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KLOSTER BANZ: Schenkungen im Museum Kloster Banz: „absoluter Glücksfall“

KLOSTER BANZ

Schenkungen im Museum Kloster Banz: „absoluter Glücksfall“

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    Museumsleiterin Brigitte Eichner-Grünbeck misst die Gemälde aus. Größenangaben sind wichtiger Bestandteil der Inventarisierung.
    Museumsleiterin Brigitte Eichner-Grünbeck misst die Gemälde aus. Größenangaben sind wichtiger Bestandteil der Inventarisierung. Foto: Annette Körber

    Brigitte Eichner-Grünbeck steht mit dem Maßband vor zwei Ölgemälden und strahlt. „Diese Schenkung ist ein absoluter Glücksfall“, freut sich die Leiterin des Museums Kloster Banz. Es handelt sich um zwei Portraits, würdevolle Herrschaften, eine Dame mit Spitzenhaube und ein Herr mit grauer Perücke, beide gekleidet nach der Mode des 19. Jahrhunderts, als ihre Konterfeis entstanden.

    2018 waren beide bereits im Museum „zu Besuch“, als hier eine Sonderausstellung über Carl Theodori, Mitbegründer der Petrefaktensammlung (1788 bis 1858), zu sehen war. Damals hatte Brigitte Eichner-Grünbeck Kontakt zu seinem Urururenkel aufgenommen, der sie sehr unterstützte: Den ganzen Stammbaum der Familie brachte er mit, außerdem fuhr er die Verwandtschaft ab, um Stücke aus dem Nachlass Theodoris für die Ausstellung zusammenzutragen. Darunter waren auch die beiden Bilder.

    Detektivischer Spürsinn für die Entschlüsselung der Darstellung

    Der damalige Eigentümer hielt die Abgebildeten für die Großeltern Theodoris. Aber der Vergleich des Herren mit der Büste des Paläontologen in der Petrefaktensammlung ließ in der Museumsleiterin den Verdacht wachsen, dass es sich um Carl Theodori selbst handeln könnte. Der Blick auf das Portrait der Dame bestätigt diese Vermutung. Johanna kam aus Weingarten. Im Hintergrund ist Kloster Banz abgebildet, wie es von dort aus zu sehen ist.

    Die Episode zeigt, dass die Beschäftigung mit einem Kunstwerk detektivischen Spürsinn erfordern kann. „Schenkungen sind immer etwas Spannendes“, sagt denn auch Brigitte Eichner-Grünbeck. Sie machen aber auch viel Arbeit. Deshalb ist die Museumsleiterin nicht immer gleich begeistert, wenn sie etwas angeboten bekommt. Meistens sind das dann allerdings keine Gemälde, sondern Fossilien, die sie mit dem Hinweis, dass die Sammlung abgeschlossen ist, ablehnt. Dieses Mal war es anders.

    Spurensuche in den einschlägigen Kunstportalen

    Brigitte Eichner-Grünbeck erinnert sich gut daran, wie sie 2018 die Nachkommen in Weilheim besuchte und selbst im Wohnzimmer die beiden Bilder von der Wand nahm. Nach der Ausstellung entschied der damalige Eigentümer, dass die Werke im Museum bleiben sollen. Die Fachfrau gab ihm noch ein bisschen Bedenkzeit; er solle sich auch mit den Erben besprechen, bat sie ihn. Aber der Beschluss stand fest.

    Angesichts des großen Bezugs der Gemälde zum Museum Kloster Banz spricht die Leiterin von einem „glücklichen Zufall“. Aber auch bei dieser Schenkung muss sie die Herkunft der Bilder prüfen. „Sie könnten gestohlen sein“, erklärt Brigitte Eichner-Grünbeck. Deshalb muss sie erst die einschlägigen Kunstportale checken: „ein Riesenakt.“

    Darf das Exponat wissenschaftlich untersucht werden?

    Wichtig ist für sie außerdem, unter welchen Bedingungen sie ein Exponat erhält. „Ich nehme ungern eine Schenkung an, wenn sie dann immer hängen soll“, sagt sie. Auch muss schon im Vorfeld abgeklärt werden, ob das Objekt an andere Museen verliehen oder zum Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen werden darf.

    Das ist auch Grundlage dafür, dass Brigitte Eichner-Grünbeck ein Foto des Werks ins Internet stellen kann. Sie möchte diese Möglichkeit gern nutzen: „Die Werke sollen öffentlich zugänglich sein.“ Und ihre Kollegen können so leicht recherchieren, welches Museum was hat und was man vielleicht einmal ausleihen kann.

    Schließlich wird ein Jurist herangezogen, um einen Vertrag aufzusetzen, der auch mit den Erben abgestimmt sein muss: „Dann gehört es uns.“ Und dann kommt die Inventarisierung. Sie dient als Rechtsnachweis für das Museum. Früher in Form von Büchern, heute digital werden Größe und Ikonographie festgehalten, zudem eine genaue Beschreibung von Gesicht, Darstellung, Kleidung und Hintergrund. Dazu kommt ein Foto und die Inventarnummer.

    „Schenkungen sind immer etwas Spannendes.“

    Brigitte Eichner-Grünbeck, Museumsleiterin

    Ganz analog folgt der Eintrag ins Eingangsbesuch mit Angabe des Vorbesitzers, der Art des Erwerbs und einer Preisschätzung. Dafür sind neben der Entstehungszeit die Qualität der Arbeit und etwaige Schäden wichtig. „Ich involviere da immer einen Kunsthistoriker“, erklärt Brigitte Eichner-Grünbeck. Aber erst nach der Bestandsaufnahme: Die Schäden dokumentiert sie selbst anhand von Fotos und einem speziellen Grafikprogramm.

    Durch einen glücklichen Zufall kam Brigitte Eichner-Grünbeck, Leiterin des Museums Kloster Banz, an die Porträts von Carl Theodori und seiner Frau Johanna.
    Durch einen glücklichen Zufall kam Brigitte Eichner-Grünbeck, Leiterin des Museums Kloster Banz, an die Porträts von Carl Theodori und seiner Frau Johanna. Foto: annette Körber

    Für die beiden Gemälde ist der Preis noch nicht festgelegt worden. Die Museumsleiterin schätzt, dass sie etwa eine Woche für die Inventarisierung brauchen würde, könnte sie drüber bleiben. Aber das kann sie auch während der Corona-bedingten Schließung der Einrichtung nicht. Die Arbeit läuft nebenher, zusätzlich zu ihren sonstigen Tätigkeiten.

    Was wohl unter dem Gilb zum Vorschein kommt?

    Das Portrait von Carl Theodori weist mehr Schäden auf als das seiner Frau: Brigitte Eichner-Grünbeck hat Kratzer, Risse und Exkremente ausgemacht. Und die Firniss ist stark vergilbt. Was wohl zum Vorschein kommen mag, wenn der Gilb entfernt ist? Die Spezialistin beugt sich über das Bild: „Da ist eine Säule. Aber die Strukturen daneben – was könnte das sein? Noch eine Säule? Ein Fenster?“ Und findet sich dann vielleicht auch eine Signatur? Noch ist der Maler der Portraits unbekannt.

    Ob die Bilder schon hängen, wenn das Museum wieder öffnet? Wohl eher nicht. Denn wenn es nach Brigitte Eichner-Grünbeck geht, könnte das schnell gehen: Das Gesundheitskonzept steht. Momentan wartet sie nur noch auf das Okay der Träger, der Stadt Bad Staffelstein und der Hanns-Seidel-Stiftung. Dann könnte es wieder losgehen: „Wir sind vorbereitet.“

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