Optiker Thomas Junge ist schon seit vielen Jahren mit einem Stand auf dem Altstadtfest vertreten – er kennt das historische Handwerk der Brillenmacher, das seit rund 500 Jahren existiert, bestens.
Die ersten „Brillen“, eine Art Lese-Steine aus Beryll, habe es schon Mitte des 13. Jahrhunderts in Italien gegeben, sagt Junge, zumindest stammten die ersten Aufzeichnungen aus dieser Zeit.

Von dem Wort „Beryll“ leitet sich der heutige Name „Brille“ ab. Die älteste Brille sei im Kloster Wienhausen bei Celle in Niedersachsen gefunden worden: Eine Nonne habe sie getragen, weiß Junge. Die Klöster waren die größten Abnehmer dieser „Lesehilfen“, da sie schreib- und leseerfahren waren.
Erst als ab Mitte des 15. Jahrhunderts der Buchdruck erfunden worden war und immer mehr Menschen lesen und schreiben konnten, stieg der Bedarf an Brillenmachern. Die erste „Brillenmacher-Ordnung“ wurde 1535 in Nürnberg erlassen. „Es ist im Prinzip a fränkischer Beruf“, sagt Optiker Junge und lacht.
„Im Prinzip a fränkischer Beruf.“
Thomas Junge, Optiker
Man habe mit Klöstern und auch mit Kaufleuten Geschäfte gemacht, deshalb waren die Brillenmacher von damals nicht nur entsprechend besser gekleidet als einfache Handwerker, sondern auch angesehen.
In allen größeren Städten, aber auch an den Handelsstraßen und in der Nähe von Klöstern gab es Häuser, in denen Brillenmacher arbeiteten.

Mit ihren Gerätschaften, unter anderem Schleifsteinen, konnten sie schwerlich umherziehen. Sehtests wurden ab dem 18. Jahrhundert angeboten, hat der Optiker herausgefunden. Freilich nicht in der Qualität wie heutzutage, und auch jeder Brillenmacher hätte so seine eigenen Methoden, um herauszufinden, ob jemand gut oder nicht so gut sieht oder liest. Mit Strichen, Punkten oder Ringen, die in bestimmten Abständen und Größen gezeichnet waren, konnte eine Brillenstärke bestimmt werden. Ab etwa 1650 boten die Brillenmacher auch erste Hör-Rohre an, teilweise mehrere Kilo schwer.