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BAD STAFFELSTEIN: Renaturierung: Der Main soll wieder „Kinderstube“ werden

BAD STAFFELSTEIN

Renaturierung: Der Main soll wieder „Kinderstube“ werden

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    Schnurgerade ist der Main in diesem Bereich zwischen Schönbrunn und Unnersdorf.
    Schnurgerade ist der Main in diesem Bereich zwischen Schönbrunn und Unnersdorf. Foto: Markus Drossel

    Die Flößerei gibt es längst nicht mehr, ihre Auswirkungen sind aber bis heute massiv spürbar. Für den Transport von Baumstämmen zu Wasser wurden die Flüsse massiv verändert, so auch der Main. Das Wasserwirtschaftsamt Kronach hat vom Freistaat den Auftrag bekommen, den Flusslauf wieder zu renaturieren. Eine millionenschwere Mammutaufgabe, die vorrangig dem Artenschutz dient.

    „Umsetzungskonzept der hydromorphologischen Maßnahmen (...) nach der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie“: Was der Fachmann mit diesem bürokratisch-sperrigen Begriff überschreibt, heißt letztlich, dass der Main zwischen Kloster Banz und der Einmündung der Regnitz bei Bischberg (nordwestlich von Bamberg) attraktiver werden soll, für Tiere, Pflanzen und Menschen gleichermaßen.

    Das sei keine Fleißaufgabe, wie Bauamtsleiter Michael Hess die Stadträte informierte, sondern dringend geboten, um ein Artensterben zu verhindern. Elf Millionen Euro will sich der Freistaat das Projekt kosten lassen. Und etliche Jahre Zeit nehmen.

    Im Rahmen einer Videokonferenz das geplante Konzept erläutert

    Die Planungen sind noch ganz am Anfang, wie Hess ausführte. Kürzlich habe es eine Videokonferenz gegeben, in das Vorhaben grob vorgestellt worden. Es gehe um die nachhaltige Sicherung des Wassers, vom Trinkwasser bis zu ökologischen Aspekten.

    Hier, im Bereich der Schönbrunner Seenlandschaft, bekommt der Betrachter einen Eindruck davon, wie der Main einst ausgesehen haben könnte.
    Hier, im Bereich der Schönbrunner Seenlandschaft, bekommt der Betrachter einen Eindruck davon, wie der Main einst ausgesehen haben könnte. Foto: Markus Drossel

    Im 19. Jahrhundert sei der Verlaufs des Main fast überall von Menschenhand verändert worden, im Bereich von Kloster Banz bis Bischberg zur Hälfte stark bis vollständig. „Eigentlich gibt es keine einzige Stelle, an der der Main nicht verändert wurde“, so Hess, Der Main wurde begradigt, so mancher Wasserarm wurde amputiert, so manche Schleife abgegraben. Mit fatalen Auswirkungen auf die Lebewesen am und im Fluss. Beispielsweise auf die Fischfauna. „Wir haben zwar noch ein breites Spektrum am Arten, doch es gibt kaum Nachwuchs“, betonte Hess. Ein Artensterben ist also programmiert.

    Totholz, Kieslaichplätze, Strömungslenker

    Und so hat das Wasserwirtschaftsamt abschnittsweise den Fluss betrachtet und Bereiche herausgearbeitet, die wieder natürlich(er) gestaltet werden können. „In Bereichen von Orten, Schleusen oder Staustufen kann man natürlich nichts gestalten“, so Hess. Wie beispielsweise bei Hausen. Wohl aber im schnurgeraden Bereich zwischen Schönbrunn und Unnersdorf. Dort sollen Störsteine und Totholz eingebracht werden, um die Strömung zu verlangsamen beziehungsweise zu lenken. Am Uferrand sollen Ruhezonen entstehen, ebenso Kieslaichplätze als „Kinderstube“. Insgesamt soll das Gewässerprofil umgestaltet werden, was Grunderwerb bedingen würde.

    Auf Höhe des Ostsees bei Bad Staffelstein soll der Main aufgeweitet werden. Auch hier wird die massive Sicherung entfernt, das Gewässerprofil naturnah gestaltet. Der Ufersaum wird aufgelockert, Flussauen werden erhalten und gepflegt.

    Zwischen Wiesen und Niederau wird der Fluss nach dem Kiesabbau verlängert, bekommt also wieder eine Mainschleife nach ursprünglichem Vorbild. „Diese erstreckt sich dann bis ins Gebiet unserer Nachbargemeinde Ebensfeld“, zeigte Hess anhand einer Karte.

    An Schleusen und Staustufen (im Bild: das Hausener Wehr im Jahr 2014) ist eine naturnahe Umgestaltung des Flusslaufs nur schwer möglich.
    An Schleusen und Staustufen (im Bild: das Hausener Wehr im Jahr 2014) ist eine naturnahe Umgestaltung des Flusslaufs nur schwer möglich. Foto: Markus Drossel

    Das Projekt des Freistaats beziehungsweise Wasserwirtschaftsamts umfasst insgesamt 37 Hektar, 6,65 im Stadtgebiet. Bis 2027 soll es umgesetzt werden, so der vorläufige Plan. „Erste messbare Ergebnisse sind drei Jahre später zu erwarten“, so Hess. Derzeit werden die betroffenen Kommunen informiert und die Träger öffentlicher Belange angehört. Auch die Öffentlichkeit soll beteiligt werden. Planungs- und Entwicklungsziele der Stadt Bad Staffelstein sind nach vorliegendem Verfahrensstand vorerst nicht berührt, heißt es aus der Bauverwaltung. Die Stadt könnte noch zu späterer Zeit Einwände geltend machen.

    Winfried Ernst (Freie Wähler) zeigte sich skeptisch. Für ihn sei entscheidend, welche Auswirkungen das auf das Hochwasser geplagte Nedensdorf habe. Nedensdorfs Ortsbeauftragte Astrid Balzar nickte beipflichtend.

    Kleine Inseln wie diese lenken und verlangsamen die Strömung.
    Kleine Inseln wie diese lenken und verlangsamen die Strömung. Foto: Markus Drossel

    Auch seien die Seen, die nach dem Kiesabbau entstünden nicht zu jedermanns Freude, so Ernst. Mückenplagen beispielsweise trübten die Lebensqualität. „Da müssen wir genau aufpassen“, mahnte der FW-Chef.

    Positive Auswirkungen auf die Tourismusregion

    Werner Freitag (Grüne/Staffelsteiner Bürger für Umwelt und Naturschutz) lenkte den Blick auf Unterbrunn. Dort sei die Mainrenaturierung gut gelungen und werde gut angenommen. Der Main habe sich in den vergangenen 50 bis 60 Jahren ein Meter tief eingegraben, führte er vor Augen. Neben dem ökologischen Aspekt sei der touristische nicht zu unterschätzen: Wenn der Main naturnaher werde und für die Menschen auch zugänglicher, sei das ein zusätzlicher Baustein.

    Der Stadtrat nahm das Umsetzungskonzept der hydromorphologischen Maßnahmen des Wasserwirtschaftsamts Kronach nach der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie für den Main von Kloster Banz bis zur Einmündung der Regnitz zur Kenntnis. Die Stadt behält sich Einwendungen vor. Winfried Ernst stimmte gegen die Kenntnisnahme.

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