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BAD STAFFELSTEIN: Schnitzstube Simeoni in Bad Staffelstein schließt

BAD STAFFELSTEIN

Schnitzstube Simeoni in Bad Staffelstein schließt

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    Aus dem vielseitigen Werkstoff Holz schuf Werner Simeoni in den vergangenen Jahrzehnten viele schöne Stücke. Da die Schnitzstube im Herzen der Adam-Riese-Stadt lag, durfte ein Bildnis des Rechenmeisters nicht fehlen.
    Aus dem vielseitigen Werkstoff Holz schuf Werner Simeoni in den vergangenen Jahrzehnten viele schöne Stücke. Da die Schnitzstube im Herzen der Adam-Riese-Stadt lag, durfte ein Bildnis des Rechenmeisters nicht fehlen. Foto: Picasa

    Wenn es Läden mit einer Seele gäbe, die Schnitzstube Simeoni würde ohne jeden Zweifel dazu gehören. Aber leider nur noch ein paar wenige Tage. Ein „Schade“ spricht aus den Gesichtern vieler Passanten, wenn sie derzeit das Schild „Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe“ an der Ladentür lesen. Viele treue Kunden können und wollen es nicht glauben, dass die Schnitzstube zum Jahresende für immer ihre Pforten schließt.

    Anfang der 1980er-Jahre hatte sich der gebürtige Südtiroler Werner Simeoni mit seiner Frau Friedel in der Adam-Riese-Stadt selbstständig gemacht, legt nun aber schweren Herzens aus Altersgründen den Schnitzbeitel aus der Hand.

    Schnitzereien mit „Seele“

    Neben dem Verkauf fertiger Holzwaren von Kommunionkreuzen bis Kinderspielzeug bildete die eigene Holzwerkstatt das wahre Herzstück. Wenn Werner Simeoni hier mit viel Muse und Sorgfalt Auftragsarbeiten fertigte, wie Vereinswappen, Schützenscheiben oder sakrale Schnitzereien, beziehungsweise alte Figuren restaurierte und ihnen so neuen Glanz verlieh, bekamen die Stücke irgendwie doch so eine Art Seele.

    Auch Vereine oder kirchliche Institutionen wandten sich an die Schnitzstube. Werner Simeoni erinnerte sich an viele besondere Stücke, die er fertigen durfte. So erhielt er einmal den Auftrag, das Bad Staffelsteiner Rathaus als Relief zu schnitzen. Viele Details von den Fenstern bis zu den Ornamenten galt es ins Holz zu übertragen. Aufgaben wie diese forderten den ganzen Ehrgeiz Simeonis sowie Liebe zum Detail, Auch schnitzte er die Wappen von Uetzing und Bad Staffelstein. Diese Arbeiten bildeten die Negativformen für den Bronzeguss, der den Dorfbrunnen in Uetzing heute ziert.

    Wer mit Werner Simeoni plauderte, spürte vom ersten Satz an, dass die Schnitzstube nicht bloß Beruf war, sondern die Erfüllung eines Traums. Einmal beschrieb er die höchst aufwändige Restauration des Christuskorpus an einem Kreuz in Vierzehnheiligen, eine seiner ersten großen Arbeiten in den 1980-ern. Simeoni sah die Holzfigur, welche durch Spechte und den Zahn der Zeit innen geradezu ausgehöhlt war.

    Liebe zum Detail statt 08/15

    Doch der „Meister des Holzes“, wie Simeoni in Anerkennung seiner Fähigkeiten einmal bezeichnet wurde, rettete das gute Stück – wobei 08/15-Arbeit ihm zuwider war. Die von Simeoni an den Tag gelegte Herangehensweise bei der Umsetzung sind wie eine echte Liebeserklärung an die künstlerische Arbeit mit Holz: Das Projekt, so erinnert er sich, war eine große Herausforderung, denn es sei ihm wichtig gewesen, die Figur so zu restaurieren, dass sie ihren alten, rustikalen Charme behielt.

    „Die Gastfreundschaft in meiner zweiten Heimat war von Anfang an herzlich.“

    Werner Simeoni

    Seine heutige Ehefrau Friedel machte einst Urlaub in Südtirol – und eben genau in Toblach, wo Werner Simeoni aufwuchs. So lernten sich die beiden kennen. Werner Simeoni fühlte sich am Obermain sehr wohl, wie er ihn einem früheren Gespräch einmal betonte: „Die Gastfreundschaft in meiner zweiten Heimat war von Anfang an herzlich.“ So entschieden sich die beiden schließlich, in Franken zu bleiben.

    Dass sich die Schnitzstube Simeoni in den mehr als 40 Jahren zur Erfolgsgeschichte entwickelte, liegt auch darin begründet, dass Werner Simeoni und seine Gattin im Laden sehr harmonisch zusammenarbeiteten, wobei die Zufriedenheit der Kunden stets alles entscheidende Leitlinie blieb. Friedel Simeoni war in Verkauf und Beratung tätig und für Gravuren zuständig.

    Die Wurzeln der Schnitzleidenschaft Simeonis – und das ist in diesem Falle wörtlich zu nehmen – reichen bis in seine Jugendzeit zurück.

    Denn Werner Simeoni absolvierte zwar in Eppan in Südtirol eine Malerlehre und bildete sich später als Vergolder und Restaurator weiter, doch das Holzschnitzen brachte er sich autodidaktisch bei. Als junger Mann war er im Wald unterwegs, sammelte Baumwurzeln, besonders die schönen, verwundenen Stücke. Daraus schnitzte Simeoni dann lustige Figuren mit großen Nasen.

    Die Fertigung solcher ,Wurzelseppln‘ – in Simeonis Südtiroler Heimat eine weit verbreitete Tradition – waren der Anfang seiner Leidenschaft. Diese Kultur inspirierte ihn dazu, sich von da an der Schnitzkunst zu widmen.

    Seine später erworbenen beruflichen Fähigkeiten als Maler und Restaurator halfen Simeoni schließlich dabei, die Schnitzkunst auf ein professionelles Niveau zu heben. So kam eines zum anderen. Mut und Selbstvertrauen bildeten schließlich das Fundament für die Gründung der Schnitzstube Simeoni.

    „Man könnte sagen, dass ich ein Südtirol-Franke bin.“

    Werner Simeoni

    Die Kunden schätzten den individuellen Charme und persönlichen Service der Schnitzstube Simeoni. Viele sind traurig, dass der lieb gewonnene Laden zum Jahresende schließt.
    Die Kunden schätzten den individuellen Charme und persönlichen Service der Schnitzstube Simeoni. Viele sind traurig, dass der lieb gewonnene Laden zum Jahresende schließt. Foto: Christian Simeoni

    Unzählige zufriedene Kunden, die teilweise lange Anreisen nach Bad Staffelstein in Kauf nahmen, sind bis heute dankbar, dass Werner und Friedel Simeoni den Schritt zur Selbstständigkeit wagten. In vielen handgeschnitzten Figuren, die an Ostern oder Weihnachten heute Wohnzimmer in Franken und darüber hinaus schmücken, lebt die Schnitzstube weiter.

    „Man könnte sagen, dass ich ein Südtirol-Franke bin“, meinte Werner Simeoni einmal augenzwinkernd. Der regelmäßige Kontakt ins geliebte Südtirol blieb ihm wichtig, nachdem er nach Franken gezogen war. Jährlich reiste er mit Gattin und Sohn Christian ins Pustertal. Werner Simeoni war in seiner Kindheit und Jugend übrigens Torwart beim Toblacher Eishockey Club. Die Bergwelt, die Natur, all das prägte Werner Simeoni bis heute. „Auch wenn ich mein Leben in Bad Staffelstein aufbaute, bleibt Südtirol immer ein Teil von mir“, schwärmte Simeoni schon vor einigen Jahren, und das hat sich bis heute nicht geändert. Diese Reisen nach Südtirol waren für Werner immer eine Rückkehr zu den Wurzeln, aber auch eine Quelle der Inspiration. Zum wichtigen Bestandteil der Schnitzstube Simeoni wurde in den vergangenen Jahrzehnten auch die Mitgestaltung von Altstadtfest und Adventsmärkten. Da kam die Familie zusammen und half mit, bei Musik und Essen kamen gute Freunde zu Besuch. Es waren unvergessliche Momente und Erlebnisse, die die Simeonis in ihren Herzen als schöne Erinnerungen tragen.

    Auch Sohn liebt Holzhandwerk

    Ob die drei Enkel und drei Urenkel von Werner und Friedel Simeoni einst Gefallen an der Schnitzkunst finden, wird sich zeigen. Dass ihnen das Herz aufgeht beim Anblick der schönen Stücke, die ihr Opa beziehungsweise Uropa aus Holz „gezaubert“ hat, steht aber außer Frage. Zumindest Sohn Christian hat die Holzverarbeitung für sich entdeckt. Der Sprössling besuchte einst die Holzbildhauerschule in Garmisch. Wenngleich sein beruflicher Weg in eine andere Richtung ging, bliebt die Verbundenheit zum Holzhandwerk: Christian Simeoni fertigt heute wunderschöne handgeschnitzte Holzbögen und gibt sein Wissen in Kursen und Workshops weiter.

    Die Schnitzstube Simeoni ist nun bald Geschichte. Noch bis Jahresende bietet sich die Gelegenheit, dem Laden einen Besuch abzustatten, und zwar Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag jeweils von 14 bis 16 Uhr oder nach telefonischer Vereinbarung unter Tel. 0151-20218455.

    Mit Wehmut, aber unendlich dankbar verabschieden sich Werner und Friedel Simeoni von ihren Kunden. Und weil diese so treu waren, soll ihnen ein Abschiedsgruß im Pustertaler Dialekt gewidmet werden: „Nouch 40 Jou Hölzschnitzarei isch itz do Zeitpunkt kem, Obschied zu nem. Wio wellatn ins ba olla bidonkn, die wosn ins ibo die gonzn Jou bigleitit, untostitzt und mit ins zomgiorbatit hom. Enko Votraun hot inso Handwerk erscht meiglich gimocht.“

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