„Am Aschermittwoch ist alles vorbei“, so heißt es in einem der größten Karnevalsklassiker von Jupp Schmitz aus dem Jahre 1953. Dieser Satz ist nun Wirklichkeit, denn nach 114 Tagen ist der Fasching vorbei. In seinem kurzen, extensiven Leben hat er wieder viele Freunde und Weggefährte gefunden. Der Auftritt von „Gevatter Tod“ mit Margit Schnapp und Karin Hellmuth war allerdings schon ein Hinweis auf das nahe Ende.
Ob mit dem „Fliegerlied“, „Ab in den Süden“, dem „Bobfahrerlied“, „Macarena“ oder „Wackelkontakt“ – am letzten Tag der „fünften Jahreszeit“ hat der Staffelsteiner Karnevals-Klub (SKK) den Fasching im Angerstübla feierlich beerdigt. Abwechselnd wurde geschunkelt, getanzt oder etliche Runden mit der obligatorischen Polonaise quer durch das Angerstübla absolviert – das Musikduo „Gitty und Rainer“ verstand es, das Narrenvolk ein letztes Mal zu begeistern.

Humorvolle Trauerrede
Kurz vor Mitternacht, das Unvermeidliche stand bevor – Fasching lebe wohl. Das „Angerstübla“ wurde abgedunkelt und mit entzündeten Kerzen wurde die fünfte Jahreszeit zu Grabe getragen. Die SKK-ler, die beim Tanzen ordentlich Schweiß vergossen hatten, warfen sich noch einmal in Schale.
„Liebe Trauergemeinde, wir haben uns heute hier eingefunden, um Abschied zu nehmen. Abschied von einem lieb gewordenen Freund und Kameraden, dem Fasching. Er war uns lieb und teuer, vor allem in letzter Zeit“, so Pfarrer „Lichtschlauch“ alias SKK-Präsident Matthias Graß, der eine humorvolle „Trauerrede“ hielt.

Blick auf die Höhepunkte
„Unser Fasching war ein munterer Geselle. Heuer konnten wir ihn auf seinem oftmals beschwerlichen Weg begleiten. In seinem sehr langen Leben von 114 Tagen durften wir Freude und manche Kopfschmerzen mit ihm teilen, mussten aber auch so manches Gejammere von unseren Ehepartner ertragen“, so der Trauerredner. Graß ließ, begleitet von seufzenden Lauten der Närrinnen und Narren, die karnevalistischen Höhepunkte des SKK Revue passieren, vom Rathaussturm über den 31. SKK-Ball in der Adam-Riese-Halle bis hin zum Kinderfasching in der Peter-J.-Moll-Halle.
Bevor der Fasching zu Grabe getragen wurde, gab es noch die Fürbitten und nach der Melodie von „Großer Gott“ sangen alle „Droben auf dem Hühnerboden“. Anschließend forderte Pfarrer „Lichtschlauch“ die Anwesenden auf zu sprechen, wie es ihr Ehrenpräsident ihnen gelehrt hat.
„Lasset die Reisenden nicht aufhalten und geben wir nun unserem Fasching die Reste, die in unseren Gläsern dahin siechen, mit auf den steinigen Weg. Brötla hast du gegessen, in Brötla is Weizenmehl. Weizen ist das, was du gerne trankest, und darum geben wir dir Mehl mit auf deine Reise“, erklärte der Trauerredner.
Dann fügte er an: „Damit du nicht dürstest, haben wir dir etwas Flüssiges zurecht gemacht. Aus diesem Glase hier hast du so oft getrunken. Den Inhalt des Glases hast du genossen, drum wird dir der Rest über den Schädel gegossen.“

Mehl und Gerstensaft
Mit Mehl und Gerstensaft wurde nun der von einem SKK-Mitglied verkörperte „Leiche“ die letzte Ehre erwiesen. Dabei ließ der Präsident durchblicken, dass dieser Abgesang auf dem Fasching letztendlich ja nur ein langer Dämmerschlaf ist. „Gehe hin und komme wieder. Am Aschermittwoch ist alles vorbei, doch am Elften-Elften leuchten wir wieder nei – Prost!“
Den Kehraus mit der traditioneller Faschingsbeerdigung gibt es schon seit Beginn des Vereins. „Der SKK ist einer der wenigen Vereine, wenn nicht sogar der einzige in der Region, der den Fasching mit einer ,Beerdigung‘ am Faschingsdienstag zu Grabe trägt“, so Matthias Graß. Wer dabei in die Blechwanne kommt, entscheidet man im Laufe des Abends spontan.