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BAD STAFFELSTEIN: Martina Schwarzmann begeistert in Bad Staffelstein 350 Fans

BAD STAFFELSTEIN

Martina Schwarzmann begeistert in Bad Staffelstein 350 Fans

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    Mit Songs wie „Ich bin so mittel“ oder „Nix wie weg“ thematisierte Martina Schwarzmann im Kurpark tatsächliche oder fiktive Erlebnisse im Alltag.
    Mit Songs wie „Ich bin so mittel“ oder „Nix wie weg“ thematisierte Martina Schwarzmann im Kurpark tatsächliche oder fiktive Erlebnisse im Alltag. Foto: Mario Deller

    42 Jahre jung, gelernte Köchin und ein kesses Mundwerk, dem herrlich trockener Humor entströmt - mit diesem Mix hat sich Martina Schwarzmann, die 2004 bei „Ottis Schlachthof“ erstmals im Fernsehen auftrat, längst einen Namen gemacht.

    Ihre liebenswert-unverblümte Art auf der Bühne, als erholsamer Kontrast zur von uns im Alltag eingeforderten Contenance kam, bei bei den rund 350 Zuschauern ihres Kabarettprogramms „Genau richtig“ im Bad Staffelsteiner Kurpark blendend an.

    Vieles totschweigen oder schönreden, damit mögen wir uns – ob dies sinnvoll ist, steht auf einem anderen Blatt – im Alltag oft behelfen. Martina Schwarzmanns Blick auf die Tücken des Alltags aber kam einer im humoristischen und musikalischen Gewand kostümierten Einladung gleich, das Kind geradeaus beim Namen zu nennen.

    Zwangsläufige Bodenhaftung

    Und genau das lieben die Fans der Bühnenkünstlerin, die zugleich vierfache Mutter ist, und dadurch zuhause zwangsläufig Bodenhaftung erfährt. Prächtig war die Stimmung auf der Open-Air-Bühne am Rande des Kurparks bereits zu Veranstaltungsbeginn, als Schwarzmann ihr Eingangslied „Jetzt bin i do“ schmetterte.

    Verpackt in einer humorvollen „Ansage“ bat sie, die Finger während der Aufführung vom Handy zu lassen, verbunden mit der Anmerkung: „Es ist noch hell, ich sehe euch alle“.

    Ihre älteste Tochter habe, meinte die Oberbayerin einleitend mit einem Augenzwinkern, zu verstehen gegeben, dass sie anonym bleiben möchte. „Ich habe also vier minderjährige Mitbewohner“, meinte sie daraufhin. Und wer als Mutter mit Kindern unterwegs ist, kann sich ja darauf einstellen, dass nicht immer nach Plan läuft.

    Es bleibt die Flucht

    Davon handelte auch das dem begeisterten Publikum hierzu vorgebrachte Lied „Nix wie weg“, in dem Schwarzmann auf bereits frühkindlich erworbene Strategien noch heute zurück greift – wie etwa schlichtes Abhauen, wenn einer der Sprösslinge im Laden ein teures Kleidungsstück als Taschentuch zweckentfremdet oder der Nachwuchs auf der Rutsche des Kinderspielplatzes plötzlich Durchfall bekommt. „Geh' weiter – wenn uns wer frogt, wir wissen nix davo“, heißt es im Refrain dazu.

    „Ich bin so mittelold, ich bin so mittelgscheit, ich bin so mittelschee, so wie die meisten Leut'“, bei dieser gesanglichen Hommage an die Normalität klatschte das Publikum entzückt mit. Schwarzmann hatte die Lacher auf ihrer Seite mit Liedzeilen wie „I könnt' spei'n, spei'n, spei'n, wenn mir beim IBAN-Code zwei Kasterl überblei'm.“ Um einem 90-jährigen Bekannten, der sich beschwert hatte, dass sie „früher mehr vom Bumsen gesungen“ habe, einen Gefallen zu tun, streue sie bisweilen auch Lieder mit sexuellen Anspielungen ein.

    Gut möglich, dass nach dem Lied „Die Susi und der Herbert“ manchem Zuhörer die Lust auf selbstgemachten Eierlikör für eine Weile vergeht, doch derartige „Nebenwirkungen“ nimmt ihre – wie der Auftritt in Bad Staffelstein offenbarte – treue und große Anhängerschar gerne in Kauf.

    Toleranz ist ein Gewinn an Lebensqualität

    „Toleranz ist ein Gewinn an Lebensqualität“, laute ihr Motto, welches sie auf häuslichen Dreck, den Umgang mit Deppen oder auch unwillkommene Gäste im heimischen Garten anwende: „Wenn ich jetzt a Nacktschneckn in den Erdbeern seh', sog i 'lass dir's schmecka.“ Beim sich anschließenden Lied über Toleranz animierte sie das Publikum zum Mitsingen des Refrains „Jeder macht halt, wie er moant und wie er's ko“. Ob des für fränkische Münder offenbar nicht ganz so einfachen oberbayerischen Slangs taten sich viele damit etwas schwer.

    Apropos sprachliche Missverständnisse: ein solches war Gegenstand einer der zwischen den von Gitarrenspiel begleiteten Liedvorträgen ebenso munter daher kommenden erzählerischen Passagen der Künstlerin. Schwarzmann amüsierte mit der Schilderung einer Begebenheit, bei der sie auf dem Supermarktparkplatz zum Zwecke des besseren Einsteigens eine aus Norddeutschland stammende Frau bat: „Könne Sie bittschee ihr Auto wegfahr'n“. Die Angesprochene verstand allerdings „Können Sie Bitch…?“ Eine Eskalation konnte aber noch rechtzeitig vermieden werden, wie die Zuhörer schließlich erfuhren.

    Songwriter Matthias Kellner auf der Bühne

    Zwischendurch überließ die bekannte Powerfrau Sänger und Songwriter Mathias Kellner die Bühne. In seinem Gastauftritt lag auch der Niederbayer von Beginn an auf einer Wellenlänge mit dem Publikum. „Mir is egal, wie di dich ohzieagst, o welchen Gott du glaubst, du stehst voll auf Helene Fischer, des is ok für mi, du mogst Reality-Soaps, des störat mi nie“, hieß es zu Beginn seines ersten Liedes, dessen Botschaft im liebenswert-derb gewandeten Refrainfinale mündete: „Nur a Kloanigkeit könnt' mi stör'n, wennst es wissen willst, sollst es hör'n: Wenn du a Orschloch bist, konnst die schleing, dann kumma mir zwoa net zamm“.

    Kellners Appell, das im Satz zuvor erwähnte zentrale Wort an entsprechender Stelle laut mitzusingen, stieß nicht auf taube Ohren. Kellners weiterer, im humoristischen Segment angesiedelte Song über einen ungewollten längeren Aufenthalt auf der schlaglochübersäten Bundesstraße 20 ließ die Zwerchfelle der Zuschauer erzittern.

    Auch das freilich humoristisch immer noch sehr dünne Eis „Corona“ betrat Schwarzmann kurz mutig. Es habe sie bei einem früheren Auftritt heuer köstlich amüsiert, als einmal im strömenden Regen die Stühle desinfiziert wurden „Dies muss wohl an einer sehr aggressiven, sich über die Arschbacken verbreitende Variante liegen“, vermutete sie scherzhaft. Und dass bei einer Veranstaltung von ihr selbst Ehepartner 1,50 Meter Abstand zueinander halten mussten, sei manchem Partner vermutlich sogar ganz gelegen gekommen, fügte sie grinsend an.

    Mit vielen Preisen bedacht

    Die Zuschauer lachten herzhaft – ja Humor ist gerade in dieser für uns alle herausfordernden Zeit ein willkommenes und wohl auch wichtiges Ventil. Nebenbei gab die Künstlerin, die unter anderem bereits mit dem Deutschen und Bayerischen Kabarettpreis sowie dem Deutschen Kleinkunstpreis ausgezeichnet wurde, dem Publikum auch wertvolle „Tipps“ an die Hand. Als ein Verkäufer sie am Telefon zur Bestellung von Olivenöl überreden wollte, habe sie – weil sie solche Sache ja eh im Laden kaufe – diesem geantwortet: „Das ist nichts für uns. Oma bekommt immer Durchfall, vor allem von den italienischen Sorten. Das geht ja vom Sofa nie mehr raus, das müssen Sie sich mal vorstellen“. Der habe schlagartig aufgelegt und nie mehr angerufen, meinte Schwarzmann feixend, und die Zuhörer stimmend lachend ein.

    Nach zwei kurzweiligen Stunden unterhaltsamen Humors der Marke „Martina Schwarzmann“ begaben sich die mit lang anhaltendem Schlussbeifall dankenden Gäste durch den Kurpark auf den Nachhauseweg, hatten immer noch ein Lächeln auf den Lippen – und sehen, wenn sie an die Geschichten und Songs Schwarzmanns zurückdenken, vielleicht manches im Grunde belangloses Alltagsärgernis ein wenig entspannter.

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