Bei bewundernswert geistiger Frische durfte Olaf Peters seinen 90. Geburtstag feiern. Der zweite Bürgermeister Holger Then überbrachte die herzlichsten Glückwünsche. Das in Hamburg geborene Geburtstagskind lebt seit fast 20 Jahre mit seiner Lebenspartnerin Christa Eichler in der Adam Riese Stadt. Olaf Peters hat ein sehr bewegtes Leben hinter sich. Bei einen Bombenangriff wurde ich 1942 in der Hansestadt verschüttet und wieder geborgen, so Peters. Wir wurden dann auf einen LKW verfrachtet und zum Altonar Bahnhof gefahren. Von dort ging es dann in einen Güterwagon in Richtung Coburg. Der Zug hielt in jeden Dorf, das einen Bahnhof hatte, an. Bei der Ankunft wurden die Flüchtlinge von den Einheimischen ausgesucht. Das nannte sich Kinderlandverschickung, erinnert sich der Jubilar. Bis Kriegsende wurden rund 2,5 Millionen Kinder aufs Land geschickt, um sie in Sicherheit zu bringen, erzählte Olaf Peters. So ist er dann mit dem Zug in Scherneck gelandet.
Heimat auf Zeit
Dort wurde er von einer Familie aufgenommen, bei der es ihm sehr schlecht ging. Dann kam er zu einer Familie nach Untersiemau und später ins Kinderheim nach Niederfüllbach. So wurde das Coburger Land seine Heimat auf Zeit. Durch das Rote Kreuz wurde dann festgestellt, dass sein Vater in Flensburg lebte und so begann seine Rückreise mit dem LKW zurück nach Flensburg. Dort wurde er als Pimpf eingezogen. Das war seit 1934 die amtliche Bezeichnung für die zehn bis 14jährigen Mitglieder des Deutschen Jungvolks innerhalb der Hitlerjugend, erklärte Peters.
Mutter wiedergefunden
Nach der Kapitulation war das Geburtstagskind dann noch zwei Jahre in Flensburg, bevor er durch das Rote Kreuz erfuhr, dass seine Mutter in Untersiemau gelandet sei. Nun kam er wieder ins Coburger Land. Nach einem Jahr ging es wieder zurück nach Hamburg. Praktisch ohne Schulbildung folgte für den nun 15 jährigen eine Ausbildung als Buchdrucker in Hamburg Blankenese. Als 18jähriger machte er sich selbstständig. „Ich hatte viele Aufbaupunkte gesammelt. Während meine Freunde und Bekannte zum Tanzen gingen, habe ich in den Trümmern Steine geklopft. Dabei habe ich einen Mann kennengelernt, dem ich sehr viel zu verdanken habe, so der 90jährige.
Er besorgte mir ein Trümmergrundstück und dort baute ich dann eine Druckerei. Diese Aufbaupunkte haben mir dann sehr geholfen, erinnerte sich der Jubilar. Er war von morgens bis abends auf der Suche nach Kundschaft und hat 25 Jahre lang jedes Wochenende gearbeitet. Am Ende waren 39 Beschäftigte in Peters Werkstätten beschäftigt. Mit 50 Jahren setzte er sich zur Ruhe, hat alles verkauft und ging dann mit seiner Ehefrau Irmgard auf Reisen. „Immer wenn es in den Urlaub ging, fuhren wir über Niederfüllbach und besuchten dort die Freunde. Durch seine Kindheit in Coburg und Niederfüllbach hatte er die Region in guter Erinnerung und so kam er mit seiner Christa in den Gottesgarten am Obermain. Sein Blick aus dem Wohnzimmer geht zum Staffelberg hoch, den er im Alter von 82 Jahre letztmals hochging.