Diesmal hatte der Widerstand Oberfranken viele Zuhörer. Unfreiwillige Zuhörer, deren Blicke von bedröppelt über verwundert bis hin zu peinlich berührt reichten. Roger Kuchenreuther und seine tapferen Zwei marschierten nämlich krakeelend schnurstracks in eine Großübung der Feuerwehren hinein. Die Feuerwehrler schauten kurz, winkten ab, ließen den schimpfenden Schreihals dann unbeachtet – Höchststrafe.

Dabei hatte der wütende Windischlettener doch so ins Zeug gelegt. Als er um die Kurve bog und das Großaufgebot der Helfer in Höhe des ehemaligen Gasthofs Hofmann sah, da würdigte er, ins Mikrofon schreiend, das Ehrenamt in höchsten Tönen – um im nächsten Moment eine Zeitungsmeldung zu zitieren, wonach ein Asylbewerber auch bei der Feuerwehr sei. „Ja, einer!“, schimpfte er. „Die haben es nicht so mit dem Ehrenamt.“
Über eigenes Engagement gab es nichts zu berichten
Über sein eigenes ehrenamtliches Engagement und seine Dienstjahre bei Feuerwehr und Co. schwieg er sich aus. Vermutlich gibt es da wenig Glorreiches zu berichten.

Die Gegendemonstranten hatten den brüllenden Backenbart, seinen haarlosen Fahnenjunker und die Lautsprecherschiebende Gesellin (ja, bei den deutschen Deutschen machen Frauen die körperlich anspruchsvolle Arbeit) bereits in Höhe der Gasthöfe Jüngling/Seelmann empfangen. Einmal mehr waren sie zahlenmäßig überlegen, einmal mehr waren sie lauter und einmal mehr natürlich bunter. Einmal mehr fruchtete Kuchenreuthers Versuch, sie mit Polemik und sorgsam selbsterdachten Fakten zu provozieren, nicht. Einmal mehr merkte der Rechtsextremist das nicht.
Stattdessen schimpfte er und schimpfte er. Auf die Bestmenschen, die doch Asylbewerber privat aufnehmen sollten. Auf die kommende Wohncontaineranlage bei Zapfendorf, die für ihn den Untergang des Abendlands bedeutet. Auf die Politiker. Auf alle. Und ja, auch auf die Kirche, auf die Bischöfe und Würdenträger, auf die „Verräter ihres Glaubens“.

Die Autofahrer, die an im vorbeifuhren, würdigten seine Rede, aber nicht zu seinem Gefallen. Nicht nur einmal schimpfte er diesen hinterher. Und die Feuerwehrler aus Zapfendorf, Ebensfeld, Ebing, Lauf, Unterleiterbach, Rattelsdorf, Gerach? Die freuten sich, als das trottende Trio wieder vorbeigezogen war. So konnten sie sich in Ruhe auf die Übung und die Rettung vermisster Personen aus einem verrauchten Gebäude konzentrieren.