40 Jahre unter der Regel des Heiligen Benedikt, am selben Ort – der Abtei Maria Frieden in Kirchschletten: Das sind Berufungsgeschichten, Geschichten von geistigem Wachstum, Weggeschichten im Horizont des Evangeliums. Und so verwob denn auch Pater Pascal Herold in seiner Predigt zum Ordensjubiläum die Biographien der Schwestern Felizitas und Bernadette mit den großen Weg-Erzählungen der Heiligen Schrift.
Das sind nie einfache Wege gewesen, nie breite viel begangene Straßen. „Es kommt sich seltsam vor, das arme Herz, weil es so anders sein muss als das der anderen“, so stellte sich der Theologe Karl Rahner den inneren Reiseweg der drei Weisen vor, als sie einem Stern folgten, ohne zu wissen, wohin der sie führen würde.
Zu ihrem „Bethlehem“
Schwester Felizitas, hochqualifizierte Musikerin in ihrer Heimatstadt Yokohama, ließ sich auf Umwegen von ihrem Stern führen zu ihrem „Bethlehem“, der fränkischen Abtei Maria Frieden. Ihre fachliche Ausbildung als Wachsbildnerin begründete zusammen mit ihren Mitarbeiterinnen den Ruf der Wachswerkstatt weit über Deutschland hinaus; viele von ihr gestaltete Bildkarten tragen unverkennbar ihre japanische Herkunft – auch sie gehen in alle Welt.
Die feierliche Gestaltung des Gottesdienstes und des Stundengebetes gehört zur DNA des Benediktinerordens: Schwester Felizitas‘ Orgelspiel trägt sie mit.
Schwester Bernadette, qualifizierte Hauswirtschafterin in ihrer schwäbischen Heimat, ist mit 18 Jahren aufgebrochen, um ihrem Stern zu folgen nach Kirchschletten. Hart haben die Schwestern dort gearbeitet in der Landwirtschaft. Schwester Bernadette war mit Energie und Können von ihrem ersten Tag in der Abtei dabei, fast 20 Jahre lang.
Ihre Ausbildung zur Landwirtschaftsmeisterin qualifizierte sie für das verantwortungsvolle Amt der Betriebsleiterin. Aber auch als Küchenleiterin diente sie der Gemeinschaft und den vielen Gästen, die Kirchschletten aufsuchen, hier Tage der Einkehr verbringen oder auch Tagungen abhalten. Und nicht nur für die Sicherung des Lebensunterhalts trug sie Verantwortung, auch im geistlichen Leben übernahm sie Ämter, als Novizenmeisterin und schließlich als Priorin, als Stellvertretung der Äbtissin.
Hingabe und Zutrauen
„Der Weg ist weit; die Füße werden müde und das Herz wird schwer, aber ihr Herz hielt durch“, so nahm Pater Pascal das Rahner-Zitat vom Eingang wieder auf. „Diese Empfindung ist auch Euch beiden vertraut, denn 40 Professjahre geben eine dicht empfundene Zeit persönlichen Wegerlebens wieder mit all seinen Dynamiken und Wirkungen von Dienstbereitschaft, Engagement und Hingabe, Zutrauen und Vertrauen, von persönlicher und gemeinschaftlicher Verantwortung, von Wachstum und Reifen, Schwerfälligkeit, Müdigkeit und Enttäuschung, dies im Kontext eines Gemeinschaftserlebens.“ Vieles hat sich verändert in diesen Jahrzehnten, Krisen waren und sind durchzustehen, in der Kirche, in den Ordensgemeinschaften, in der Abtei.
Eintritt ins Noviziat
Begonnen hat der Weg der beiden Schwestern mit dem Eintritt in das Noviziat, die klösterliche Ausbildungszeit. Am 2. Juli 1983 war das, dem Fest Maria Heimsuchung. Das Evangelium dieses Tages wurde auch in diesem Gottesdienst vorgetragen: „Meine Seele preist die Größe des Herrn“, jubelt da Maria im Magnifikat. Und „Suscipe me, Domine“ („Nimm mich auf, o Herr“) beteten Schwester Felizitas und Schwester Bernadette zur Profess, dem feierlichen Gelübde vor der Ordensgemeinschaft. Das Fest wurde am Sonntag, 15. September, gefeiert. Musikalisch umrahmt wurde der Dankgottesdienst von Sophie Weber aus Halle. (red)