Viele Menschen in Oberfranken tragen Tracht: Mitglieder von Musikkapellen, Heimatvereinen und Gartenbauvereinen, von Landjugendgruppen und Tanzgruppen und natürlich Trachtenvereinen. Allein der Trachtengauverband Oberfranken besteht aus 38 einzelnen Trachtengruppen mit rund 4500 Mitgliedern. Aus dem Landkreis Lichtenfels gehören ihm der Volks- und Gebirgstrachtenverein „D' Werdenfelser“ und „D´Leuchsentaler Mistelfeld“ an.
Am vergangenen Sonntagvormittag lud der Trachtengauverband Oberfranken seine Mitglieder zur oberfränkischen Trachtenwallfahrt nach Vierzehnheiligen ein. Organisiert wurde dieser Gebetsgang von den „Leuchsentalern Mistelfeld“, die zu ihrem 95-jährigen Bestehen mit der Ausrichtung beauftragt wurden. Rund 150 Trachtler und Trachtlerinnen sowie vier Fahnenabordnungen folgten der Einladung.
Ein farbenprächtiges Bild für die Zaungäste

Vom Seubelsdorfer Kreuz aus setzte sich bei herrlichem Sonnenschein der Pilgerzug Richtung Wallfahrtsbasilika in Bewegung. Mistelfelder Ministranten mit Prozessionsfahnen, die Wallfahrtskapelle unter der Leitung von Norbert Brand sowie Vorbeter Jürgen Panzer und Lautsprecherträger Michael Pülz stellten sich in den Dienst der Wallfahrt und begleiteten den Pilgerzug auf dem rund zwei Kilometer langen Weg. Am Wallfahrtsort angekommen, wurden die Pilger von Pater Maximilian und dem Kirchenschweizer Daniel Reitz empfangen und mit dem Lied „Vierzehnheilge Schutzpatrone“ in die Wallfahrtsbasilika begleitet. Dabei bot sich den Zaungästen ein farbenprächtiges Bild.
„Es ist guter Brauch, dass Menschen sich einheitlich in derselben Tracht kleiden, um zu zeigen: Wir vertreten gemeinsame Werte, und wir stehen für eine gute Tradition.“
Pater Maximilian, Guardian
Die Fahnenabordnungen zierten schließlich die beiden Altäre vor dem Hochaltar. Das anschließende Hochamt zelebrierte Guardian Pater Maximilian, und als Konzelebrant fungierte Pfarrer Valentin Tempel. Basilikaorganist Georg Hagel bereicherte den Gottesdienst musikalisch und gesanglich.
„Es ist guter Brauch, dass Menschen sich einheitlich in derselben Tracht kleiden, um zu zeigen: Wir vertreten gemeinsame Werte, und wir stehen für eine gute Tradition. Sie signalisieren damit die Einheit, zeigen, dass sie zusammengehören, und pflegen dieselbe Sprache, Musik, den Heimatdialekt und viele Traditionen wie Tanz und Kultur. Uneinigkeit macht keinen guten Eindruck“, erklärte Pater Maximilian zu Beginn. Einheit bedeute nicht Gleichheit und dass alle eine Uniform anziehen.
Wie der Dirigent fürs Orchester, so ist Jesus für die Kirche
„Die Einheit der Kirche im Sinne Jesu ist vergleichbar mit einem großen Sinfonieorchester. Da sitzen in einem großen Orchester viele Musiker, und es klingt“, beschrieb der Guardian in seiner Predigt. Wenn das ganze Orchester die Instrumente stimmt, dann klinge das wie das Gejaule von Hunden. Aber in dem Augenblick, in dem der Dirigent seinen Taktstock hebt und den Einsatz gibt, da komme auf einmal eine Harmonie und alle freuten sich.

„Im Orchester schauen alle auf einen – den Dirigenten, der hat alles im Blick, und der gibt jeder Stimme den Einsatz, entscheidet über das Tempo und über Takt“, so Pater Maximilian, und weiter fügte er an: „So einen Dirigenten gibt es auch in der Kirche. Es ist Jesus, der das Tempo festlegt, der die Einsätze gibt, jedem so, wie es für ihn notwendig ist. Es ist wichtig, dass wir uns gemeinsam als Kirche und Gemeinde darauf einigen, ein Stück zu spielen.“
1996 war die Trachtenwallfahrt zuletzt zu Gast in Vierzehnheiligen

Deshalb nenne man die Tage zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten auch „Bitt-Tage“, an denen man in der Kirche um die Einheit der Christen betet und um das Kommen des heiligen Geistes. „Gebunden im heiligen Geist, den Blick gerichtet auf den Dirigenten Jesus, und alle spielen das gleiche Stück. So eine Einheit und Einigkeit überzeugt und fördert den Glauben“, schloss der Franziskanerpater.
Nach dem Gottesdienst sprach die Vorsitzende des Trachtengauverbands Oberfranken, Renate Koch, den Organisatoren und Teilnehmern Dankesworte aus. Letztmals fand die Trachtenwallfahrt im „fränkische Bethlehem“ 1996 statt, damals haben sie „D' Werdenfelser“ aus Lichtenfels organisiert. Die „Leuchsentaler Blasmusik“ ist seit 1983 Mitglied im Trachtengauverband Oberfranken und die einzige Kapelle, die die „Original Lichtenfelser Volkstracht“ noch trägt.