Vor zehn Monaten wurde per Spatenstich der Startschuss gegeben für den auf 140 Millionen Euro Gesamtinvestitionsvolumen veranschlagten Neubau des Bezirksklinikums Obermain in Kutzenberg. Die bisher auf das Gelände in Kutzenberg verstreuten Kliniken werden im Zuge des Mammutprojekts in einem einzigen Klinikkomplex zusammengefasst mit modernen baulichen Standards und kurzen Wegen, was der Belegschaft und den Patienten zugute kommt.
Zum erstem Bauabschnitt - der Neuerrichtung der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik - stand Bezirkstagspräsident Henry Schramm unserer Zeitung gerne Rede und Antwort, angefangen von der Einhaltung des Zeitplans bis hin zur Frage, wie bei der Umsetzung der wegweisenden Maßnahme auch der notwendigen Energiewende Rechnung getragen werden soll.
Als Bezirkstagspräsident habe er es sich zur Aufgabe gemacht, die GeBO-Gesundheitseinrichtungen fit für die Zukunft zu machen, hatte Schramm seinerzeit beim Spatenstich betont und auch GeBO-Vorstand Katja Bittner die Bedeutung des Neubauprojekts hervorgehoben mit den Worten: „Der zentrale Neubau wird die Patientenversorgung in Oberfranken und darüber hinaus weiter verbessern.“
„Hinweise auf Kostenmehrungen liegen uns bislang nicht vor“
Bezirkstagspräsident Schramm
Nahe des Hauses 11, das derzeit noch einen Teil der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik beherbergt, wächst momentan der diesbezügliche moderne Nachfolgebau aus dem Boden. Zum Zeitpunkt des Spatenstichs war dieser mit einem Kostenvolumen von brutto rund 92 Millionen Euro taxiert worden. Und daran hat sich bis heute nichts geändert, lässt Schramm wissen: „Hinweise auf Kostenmehrungen liegen uns bislang nicht vor.“ Er hofft natürlich, dass das so bleibt, ergänzt in diesem Zusammenhang: „Baumaßnahmen dieser Größenordnung können freilich immer auch schwer kontrollierbaren Kostenmehrungen unterliegen, bedingt durch die volatile wirtschaftliche Lage oder eventuell steigende Material- und Rohstoffpreise. Seitens des Bezirks sind wir selbstverständlich bemüht, derlei Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und etwaige Kostenerhöhungen bestmöglich zu vermeiden.“ Aus dem Krankenhausprogramm des Freistaats Bayern werden zum Bauabschnitt eins im übrigen per Festbetragsförderung 65,2 Millionen Euro bezuschusst. Florian Bergmann, Leiter des Präsidialbüros des Bezirks Oberfranken, teilte auf Nachfrage mit, dass die restlichen Kosten vom Bezirk Oberfranken getragen werden.
2027 sollen die auf zwei Bautrakte verteilte Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik fertig gestellt sein. Im Anschluss an den Spatenstich erfolgte zunächst die Erschließungsmaßnahme, im Herbst 2023 war eigentlicher Baubeginn. Aktuell befänden sich Erdarbeiten und der Spezialtiefbau in Ausführung, eine weitere Firma tätigt momentan Elektroarbeiten, erklärt Schramm hierzu. Auch in diesem Zusammenhang blieb man laut Schramm von unliebsamen Überraschungen verschont: „Bisher gibt es keine Verzögerungen im Baufortschritt, welche eine Anpassung der zeitlichen Planung notwendig erscheinen lassen würden.“
Aufgrund der Vielzahl der Gewerke, die bei der Realisierung eines solch immensen Vorhabens zusammenwirken sowie aufgrund der erforderlichen verschiedenen Ausschreibungsverfahren kann zwar kein Gesamtzeitplan für die komplette Bauphase bis 2027 verlautbart werden. Doch mit zwei nennenswerten zeitlichen Eckdaten konnte Schramm dienen: Nach einer feierlichen Grundsteinlegung im April 2024 wird ein damit beauftragtes unterfränkisches Bauunternehmen mit der Rohbaumaßnahme betraut, welche – so das erklärte Zwischenziel - im Frühjahr 2025 abgeschlossen sein soll. Anschließend erfolgt die Ausschreibung und Beauftragung weiterer Gewerke
Die heutige Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik verfügt über 178 Betten. Klar, dass der Umzug in den Neubau eine gewisse Herausforderung darstellt. Doch die Mitarbeiter dürften der räumlichen Neustrukturierung mit Freude und Zuversicht entgegenblicken, zumal wie bereits erwähnt die Wege kürzer werden und dies eine Verbesserung der arbeitstechnischen Rahmenbedingungen darstellt. Der Bezirkstagspräsident hält sowie große Stücke auf die Mitarbeiter in Kutzenberg, deren gute Arbeit er bei dortigen Terminen stets mit lobenden Worten würdigt. Und wenn vermutlich im Zuge des Neubaus auch neue medizinische Gerätschaften angeschafft werden, werden die Mitarbeiter damit im Nu umzugehen wissen. „Fort- und Weiterbildung ist ohnehin ein zentraler Bestandteil der Qualifizierung unseren pflegerischen und medizinischen Personals. Diese erfolgt sowie dauerhaft, regelmäßig und unabhängig von der Realisierung einzelner Baumaßnahmen“, betont Schramm den hohen Stellenwert dieses bedeutsamen Aspekts im Hause.
Mitarbeiter weiter Herzstück
Die Mitarbeiter von der Ärzteschaft über Bürokräfte bis zu den Pflegerinnen und Pflegern sind schließlich das Herzstück in Kutzenberg. Dass diese sich wohlfühlen und gute Rahmenbedingungen vorfinden, darf nicht außer acht gelassen werden, weiß Schramm.

Vor diesem Hintergrund weist der Bezirkstagspräsident auf eine wichtige, parallel zur Umsetzung des ersten Bauabschnitts geplante Maßnahme hin, welche die Attraktivität des Bezirksklinikums in Kutzenberg als Arbeitgeber weiter steigern soll: Das Haus 21 - hier lebten bis 2015 Ordensschwestern des Klosters Oberzell - sowie einer der Wohnungen im schon immer zu Wohnzwecken genutzten Haus 29 in Kutzenberg werden einer denkmalgerechten Sanierung zugeführt, um darin zukünftig neue Wohneinheiten für Beschäftigte zu schaffen.
Biomethan-Blockheizkraftwerk
Last but not least ist das Thema Energie eines, das in ökologischer Hinsicht – Stichwort Verantwortung für künftige Generationen –, aber zudem auch aus ökonomischen Beweggründen heraus einen wichtigen Part bei der Konzeption des Klinikneubaus in Kutzenberg einnimmt. So wurde für den Standort Kutzenberg ein Gesamtenergiekonzept erstellt. Dessen erster Schritt beinhaltete die Erfassung des Energiebedarfs und des Ist-Zustands der dortigen energetischen Infrastruktur. „In Zukunft soll auf Grundlage dieses Konzepts durch den verstärkten Einsatz erneuerbarer Energie zur Dekarbonisierung (Anm. d. Red.: Ersatz fossiler Brennstoffe zur Reduzierung der CO²-Emissionen) des Wärmenetzes beigetragen werden“, erläutert Schramm. Es sollen außerdem grundlegende Rahmenbedingungen zur Eigenstromerzeugung und -nutzung schaffen. Im Zuge der Umsetzung des Energiekonzepts seien für den Standort Kutzenberg verschiedene Energieversorgungsvarianten geprüft worden, so der Bezirkstagspräsident weiter, der den aktuellen Sachstand hierzu nennt: „Als günstigste Variante ist nun eine Kombination aus Holzvergaserheizung, kurz HHS-Kessel, und Biomethan-Blockheizkraftwerk vorgesehen. Zudem soll auch weiterhin die Abnahme von Biogaswärme erfolgen.“
Im Zuge des Klinikneubaus entstehen am Rande des Kutzenberger Geländes Richtung Prächting quasi fächerförmig drei Baukörper. Zwei davon betreffen wie besagt die Neuerrichtung der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik. Nach deren Fertigstellung 2027 wird das Haus 11 zeit- und bedarfsgerecht abgerissen. Die Prüfung, ob und inwieweit das Gebäude 11 für eine zukünftige Nutzung ertüchtigt werden soll, fiel negativ aus, so der Bezirk. Der sich anschließende zweite Bauabschnitt – quasi der dritte „Fächer“ – beinhaltet den Neubau der Lungenfachklinik (66 Betten) sowie der Klinik für Rheumatologie (34 Betten), die beide bisher im Haus 6 untergebracht sind.

In unmittelbarer Nähe zu den künftigen Klinikneubauten entsteht - quasi als vierter „Finger“ des gesamten künftigen Baukomplexes - übriges ein weiteres Pflegewohnheim. Wie Florian Bergmann vom Bezirk in einem Telefonat mit unserer Zeitung mitteilte, liegt die Förderzusage des Landesamts für Denkmalpflege hierzu bereits vor. Von den vorgesehenen insgesamt 114 Pflegeplätzen entfallen 24 auf einen geschlossenen Bereich. Geplanter Baubeginn ist 2025.
Jetzt dürfen wir aber erst einmal weiter gespannt sein, wie es - hoffentlich relativ reibungslos – mit dem ersten Bauabschnitt vorangeht. Wenn durch den Klinikneubau der Standort Kutzenberg und damit die Gesundheitsinfrastruktur in der Region gestärkt wird, kann das den Menschen am Obermain nur zum Vorteil gereichen. Denn wir werden alle nicht jünger.