Entlang von Autobahnen oder Bahntrassen wird schon lange Energie gewonnen: Die Sonne macht es möglich. Auch manch Landwirt ist schon zum Energiewirt geworden und hat auf eine seiner Flächen Photovoltaikanlagen installieren lassen. Unbestritten ist die Tatsache, dass Strom aus regenerativen Quellen wichtiger denn je ist. Doch was halten die Fraktionen im Bad Staffelsteiner Stadtrat von Freiflächenanlagen? Teil drei der Umfrage.
„Grundsätzlich stehen wir Freiflächen-Photovoltaik Anlagen positiv gegenüber“, antwortet Jürgen Hagel, der Sprecher der CSU-Fraktion. „Allerdings müssen wir hier die Belange der Landwirtschaft besonders berücksichtigen. Es macht aus unserer Sicht keinen Sinn, beste und notwendige Ackerflächen, die der Erzeugung von Nahrungsmittel dienen, der Landwirtschaft zu entziehen.“
Jürgen Hagel (CSU): Belange der Landwirtschaft stark berücksichtigen
Hierdurch würde mit der Existenz einzelner Landwirtschaftlichen Betriebe gespielt werden, „was nicht das Ziel einer ausgewogenen Politik sein kann und darf. Es sollte auch versucht werden, regionale Betreiber wie NEO anzusprechen und mit diesen gemeinsam, Projekte zu entwickeln damit die Wertschöpfung in unserer Region bleibt.“
„Die Freie-Wähler-Fraktion befürwortet den Bau weiterer Photovoltaik-Freiflächenanlagen“, legt Volker Ernst dar. „Die hierfür geltenden einschränkenden Regelungen des Naturschutzrechts kann die Stadt nicht aushebeln. Deshalb sind solche Anlagen derzeit im Lautergrund so gut wie nicht zulässig.“ Auf die Blickachse von Vierzehnheiligen und vom Staffelberg nach Banz sei besonders Rücksicht zu nehmen.
Volker Ernst (FW): Störung des Landschaftsbilds ausschließen
„Anlagen sollten im Maintal nur zugelassen werden, wenn eine Störung des Landschaftsbildes ausgeschlossen ist“, meint er. „Demgegenüber ist der Bereich nördlich des Mains bestens für solche Anlagen geeignet.“ Will meinen: Im Raum Stadel, Püchitz, Altenbanz und Zilgendorf könnten Freiflächenanlagen gebaut werden, „vor allem auf landwirtschaftlich nicht so wertvollen Flächen wie Hanggrundstücke, Waldrand und entlang der ICE-Strecke“. So Ernst. „Auf die Möglichkeit einer Bürgerbeteiligung sollte dabei geachtet werden, da diese die Akzeptanz der Anlagen bei der Bevölkerung steigert. Als Beispiel sei hier die PV-Anlage der Neue Energie Obermain in Großheirath genannt, an der sich durch den Erwerb von Genossenschaftsanteilen viele Bürger des Ortes beteiligt haben.“

Werner Freitag (Grüne/SBUN): Nach Möglichkeit mit Bürgerbeteiligung
Werner Freitag von den Grünen/Staffelsteiner Bürger für Umwelt und Naturschutz meint: „Wir stehen Photovoltaikfreiflächen offen gegenüber und, wenn sie den Kriterien entsprechen, die im Klima- und Energieausschuss ausgearbeitet wurden, sehen wir für Bad Staffelstein die Photovoltaik als eine gute alternative, neue Energiequellen, die wir dringend brauchen.“ Er fügt an: „Für eine zunehmende Akzeptanz und damit die Wertschöpfung in der Region bleibt, sprechen wir uns nach wie vor für die Möglichkeit der Bürgerbeteiligung aus und dafür, dass der Anbieter eine Geschäftsstelle in der Region hat.“
Holger Then (JB): Die Stadt hat die Planungshoheit
„Wir von der Junge-Bürger-Fraktion haben im Ausschuss für Klima und Energie konkrete Vorschläge für den erst kürzlich verabschiedeten Kriterienkatalog gemacht und auch hier die Möglichkeiten für Photovoltaik-Freiflächen-Anlagen erweitert“, antwortet Holger Then, der Zweite Bürgermeister. „Freiflächenanlagen sollten an bestimmten Stellen erlaubt sein. Allerdings muss dies im Einklang mit den Interessen unsrer heimischen Landwirtschaft erfolgen, die bereits aktuell einen Flächenmangel erleidet.“
Mittelfristiges Ziel müsse laut Then eine bilanzielle Energieautarkie des Stadtgebietes sein. „Die potenziellen Grundstücke sind zum größten Teil in Privateigentum. Da die Stadt die Planungshoheit hat, können wir durch flexible Änderung des Flächennutzungsplanes, bei der Aufstellung eines Vorhabenbezogenen Bebauungsplanes unterstützen und diese Vorhaben vorantreiben.“ Grundsätzlich würden Photovoltaik-Anlagen alleine die Energiewende nicht bewerkstelligen können, meint Then. „Hier muss ein regenerativer Energie-Mix her.“
Dieter Leicht (SPD): Müssen uns mit Agri-Photovoltaik beschäftigen
Auch Dieter Leicht (SPD), der Dritte Bürgermeister, verweist auf den Ausschuss für Klima und Energie, der dieses Thema behandelt habe. „Der Ukraine-Krieg rückt die Bedeutung erneuerbarer Energieträger in den Fokus“, fügt er an. „So wird man in die Frage nach Standorten zum Beispiel für Agri-Photovoltaik-Anlagen in die Überlegungen mit einbeziehen müssen.“
Agri-Photovoltaik bezeichnet laut Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE ein Verfahren zur gleichzeitigen Nutzung von Flächen für die landwirtschaftliche Pflanzenproduktion (Photosynthese) und die PV-Stromproduktion (Photovoltaik).