In einer gut besuchten Informationsveranstaltung hat der Bayerische Bauernverband (BBV) die Neuerungen für die erneute Auslegung des Planfeststellungsverfahrens zum Kiesabbau zwischen Wiesen und Niederau vorgestellt. Es handelt sich bereits um die dritte Änderung des laufenden Verfahrens. Darüber berichtet der BBV in einer Pressemitteilung.
Vorläufige Baugenehmigung
Ein zentraler Aspekt der jüngsten Änderungen ist demnach die vorläufige Abbaugenehmigung für eine Fläche von rund sieben Hektar im südwestlichen Bereich des Gebiets. Sollte die vorläufige Baugenehmigung erteilt werden, solle bereits ab April 2025 mit dem Abbau in diesem Teilgebiet begonnen werden, also noch bevor das gesamte Planfeststellungsverfahren abgeschlossen ist.
Diese Entscheidung stößt laut Pressemitteilung bei einigen Anwohnern auf Kritik. Sie befürchteten, dass im Falle einer Nichtgenehmigung die Wiederherstellung in den ursprünglichen Zustand nicht mehr möglich ist.
Die Niederauer Bürger hatten sich nach der jüngsten Auslegung sehr stark über die nachteilige Hochwassersituation beschwert, so der BBV weiter. Ursprünglich sollte laut den Planunterlagen im Ortsbereich von Niederau eine Erhöhung der Wasserstände bei Hochwasser um mehrere Dezimeter möglich sein. „Zehn Zentimeter mehr entscheiden bei mir, ob ich ein Problem mit Hochwasser habe oder nicht“, zeigte sich ein Anwohner überhaupt nicht begeistert.
Verfahren nochmals aufgerollt
Nicht zuletzt aufgrund der Einwände der Niederauer sei das Verfahren nochmalig aufgerollt worden. Um die Hochwassersituation zu verbessern, würden im südlichen Bereich Liniensicherungsmaßnahmen entlang der Straße zwischen Niederau und Gewerbegebiet integriert. Zusätzlich sollen die Lücken im bisherigen Damm bei Niederau ertüchtigt und geschlossen werden.
BBV-Geschäftsführer Gabriel Lieb hat bereits mehrere Informationsveranstaltungen zu den neuesten Änderungen im Planfeststellungsverfahren abgehalten. Der Bauernverband habe die Auswirkungen auf die örtliche Landwirtschaft und die geplanten Extensivgrünflächen thematisiert. „Es konnten zwar schon Verbesserungen erreicht werden, jedoch sind mir diese zu wenig. Insbesondere die Wiederherstellung von Ackerflächen sollte stärker in Fokus gerückt werden, gerade weil auch noch so viele Ökopunkte übrig sind!“, forderte Lieb.
Ökopunkte fallen weg
Nach der Rekultivierung sollen am Ende rund sechs Millionen Ökopunkte entstehen. Betrachtet man den Ausgangszustand und den Kompensationsbedarf, bleibe ein Überschuss von rund 2,3 Millionen Ökopunkte übrig. „Was passiert mit dem Rest der Punkte?“, wollte ein Gast wissen. „Soweit es mir bekannt ist, sollen die überschüssigen Punkte nicht für andere Projekte hergenommen werden dürfen. Sie dürfen nicht genutzt werden. Warum das so ist, kann mir niemand beantworten. Sie fallen einfach weg“, entgegnete der Referent.
Laut Pressemitteilung befürchten die Landwirte, dass die nach der Maßnahme nutzbaren Flächen landwirtschaftlich unattraktiv werden und die Ausbreitung von Gänsen fördern, die bereits jetzt erhebliche Schäden an den Kulturen verursachen.
Frist für Einwendungen
Die Frist für die Ergänzung von Einwendungen wurde auf 28. Februar festgelegt. Bürger, die ihre Bedenken noch nicht formuliert haben oder bestehende Einwendungen aktualisieren oder ergänzen möchten, können dies nun nachholen. Die Unterlagen können auf der Internetseite des Landratsamts Lichtenfels momentan noch eingesehen werden.
Der Erörterungstermin für das Planfeststellungsverfahren wird voraussichtlich nicht vor Herbst 2025 stattfinden. An diesem Termin kann jeder, der Einwendungen gemacht hat, nochmal seine Bedenken und Änderungswünsche darstellen.
Wer für seine Anmerkungen Hilfe benötigt, kann sich an die Geschäftsstelle des Bayerischen Bauernverbands, Tel. (09573) 3108090, wenden.
Kiesabbau und Mainverlegung Das Vorhaben, das von der Firma Kiesgewinnung Heinrich Schramm in Zusammenarbeit mit dem Wasserwirtschaftsamt Kronach ausgeführt wird, sieht die Gewinnung von Kies und Sand auf einer Fläche von 72,3 Hektar vor. Aus den rund 72 Hektar sollen 25 Hektar Extensivgrünland und 16 Hektar Acker entstehen. Parallel dazu soll der Main durch die Anlage von drei neuen Flussschleifen renaturiert werden. Diese Maßnahmen sollen über einen Zeitraum von 20 Jahren in sieben Bauabschnitten umgesetzt werden.