Wir schreiben das Jahr 1955. Der neunjährige Edgar darf als Ministrant mitwirken, als der in Birkach aufgewachsene Fuldaer Bischof Johann Baptist Dietz sein goldenes Priesterjubiläum feiert. Nun ist der damalige Bub 76 Jahre alt – und blickt selbst auf ein halbes Jahrhundert als Priester zurück. Am Sonntag, 26. Juni, um 17 Uhr wird aus diesem Anlass ein feierlicher Gottesdienst zelebriert, selbstverständlich in seinem Heimatort Birkach. Das Wort Gottes und christliche Werte waren und sind ihm Richtschnur, ob als Religionslehrer, Schulleiter oder bis heute als in Merkendorf zelebrierender Geistlicher.
Ein wenig Lampenfieber dürfte wohl schon mit im Spiel gewesen sein, als der damals 26-Jährige nach vorherigem Theologiestudium am 25. Juni 1972 die Priesterweihe durch den damaligen Erzbischof Josef Schneider empfing. Unzählige Einwohner und Einwohnerinnen bekundeten seinerzeit ihre Verbundenheit mit dem Primizianten, als der „frischgebackene“ Geistliche am 9. Juli desselben Jahres in Birkach seinen ersten Gottesdienst zelebrieren durfte.
Auf jeden Fall ein Beruf, der mit Menschen zu tun hat
Nicht mit einem Paukenschlag, sondern Zug um Zug wurden die Weichen für sein späteres Wirken als Seelsorger und im pädagogischen Bereich schon in Kindheit und Jugend gestellt. „Dass ich ans Gymnasium gehen konnte, war ein großes finanzielles Opfer meiner Eltern, wofür ich heute noch sehr dankbar bin“, ist sich Hagel bewusst, dass das in den 1950-er-Jahren alles andere als selbstverständlich war. Den späteren Berufsweg geebnet habe, so Hagel rückblickend, der seinerzeit in Medlitz seelsorgerisch tätige Kuratus Franz Bünger: „Er ermunterte immer wieder meine Eltern: ,Den Edgar könnt' Ihr nach Bamberg schicken.‘“ Bünger meldete den Jungen schließlich im Ottonianum Bamberg an.

In der Oberstufe sei ihm dann sehr bald klar geworden dass er einen Beruf ergreifen möchte, der mit Menschen zu tun hat. In Frage kamen Arzt, Lehrer und Priester. Medizin schied dann aus, weil ihm die Verantwortung zu groß war, wie er ehrlich einräumt. So zog er ein Lehramtsstudium in Religion und Sport in Betracht. In der Rückschau verrät Hagel, warum er die Sportlehrer-Pläne dann aber doch wieder verwarf: „Ich war, möchte ich mal behaupten, ein ganz guter Leichtathlet, aber im Geräteturnen hatte ich Probleme wegen meiner Körpergröße“, so Hagel, der schmunzelnd ergänzt: „Außerdem ließ es mein Ehrgeiz nicht zu, bei der Turnprüfung durchzufallen.“
Viele schöne Erinnerungen an die Zeit als Pfarradministrator in Ebing

So entschied sich der junge Edgar schließlich für das Priesterseminar. Und der Berufswunsch des Lehrers sollte sich ja schließlich doch noch erfüllen: Nachdem Hagel das erste Staatsexamen für das Lehramt Volksschule abgelegt hatte, fragte 1976 der Domberg bei ihm an, ob er nicht die am Bamberger Dientzenhofer-Gymnasium frei gewordene Stelle als Religionslehrer übernehmen wolle – eine Gelegenheit, die er gleich am Schopfe packte.
„Mir war aber auch immer wichtig, zugleich in der Seelsorge aktiv zu sein“, betont Hagel. In seiner Funktion als Pfarradministrator in Ebing verkündete er von 1986 an ein stolzes Vierteljahrhundert in dem Rattelsdorfer Gemeindeteil das Wort Gottes. „Auch heute, mehr als zehn Jahre danach, habe ich viele schöne Erinnerungen an diese Zeit“, denkt er gern daran zurück.
Acht Tage unterwegs auf dem Jakobsweg von Ulm zum Bodensee
Vor rund einer Woche hat der Mittsiebziger noch einmal die Strapazen einer achttägigen Jakobsweg-Fußtour von Ulm aus zum Bodensee auf sich aufgenommen, mit Tagesetappen von gut 20 Kilometern, hat Geist und Körper kurz vor dem „goldenen“ Jubiläum noch einmal neuen Impuls verliehen. Vor allem aber schätzt der agile Senior die Gemeinschaft mit anderen.

Besonders freut er sich immer auf das Wiedersehen mit früheren Weggefährten. So trifft er regelmäßig die noch lebenden damaligen Seminaristen, die an jenem 25. Juni 1972 zusammen mit ihm zum Priester geweiht wurden. Und auch sein Abiturjahrgang 1966 kommt einmal jährlich zusammen. „Und da kommen die meisten Klassenkameraden auch, und man hat sich viel zu erzählen“, will Hagel diese schönen Zusammenkünfte nicht missen.
Eine Menge Arbeit, aber auch ungemein viel Freude
Und wie am Sonntag beim feierlichen Gottesdienst deutlich werden wird, bleiben seine Birkacher Wurzeln stets in seinem Herzen verankert. Nicht von ungefähr investierte Hagel ab Anfang 2021 unzählige Stunden, um einen lang gehegten Wunsch in die Tat umzusetzen: Der Geistliche trug historische Aufzeichnungen, Fotografien, alte Ansichten und vieles mehr zusammen und erstellte auf dieser Grundlage eine umfangreiche Ortschronik. „Es hat zwar eine Menge Arbeit bereitet, aber zugleich ungemein viel Freude“, konstatiert er.

Die Ortschronik beinhaltet die zahlreichen Facetten der vielschichtigen Historie Birkachs von der Kirchengeschichte rund ums 1863 eingeweihte Gotteshaus bis hin zur rund zwei Jahrhunderte währenden Ära des Sandsteinbaus. Die Chronik kann erworben werden im Ebensfelder Rathaus oder in Birkach nach Gottesdiensten in der Sakristei.
„Nicht Herren über euren Glauben wollen wir sein, sondern Helfer eurer Freude.“
Primizspruch von Monsignore Edgar Hagel
„Schon in meiner Jugend habe ich mich für die Geschichte meines Heimatortes interessiert“, unterstreicht Hagel. Er freut sich sehr auf das Wiedersehen mit Verwandten, Freunden und Weggefährten bei der Feier am Sonntag.
Seit nunmehr 50 Jahren wirkt Monsignore Edgar Hagel als Priester im Weinberg des Herrn. Eigentlich seit 2020 im Ruhestand, hält der im Memmelsdorfer Ortsteil Lichteneiche wohnhafte Hagel in der Merkendorfer Pfarrkirche Kreuzerhöhung auch weiterhin die dortigen Eucharistiefeiern. 1972 ist eine gefühlte Ewigkeit her, doch das feste Vertrauen in Gottes Geborgenheit und Güte spricht aus Hagels resümierenden Worten: „Bis zum heutigen Tag ist mir mein Primizspruch als Leitlinie tief ins Herz geschrieben: ,Nicht Herren über euren Glauben wollen wir sein, sondern Helfer eurer Freude.‘“
Monsignore Edgar Hagel Im Juni 1946 geboren in Bamberg, mit drei Brüdern aufgewachsen in Birkach (Markt Ebensfeld), 1966 Abitur und Eintritt ins Priesterseminar Bamberg. 1971 Theologie-Abschlussprüfung in Tübingen, 1972 Erstes Staatsexamen für Lehramt Volksschule, Priesterweihe am 25. Juni 1972 in Bamberg, Primizfeier am 9. Juli 1972 in Birkach. 1972/73 Kaplan in Forchheim, 1973 bis 1976 Präfekt im Priesterseminar Ottonianum, ab 1976 Religionslehrer am Dientzenhofer-Gymnasium Bamberg, 1986 bis 2011 Pfarradministrator in Ebing, 2001 bis 2008 Schulleiter Maria-Ward-Gymnasium Bamberg. 2008 päpstliche Auszeichnung „Monsignore“. 2014 bis 2020 Pfarradministrator in Merkendorf, seit 2020 als Pfarrer in Ruhestand, Zelebrierung Gottesdienste in Merkendorf.