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LICHTENFELS/NEUDORF: Neudorf: So langsam ist die Winterruhe bei den Igeln vorbei

LICHTENFELS/NEUDORF

Neudorf: So langsam ist die Winterruhe bei den Igeln vorbei

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    Marion Damm vor einem Teil der speziellen Holzkisten, in der ihre Igel untergebracht sind. In den Händen hält sie ein Exemplar, das besonders dunkle Stacheln hat.
    Marion Damm vor einem Teil der speziellen Holzkisten, in der ihre Igel untergebracht sind. In den Händen hält sie ein Exemplar, das besonders dunkle Stacheln hat. Foto: Josef Schröder

    Jetzt erwachen die Igel so langsam aus ihrem Winterschlaf. Die Vorsitzende des Landesbundes für Vogelschutz, Kreisgruppe Lichtenfels, Marion Damm hat im ehemaligen Kuhstall ihres Bruders in Neudorf bei Ebensfeld 26 Stacheltiere gesund über den Winter gebracht. Von ihren Pfleglingen sind 17 bereits aufgewacht. Jetzt hofft sie, dass auch die restlichen sich bald rühren. Die Igel wurden Marion Damm unterernährt und teilweise krank im Spätherbst aus dem gesamten Kreisgebiet gebracht oder von ihr am Fundort abgeholt. Der kleinste Igel wog 77 Gramm. „Ich bin glücklich darüber, auch ihn durchgebracht habe“, sagt strahlend die engagierte Naturschützerin.

    „Abhängig vom Wetter und Standort des Winterquartieres kann der Zeitpunkt des Aufwachens im Frühling ganz unterschiedlich sein. Nicht alle Tiere schlafen gleich lang. Manche wachen erst im Mai auf. Igelweibchen haben durchschnittlich ein höheres Schlafbedürfnis, als Männchen“, berichtet Marion Damm.

    Nach dem Aufwachen wächst der Appetit

    Ein Blick in die „Igelwohnung“ mit Schlaf- und Wohnzimmer. Die Schlafnester bauen sich die Igel selber.
    Ein Blick in die „Igelwohnung“ mit Schlaf- und Wohnzimmer. Die Schlafnester bauen sich die Igel selber. Foto: Josef Schröder

    Da die Stacheltiere Einzelgänger sind, hat die Igelschützerin jeden einzeln in einer extra angefertigten Holzkiste im ehemaligen Kuhstall untergebracht. Das beinhaltet, einen Platz zum Schlafen und einen Freiraum zum Fressen. Im Laufe der Jahre sind laufend neue Wohnkästen für die Igel dazu gekommen. „So ist es mir leichter möglich, jedes einzelne Tier zu kontrollieren ob es gesund ist. Wenn die Igel wach sind und fressen, müssen täglich die Näpfe gereinigt und die ausgelegte Zeitung unter dem Futter und den Wassernäpfen ausgetauscht werden. Da bald alle 26 Tiere wach sind, benötige ich bis zu zwei Stunden am Tag, um sie gut zu versorgen. Ich brauche täglich an die zehn Dosen Katzen- und natürlich auch Igeltrockenfutter. Außerdem bekommen die Tiere manchmal kurz durchgegartes Rinderhack und dazu noch Eier oder getrocknete Mehlwürmer. Jeden Tag verputzen die Igel eine gehäufte Schale voll, um ihre Reserven wieder aufzufüllen“, berichtet Marion Damm.

    Jedes Tierchen mit eigenen Köpfchen

    Interessant sei, dass jeder Igel seinen eigenen Charakter habe, so Marion Damm. Das könne man besonders bei den Essgewohnheiten erkennen. Manche Igel würden Mehlwürmer lieben und andere dagegen ließen sie auf ihrem Tellerchen liegen. Wichtig sei eine reichhaltige und abwechslungsreiche Nahrung. Manchmal falle auch ein Tierarztbesuch an. „Dazu kommen noch gelegentliche Gewichtskontrollen so wie das Beobachten des Kotes, der normal geformt und glatt sein soll. Wenn alles passt, muss man den Igel in der kalten Jahreszeit nicht weiter stören. Im ehemaligen Kuhstall des Anwesens meines Bruders sind die Temperaturbedingungen kühl und damit optimal. Die Tiere passen sich nämlich den Außentemperaturen an. Jedoch soll kein Frost in den Stall kommen“, sagt die erfahrene Igelpflegerin.

    Ein Blick auf das reichhaltige Futter, das die Igel laufend benötigen.
    Ein Blick auf das reichhaltige Futter, das die Igel laufend benötigen. Foto: Josef Schröder

    Bald werden ihre „Igelkinder“ am jeweiligen Fundort ausgesetzt. An jeder Wohnkiste sind Notizen angebracht, die über das Gewicht bei der Einlieferung und die Heimat der Patienten Auskunft geben. „Wenn die kalten Nächte vorbei sind, werden die Igel in die Freiheit entlassen. Dabei kommen nach Möglichkeit die Plätze infrage, wo sie von aufmerksamen Tierfreunden gefunden wurden. Jetzt hoffe ich, dass meine Igel in Freiheit mit genügend Unterschlupfmöglichkeiten und Nahrung gut weiter leben können. Ich fühle mich nach der langen Pflege sehr stark mit ihnen verbunden“, sagt Marion Damm.

    Schon ein Schälchen Wasser hilft

    Insekten, die wichtigste Nahrungsquelle der Igel, seien derzeit noch rar, so dass die Tiere noch weite Strecken zurücklegen müssen. Das bedeute, eine zusätzliche Gefahr im Straßenverkehr. „Wer den sympathischen Tieren im Garten helfen möchte, kann eine Schale Wasser bereit stellen. Wenn nämlich die Igel aus dem Winterschlaf erwachen, haben sie zuerst großen Durst. Als Nahrung frisst der Igel Insekten, Würmer und andere Kleinlebewesen. Er freut sich deshalb über einen naturnahen Garten, der ihm vom Frühling bis zum Herbst ein reichhaltiges Angebot verschafft“, betont die Tierschützerin.

    Nicht minder wichtig für den Igel sei, Unterschlupfmöglichkeiten für das ganze Jahr anzubieten. Das sind vor allem Reisig- und Laubhaufen. Nicht zu vergessen sei jedoch, dass nur ein Garten allein niemals als Lebensraum eines Igels genügt. So ist es auch wichtig, dass Durchschlupfmöglichkeiten von einem Garten zum anderen vorhanden sind.

    Ein herzliches Dankeschön richtet Marion Damm an alle Zeitungssammler, die ihr in den letzten Monaten sehr gute Dienste erwiesen haben. „Mit den Zeitungen lege ich täglich den Boden der Futterstellen in den einzelnen Kisten aus, damit dieser sauber bleibt. Wenn jemand bereit ist, mir bei der Futterbeschaffung und vielen anderer anfallender Kosten eine Unterstützung zu gewähren, kann das gern mit einer Spende unter dem Namen “Igelrettung„ auf das Konto der Sparkasse CO-LIF DE69783500000040195141 BYLADEM1COB tun, sagt Marion Damm.

    Igelbeobachtungen dem Naturschutzverband

    Der Landesbundes für Vogelschutz ruft dazu auf, Igelbeobachtungen dem Naturschutzverband hier zu melden, um noch mehr über den heimischen Gartenbewohner herauszufinden. Seit 2015 sammeln die Naturschützer Daten von lebendigen und auch toten Tieren für das LBV-Bürgerforscher-Projekt „Igel in Bayern“. Obwohl der Igel flexibel, anpassungsfähig und ein wahrer Überlebenskünstler ist, steht er mittlerweile auf der Vorwarnliste bedrohter Säugetiere in Bayern.

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