Seit 1846 prägt das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude das Bild der Adam-Riese-Stadt. Der repräsentative Bau schlummert allerdings im Dornröschenschlaf: Als die Stadt ihn im Jahr 2014 für rund 95.000 Euro erwarb, stand er schon leer und ist bis heute. Ein Bahnhof auf dem Abstellgleis: Warum ist dem so?

Pläne für eine Nachnutzung hat es in den vergangenen elf Jahren viele gegeben. Beispielsweise die Idee, im Bahnhof Verkaufsautomaten für heimische Produkte aufzustellen, also regionalen Anbietern eine Art Markthall e anzubieten Das hatte Bürgermeister Mario Schönwald schon im Dezember 2022 im Gespräch mit dieser Redaktion als Option ins Spiel gebracht. Umsetzen ließ sich diese Vision aber bislang nicht. Und so lautet die ernüchternde Antwort des Rathaus-Chefs auf die Frage nach dem Stand der Dinge: „Ein konkretes Nutzungskonzept liegt derzeit nicht vor.“

Dennoch scheint Bewegung in die Sache zu kommen. „Die Stadt Bad Staffelstein beabsichtigt, das Bahnhofsgebäude einem privaten Betreiber zur Verfügung zu stellen“, wird Schönwald konkreter. „Hier sind mehrere Varianten der Zurverfügungstellung denkbar, von Verkauf über Pacht bis hin zur Einräumung eines Erbbaurechts.“ Die Ausschreibung soll im dritten Quartal 2025 erfolgen.
Der Finanzsituation geschuldet
Für den Bürgermeister ist dieser Schritt folgerichtig, hat die Stadt Bad Staffelstein doch derzeit nur noch Geld für Pflichaufgaben: „Die Entscheidung, diesen Schritt zu gehen, ist bedingt durch die derzeitige Haushaltssituation zusammen mit der Vielzahl an laufenden Projekten, die unsere Personalkapazitäten auf absehbare Zeit binden werden und eine eigene Sanierung mittelfristig nicht zulassen“, schildert er. Die strategische Kanalsanierung, das Wasserstrukturkonzept für bessere Trinkwasserqualität im Lautergrund oder auch die „Bürger und Tourist Information Bad Staffelstein“ in der Bahnhofstraße verschlingen Millionensummen. Und dann wäre da noch das Bären-Areal.

Zurück zum Bahnhof und seiner möglichen Zukunft. Bürgermeister Mario Schönwald und die Stadträtinnen und Stadträte wollen diese zwar in private Hände geben, haben aber konkrete Vorstellungen, welches Leben in das Empfangsgebäude einziehen soll: Der mögliche Pächter oder Käufer muss zunächst ein Nutzungskonzept für das Gesamtgebäude vorleben, „wobei hier eine gastronomische Nutzung im Erdgeschoß vorgegeben ist. Dieses Konzept wird maßgeblich in die Vergabeentscheidung einfließen.“

In Betrieb genommen wurde der Bahnhof mit der der Eröffnung der Ludwig-Süd-Nord-Bahn auf dem Abschnitt Bamberg–Lichtenfels am 15. Februar 1846. Friedrich Bürklein zeichnete für die Baupläne verantwortlich. Das Sandsteingebäude im antik-römischen Stil hat auf beiden Ebenen – Erdgeschoss und Obergeschoss – eine Gesamtnutzfläche von etwa 350 Quadratmetern.

Allerdings mit einem Haken: „Ein Teilbereich des Erdgeschoßes ist durch das Stellwerk der Deutschen Bahn belegt, das auch bis auf weiteres im Gebäude verbleiben wird und vom künftigen Nutzer zu dulden wäre“, führt Schönwald aus. Das Umfeld umfasst ohne Gebäudeaufstandsfläche je nach Abgrenzung etwa 250 Quadratmeter. Dafür hat der Bürgermeister schon eine Idee: „Eine Teilfläche könnte als Freischankfläche beziehungsweise Biergarten genutzt werden.“
Stellwerk im Gebäude
Schon in 2022 hatte der Rathaus-Chef im Gespräch mit dieser Redaktion betont, wie wichtig die Umstellung auf ein digitales Stellwerk für die Stadt wäre. „Erst dann ist es möglich, das Stellwerk im Bahnhofsgebäude zu entfernen“, sagte er vor zweieinhalb Jahren. Die Deutsche Bahn jedoch scheint keine große Eile zu haben, das Relaisstellwerk umzurüsten. Lieber zahlt sie weiter die 2500 Euro Miete im Jahr.
Und so steht der Bahnhof weiter leer und verursacht Kosten, wenn auch nur moderate. „Die Stromkosten belaufen sich derzeit auf etwa 200 Euro im Jahr“, sagt Schönwald. Eine Heizung gibt es im Baudenkmal nicht. „In der ehemaligen Wohnung im ersten Obergegeschoss waren Holzeinzelöfen, also Schwedenöfen, verbaut, die sich jedoch nicht mehr im Gebäude befinden“, so Schönwald. In der Wohnung mit den großzügig geschnittenen Räumen war einst der Bahnhofswärter zuhause.

Doch ließe sich der Bahnhof zumindest übergangsweise mit Pop-Up-Stores oder dergleichen mit Leben erfüllen? „Für kurzfristige Übergangsnutzungen müssten zunächst Sanierungsmaßnahmen erfolgen, für die aktuell keine Kapazitäten zur Verfügung stehen und auch nicht der künftigen Nutzung widersprechen sollen“, meint Schönwald. Will meinen: Die Stadt reicht das Zepter an den Investor in spe weiter.