Unterhalb der Stufen, die zum Altar der Dreieinigkeitskirche in Bad Staffelstein führen, steht ein mit einem rostroten Tuch überworfener, Tisch. Daneben ist eine Pinnwand, gehüllt in orangene und blaue Tücher aufgebaut. Ausgeschnittene Zettel mit den Wörtern „Andachtsstation“ und „Kirche-to-go“ wurden daran geheftet. Auf dem Tisch liegt ein Stapel Papier, bedruckt mit der Sonntagspredigt. Es geht um „wahre Treue“.
In einem geflochtenen Körbchen stehen, säuberlich aufgereiht, liebevoll verpackte Gummibärchen, die an den Tatzen zusammenkleben. Pro Tüte ein Gummibären-Pärchen. In der Mitte des Tisches liegt ein weiteres Blatt Papier. „Impuls der Woche: Die Geschichte einer großen Treue“ steht dort geschrieben, darunter ein Satz aus dem Buch Ruth zusammen mit vielen Fragen, die den Betrachter zum Nachdenken einladen.
Die Pfarrerin bestückt die Andachtsstation jeden Montag
Seit einigen Wochen bestückt Pfarrerin Sabine Schmid-Hagen jeden Montag diese Andachtsstation in der Dreieinigkeitskirche mit der Predigt des vergangenen Sonntags. Zusätzlich liegen jede Woche neue Denkimpulse zum Mitnehmen aus, die auf das Thema des Gottesdienstes abgestimmt sind.

Während einmal die Treue im Mittelpunkt stand, ging es die Woche davor im Sonntagsgottesdienst um die Geschichte der „Hochzeit zu Kana“. Passend dazu dekorierte Pfarrerin Schmid-Hagen die Station mit einem Krug, um den biblischen Text zu visualisieren: „Es geht darum, die Geschichte bildlich zu verstehen. Wo herrscht in unserem Leben - gerade auch in dieser Corona-Zeit, wo man eben keine Feste mehr feiern kann und auf vieles verzichten muss – ein Mangel, eine Sehnsucht nach dem, was wir uns wünschen?“
Es ist nicht die erste Aktion dieser Art
Es ist nicht die erste Aktion dieser Art, welche von Pfarrerin Schmid-Hagen initiiert und umgesetzt wurde. „Im Zuge von Corona haben wir schon öfter eine Kirche-to-go eingerichtet“, sagt sie. Zur Osterzeit, als überhaupt keine Gottesdienste gefeiert werden konnten, wurde in der Dreieinigkeitskirche der Passionsweg Jesu in verschiedenen Stationen für Kinder nachgebaut und für diese auch etwas ausgelegt. Im Advent wurde ein Adventskalender aus kleinen Säckchen in der Kirche installiert. Für jeden Tag gab es etwas zum Mitnehmen.

Vor allem bei vielen Familien stieß dieser Adventskalender auf große Resonanz, sodass er relativ schnell vergriffen war. „Jetzt habe ich nach einer neuen Möglichkeit für die Menschen in der Gemeinde gesucht, die den Sonntagsgottesdienst eher meiden, weil es ihnen wegen Corona einfach zu gefährlich ist. Sie haben jetzt die Möglichkeit, ein Stück Kirche mitzunehmen“, erklärt Pfarrerin Schmid-Hagen ihre Idee.
„Ich habe ich nach einer neuen Möglichkeit für die Menschen in der Gemeinde gesucht, die den Sonntagsgottesdienst eher meiden, weil es ihnen wegen Corona einfach zu gefährlich ist.“
Sabine Schmid-Hagen, evangelische Pfarrerin
Anders als im Frühjahr finden derzeit Gottesdienste statt, wenn auch unter einem strengen Hygienekonzept. Neben Abstandsregeln und verkürzten Gottesdiensten gilt die FFP2-Maskenpflicht jetzt auch für die Kirchenbesucher. „Es ist so, dass die Zahl der Gottesdienstbesucher natürlich etwas kleiner ist als zu normalen Zeiten. Aber wir haben einen Besucherstamm, der wirklich jeden Sonntag kommt und wir machen aus der Not des verbotenen Gemeindegesangs eigentlich eine Tugend“, sagt Pfarrerin Schmid-Hagen. So werden seit Weihnachten die Gottesdienste in besonderer Form musikalisch gestaltet. Statt der gesamten Kirchengemeinde begleitet zum Beispiel Musikerin Suzan Baker Gottesdienste mit ihrem Gesang.
Auch Organist und Liedermacher Erik Konietzko gab jüngst zusammen mit seiner Freundin sein musikalisches Können zum Besten. „Wir versuchen immer ein bisschen was Besonders zu bieten. Die Gottesdienste sind keineswegs trostloser. Ganz im Gegenteil, sie sind besonders berührend und werden ganz intensiv wahrgenommen“, so Pfarrerin Schmid-Hagen.

Erklärtes Ziel: Abwechslung auch in Pandemie-Zeiten
Sie hofft, dass auch ihr aktuelles Angebot der Andachtsstation von den Gläubigen angenommen wird. Mit ihrem Engagement und ihren kreativen Ideen schafft sie es, ihren Gemeindemitglieder auch in Pandemiezeiten ein abwechslungsreiches Kirchenprogramm anzubieten. Auf diese Weise bleibt Kirche zugänglich und trostspendend – für jedermann und zu jeder Zeit.