Es regnete nicht, es schüttete. Kurz vor 18.30 Uhr öffnete der Himmel am Sonntag seine Schleusen. Und es schien kein Ende nehmen zu wollen. Man suchte Schutz, wo immer es irgendwie ging, hielt die Hand schützend über den Plastikbecher. „Das gute Bier verwässert ja total.“ Galgenhumor pur.
„Regen-Ende 19.10 Uhr, sagt die App.“ Das machte die Runde und Hoffnung. Und in der Tat, kurz nach 19 Uhr ließ der Regen nach. Auf der Bühne hektische Aktivität. Steckdosen und Kabel, die zu nass geworden waren, wurden getauscht, das auf der Bühne stehende Wasser weggeschoben und -gewischt, die Instrumente aus dem Trockenen wieder nach vorne geholt und nachgestimmt. Kurz vor 19.30 Uhr standen sie endlich auf der Bühne: „Creedence Clearwater Revived“.
Wer hat den Regen gestoppt?
Vier kernige Kerle mit Hüten. Zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug. „Die Verspätung tut uns leid, aber ihr verpasst nichts, es ist alles geklärt, wir spielen das volle Programm“, hieß es. Und die vier ließen es von Anfang an so richtig krachen. Bei „Who´ll stop the rain“ war sofort klar, wer den Regen hat aufhören lassen, nämlich die Band, anders konnte man es nicht erklären.
Tanzen in der Regenhose
Und der Funke sprang sofort auf die Zuschauer über. Es hatte eine Art Festival-Charakter. Ponchos, Regenhosen, Kapuzen. Schirme sah man nur vereinzelt, aber die waren auch schnell verschwunden.
Bernard Southern an der Gitarre mit seiner kratzigen Stimme zeigte, wo es lang ging: Mitmachen war angesagt! Schnell flogen die Hände in die Höhe und die Fans sangen lautstark mit. So auch Katja und Henning, die aus Fürth angereist waren. „Das haben wir uns zum Hochzeitstag geschenkt“, lachte Katja, die mit ihrem Mann erst am Tag vorher aus dem Urlaub in Garmisch heimgekommen war. „Aber ist das Wetter bei den Konzerten hier immer so schlecht?“ Es hielt sie nicht lange auf dem Sitz, in Regenhose und Regenjacke wurde getanzt. „Wir sind da erfahren“, erklärte Henning. „Wir sind alte Camper, sind da halt immer für alles gerüstet.“
Einige Plätze blieben leer
Die Lieder: bekannt. Egal, ob es sich um „Proud Mary“ oder „Ramble Tamble“ handelte, das Publikum war textsicher. Am Rand der ruhende Pol mit dem wummernden Bass, Chris Allen, der die Songs antrieb, den Rhythmus gemeinsam mit dem hämmernden Schlagzeug, meisterhaft gespielt von Wally Day, vorgab. Rhythmen, die den Zuschauern in den ausverkauften Reihen in die Beine gingen.
Eigentlich ausverkauft. Das Wetter hatte doch einigen den Mut genommen, sich auf den Weg nach Bad Staffelstein zu machen. Sie haben was verpasst: Alle, die sich getraut hatten, erlebten ein Konzert, das seinesgleichen suchte.

Spielfreude auf der Bühne, eine harmonische Truppe. Und wenn dann Johnny „Guitar“ Williamson die Akkorde fliegen ließ und zeigte, was alles aus sechs Saiten herauszuholen ist, stand das Publikum quasi Kopf. Mal sanft, mal krachend, dann wieder die Töne von ganz tief aus dem Keller holend spielte er teilweise wie entfesselt. Aber nicht nur er, auch die anderen drei Bandmitglieder zeigten immer wieder, welcher Klasse sie angehören. Bei den Soli von Bass und Schlagzeug war eindeutig festzustellen, dass auf der Bühne Vollblutmusiker am Werk sind.
Klar und schnörkellos
Dazu die unverwechselbaren Songs mit dem Sound von „Creedence Clearwater Revival“. Klar, schnörkellos, einprägsam. Texte zum Mitsingen. „Bad Moon Rising“, „Run through the Jungle“, „Down on the Corner“ und „Travelin Band“, um nur einige zu nennen.
Und natürlich durfte ein Lied nicht fehlen: „I heard it through the Grapevine“ in der elfminütigen Version von 1970 mit den angesprochenen Soloauftritten. Dieser Song wurde oft gecovert, so auch von Marvin Gaye, der am 1. April 1984 einen Tag vor seinem 45. Geburtstag von seinem Vater erschossen wurde.
Regenwolken kommen zurück
Gegen Ende des Konzerts zogen wieder die dunklen Regenwolken auf. Kein Wunder bei dem Stück: „Have you ever seen the rain?“ Und so schien sich der Kreis zu schließen. Das Wetter tat der Stimmung jedenfalls keinen Abbruch. Auch wenn die Besucherinnen und Besucher für die Heimfahrt einen Umweg nehmen mussten, wie der Veranstalter durchgab: Die Unterführung auf der Straße von und nach Unnersdorf war durch den Regen nicht passierbar. Aber das löste nur ein Schulterzucken bei den gut gelaunten Fans aus, die nach der Zugabe geduldig auf die Band warteten. Die Musiker ließen es sich nicht nehmen, CDs und Shirts oder Eintrittskarten zu signieren und standen auch für Erinnerungsfotos bereit.
Ein gelungener Auftakt zum Konzertsommer an der Seebühne. Man darf gespannt sein, ob das noch gesteigert werden kann. Wettermäßig wäre es definitiv wünschenswert.