaus und verantwortlich für über 10.000 Bürgerinnen und Bürger. Wie sind die ersten zwölf Monate denn so verlaufen?
Mario Schönwald: Sehr schnell, ich kann es kaum glauben, dass bereits ein Jahr vergangen ist. In den ersten Tagen kamen natürlich sehr viele Gratulanten auf mich zu. Bereits der Wahlabend verlief für mich spektakulär und völlig überraschend, als die Uetzinger Blasmusik an den Marktplatz marschierte um mir ein Ständchen zu spielen.
Unmittelbar danach ging es dann, zwei Tage später, weiter mit der Einführung in die Amtsgeschäfte. Es folgte die Vereidigung und die ersten Entscheidungen waren zu fällen, seitdem vergeht aber auch kein Tag ohne interessante Gespräche und wichtige Entscheidungen.
An dieser Stelle möchte ich es nicht verpassen, mich bei allen zu bedanken die mich in der Anfangszeit unterstützt haben, vor allem die Verwaltung, Stadtrat, Abgeordnete, Behörden und besonders bei meiner Familie.
Neue Besen kehren gut, sagt der Volksmund. Wo haben Sie denn bereits Ihre Handschrift erkennen lassen?
Schönwald: Die Wasserversorgung in den Ortsteilen Horsdorf, Loffeld, Stublang war seit langer Zeit porblembehaftet. Hier musste schnell gehandelt werden. Wichtige Stellen in der Verwaltung mussten neu besetzt werden. Auch hierbei habe ich keine Zeit verloren.
Welche Projekte, die Sie in ihrem Wahlprogramm hatten, blieben bislang zu sehr „auf der Strecke“ – und warum?
Schönwald: Ich habe eine Fülle von Aufgaben vorgefunden, die bereits beschlossen waren, aber sich oftmals noch in einem frühen Stadium befanden und auf den Weg gebracht werden mussten. Von auf der Strecke bleiben kann hier, finde ich, nicht die Rede sein.
Bären-Areal, Bahnhofsgebäude, Nordostspange: Um die großen Themen ist es in den vergangenen Monaten still geworden. Warum kommt die Stadt da nicht voran?
Schönwald: Naja, das stimmt so nicht. Es dringt vielleicht nicht jeder Schritt nach außen. In naher Zukunft wird hier jedoch für viele der Bürger etwas Sichtbares geschehen. Wir haben für die alte Brauerei die Abbruchgenehmigung erwirkt, derzeit ist das Leistungsverzeichnis für die Abrissarbeiten auf dem Prüfstand und wird demnächst freigegeben.
Beim Bahnhofsgebäude steht der barrierefreie Umbau unmittelbar bevor. Zudem wollen wir ein Infoterminal im oder am Gebäude installieren, so wie es bereits im Kur- und Tourismusservice vorhanden ist.
Zur Nordostspange gab es bereits auch erste Gespräche. Aktuell liegen hier mehrere Vorschläge der unterschiedlichen Fraktionen des Stadtrates vor. Aus meiner Sicht müsste zunächst aber durch eine mögliche Verlagerung der Staatsstraße geprüft werden, ob hierdurch eine Verkehrsberuhigung der Innenstadt bereits erreicht werden kann. Hierzu befinde ich mich aktuell in Verhandlungen mit den zuständigen Behörden.
Ihr Stellvertreter in den ersten Wochen und Monaten war Ihr Mitbewerber, der kurz vor der Stichwahl seine Kandidatur aus persönlichen Gründen zurückzog. Wie war das Miteinander mit Hans-Josef Stich? Wie gestaltete und gestaltet sich die Zusammenarbeit?
Schönwald: Hierzu kann ich nur sagen, dass es keine Barrieren gab. Ich konnte und kann immer noch auf seinen Rat und langjährige Erfahrung zurückgreifen. Hierfür mein herzlichster Dank an Hans-Josef Stich.
Sie gehören den Freien Wählern an, in einem Stammland der CSU. Wie schwer hat man es als Bürgermeister? Welche Rolle spielen Parteizugehörigkeiten auf lokaler Ebene?
Schönwald: Vom ersten Tag meiner Kandidatur an war es für mich wichtig, dass ich für ein Amt als Bürgermeister und somit als Lokalpolitiker kandidiere. Die Zugehörigkeit einer Partei ist für mich hierbei nicht entscheidend.
Die Bevölkerung unserer Stadt erwartet zurecht eine Zusammenarbeit aller Fraktion zum Wohle der Stadt. Parteizugehörigkeit, dafür stehe ich, sollte hierbei keine Rolle spielen. Dies zeigt auch jetzt die Besetzung der weiteren Bürgermeister aus zwei anderen Fraktionen
Die direkten Vertreter in Landtag und Bundestag für die Region sind Christsoziale. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Jürgen Baumgärtner und Emmi Zeulner?
Schönwald: Ich habe zu beiden einen guten Draht. Beide haben mir ihre Unterstützung zugesagt.
Bleibt die Privatperson Mario Schönwald bei all den Aufgaben mehr „auf der Strecke“, als es Ihnen lieb ist?

Schönwald: Das Bürgermeisteramt verlangt einem schon einiges an Terminen ab. Dabei bleibt die Privatperson oft „auf der Strecke“. Mein Mountainbike fühlt sich aktuell in der Tat schon etwas vernachlässigt, die Zeit für sportliche Aktivitäten ist knapp bemessen.
Auch am Wochenende ist ein Bürgermeister oft vielbeschäftigt. Dennoch wir Ihnen immer wieder angelastet, bei zu wenigen offiziellen Terminen zu sein. Woran liegt das?
Schönwald: Ich stehe dem Bürgermeisteramt mit vollem Umfang zur Verfügung, mit einer Ausnahme: Alle 14 Tage kommt mein fünfjähriger Sohn am Wochenende zu mir. Diese Zeit ist uns beiden heilig. Aber auch dabei nehme ich die Amtsbrille nicht ab und schaue mir dann eben die städtischen Spielplätze an. Oft ist es auch sehr interessant, gerade Kinderspielplätze mit den Augen eines Kindes zu betrachten.
Wenn Sie doch mal Freizeit haben: Was machen Sie dann zum Ausgleich? Wo findet man Sie dann?
Schönwald: Wie bereits erwähnt, verbringe ich viel Zeit mit meinem Sohn. Man trifft uns beide öfters im Aqua Riese. Genauso gerne gehe ich mit meiner Partnerin zum Entspannen in die Obermain Therme oder auf den Staffelberg zum Wandern. Aufgrund der begrenzten Freizeit hat mein Mountainbike aktuell einen Standplatten. Sobald dieser behoben ist, werde ich sicherlich mal wieder aufsteigen und einfach losradeln.
Wer entscheidet eigentlich, ob der Bürgermeiste persönlich kommt oder einer der beiden Stellvertreter?
Schönwald: Prinzipiell entscheidet das der Erste Bürgermeister, allerdings auch oft der Kalender. Ich versuche möglichst viele Termine selbst wahrzunehmen. Kommt es zu Überschneidungen, werden meine Stellvertreter eingesetzt.
Wie läuft die Zusammenarbeit mit Zweitem Bürgermeister Holger Then und Drittem Bürgermeister Dieter Leicht?
Schönwald: In der Zusammenarbeit ist mir wichtig, dass wir einen ehrlichen und offenen Austausch führen. Gleiches setze ich bei meinen Stellvertretern voraus. Bisher funktioniert das Zusammenspiel mit beiden gut.
Im Stadtrat geht es ab und an hoch her. Gibt es Ihrer Meinung nach zu viele Grabenkämpfe?
Schönwald: Grabenkämpfe ist nicht das richtige Wort. Wir führen rege Diskussionen, jeder bringt seine Meinung ein und argumentiert auch entsprechend. Das erwarte ich aber auch von den Fraktionen im Stadtrat. Es gibt emotionale Themen, gerade in der jetzigen Zeit, aber eine Vielzahl der Beschlüsse werden einstimmig gefasst und man kann nach der Sitzung sich wieder in die Augen schauen und vernünftig miteinander reden.
Bereits im Jahr 2026 endet ihre Amtszeit. Welche Projekte wollen sie bis dahin unbedingt umgesetzt haben?
Schönwald: An Bauprojekten abschließen würde ich bis dahin gerne das Bürgerinformationszentrum, also das Gebäude der ehemaligen Hypo-Bank, das Feuerwehrhaus Wolfsdorf, den Feuerwehrhausanbau Stublang, die Sanierung der Alten Schule in Altenbanz, das Feuerwehrhaus in Wiesen oder auch die Krippengruppe Unnersdorf. Die Schulhaussanierung Unnersdorf mit Anbau Hort muss in den Endzügen sein. Der Mobilfunkmast für Püchitz, Stadel und Altenbanz muss längst in Betrieb sein. Das Bärenareal ist bis dorthin von Altlasten befreit und die Ausführungsplanung steht fest. Das Wasserstrukturkonzept ist an den Problempunkten im Lautergrund abgeschlossen. Die Pumptrackbahn für die Jugendlichen ist bis dahin gebaut. Ferner werden Photovoltaikanlagen auf der Kläranlage und weiteren städt. Gebäuden installiert. Hier möchte ich ebenfalls Schritt für Schritt voran kommen. Darüber hinaus bringe ich die Digitalisierung der Verwaltung voran.