Seit vielen Jahren kämpfen die Wiesener Feuerwehrfrauen und -männer mit beengten Verhältnissen: Das Domizil aus dem Jahr 1982, gelegen hinter der Sankt-Andreas-Kirche, genügt längst nicht mehr den Ansprüchen eines modernen Feuerwehrhauses. Doch mit dem gemeindlichen Einvernehmen für den Neubau eines Feuerwehr-Gerätehauses mit Schulungsraum an einen neuen Standort wurde es bei der jüngsten Sitzung des Stadtrats im Fürstenzimmer der Hanns-Seidel-Stiftung erst einmal nichts.
Zahlen erst kurz zuvor erhalten
„Das alte Feuerwehrhaus entspricht laut Feuerwehrbedarfsplan nicht mehr den gültigen Regeln“, machte Bürgermeister Mario Schönwald (FW) in seinen einleitenden Worten deutlich. „Es am alten Standort, in diesem engen Eck, zu ertüchtigen, scheidet aber aus.“ So kam die Idee auf, das alte Schulhaus zum Feuerwehrhaus umzubauen, „jedoch wurden wir da von den Kosten überrollt“. 2,5 Millionen Euro hätte das wohl gekostet. „Wir haben also nach einem Standort für einen Neubau gesucht.“ Fündig wurde die Stadt zwischen Altmainstraße und Bolzplatz – da, wo einst das Trafohaus stand. Allerdings liegt dieses Areal im möglichen Überschwemmungsbereichs eines Extremhochwassers. Wiesen ist zwar von einem Damm geschützt, der aber im Fall der Fälle nicht ausreichen könnte. „Dank Emmi Zeulner hat es einen Ortstermin mit dem Wasserwirtschaftsamt gegeben“, informierte der Rathaus-Chef. Bei dem sagte der stellvertretende Behördenleiter Hans Joachim Rost letztlich zu, einem Bauantrag an dieser Stelle nicht zu widersprechen.
Diplom-Ingenieur und Architekt Johannes Morhard stellte die Pläne vor, die er im Vorfeld mit den Kommandanten Philipp Schober und Kevin Baumann abgestimmt habe und der nach seinen Aussagen auch die Regierung von Oberfranken so zustimmen würde. Sie sehen, nordöstlich des Bolzplatzes, eine Fahrzeughalle mit einem Stellplatz, parallel zur vorhandenen Scheune, und einen langgezogenen Bau mit 50 Quadratmeter Schulungsraum, kleiner Küche, Nasszellen und Umkleiden für Frauen und Männer sowie Sanitäranlagen vor. Der Bereich unter dem Satteldach soll „kalt“ bleiben, wird vorerst weder ausgebaut noch beheizt. Für den Rest des Gebäudes ist Deckenstrahlheizung vorgesehen. Morhard hat bereits vorgedacht für einen etwaigen zweiten Stellplatz, der sich leicht anbauen lassen würde.

„Die Kosten allerdings haben uns eiskalt erwischt“, gab der Architekt unumwunden zu. Eigentlich hatte sich die Stadt als Richtschnur gesetzt, für ein Feuerwehrhaus nicht mehr als eine Million Euro auszugeben, maximal 1,1 Millionen. „Wir liegen nach erster Schätzung bei 1,6 Millionen“, überraschte der Planer die Stadträtinnen und Stadträte. Diese Zahl hatte auch Bürgermeister Mario Schönwald erst tags zuvor erhalten.
Forderung nach Klarheit
Sofort entspann sich eine Diskussion um Einsparpotenziale, um Alternativen – und um angedachte Eigenleistung. Der letzte Kenntnisstand von Architekt Johannes Morhard: Wiesen werde wohl keine Eigenleistung erbringen.
„Wir haben die Pläne für das alte Schulhaus verworfen, weil es uns zu teuer war – und nun liegen wir bei 1,6 Millionen Euro, haben das alte Schulhaus aber immer noch“, zeigte sich Winfried Ernst (FW) ungehalten. In Wiesen hat die Stadt Bad Staffelstein darüber hinaus noch weitere Immobilien. „Wir sollten überlegen, welches Haus wir in den freien Markt geben.“ Also verkaufen.
„Wir müssen Klarheit schaffen“, forderte Jürgen Hagel (CSU) mit Blick auf etwaige Eigenleistung. Für einen Beschluss pro Feuerwehrhausneubau an dieser Stelle sei es zu früh, es gebe noch zu viele Fragezeichen. „In den vergangenen sechs Jahren wurden sechs Standorte diskutiert.“
Auch Werner Freitag (Grüne/SBUN) mahnte an, sich wegen möglicher Eigenleistung mit der Wehr abzustimmen. „Andere Feuerwehren haben mehrere Tausend Stunden Eigenleistung erbracht“, führte Manuel Schrüfer (FW) ins Feld und blickte auf die Feuerwehren Uetzing und Wolfsdorf.
Gründe der Gleichbehandlung
„Ich vermisse die Bereitschaft, etwas zu geben, um Kosten zu senken. Das wäre ein gutes Zeichen an die Stadt.“, betonte Walter Mackert (CSU).
Auch die Feuerwehren Stublang und Kümmersreuth, so Mackert, hätten sehr viel geleistet. „Für mich ist das ganz klar: Die Feuerwehr muss etwas übernehmen, schon alleine aus Gründen der Gleichbehandlung.“ Er forderte, einen Neubau erst zuzustimmen, wenn man klarer sehe.

„Kein normaler Bürger würde eine Genehmigung für einen Bau im Hochwassergebiet bekommen“, machte Stefan Dinkel (CSU) eine generelle Diskussion um die Wahl des Standorts auf. Wenngleich das Feuerwehrhaus in spe an diesem Standort wohl allenfalls bei einem so genannten „HQ extrem“ betroffen wäre – und auch dann wohl nur am Rande.
Alles andere als normgerecht
„Die Wiesener warten sehnsüchtig auf ein neues Feuerwehrhaus, denn das alte Feuerwehrhaus ist alles andere als normgerecht“, führte Zweiter Bürgermeister Holger Then (JB) vor Augen. Mit Blick auf die Kosten fühlte er sich von der Verwaltung aber unzureichend informiert.
Bürgermeister Mario Schönwald schlug aufgrund der Redebeiträge vor, vorerst keinen Beschluss zum Neubau zu fassen.
Die Anregung, eine Bürgerversammlung anzusetzen, griff er auf: Das werde er tun. „Können wir wenigstens eine Abstimmung zu einer Grundtendenz machen?“, fragte er die Stadträtinnen und Stadträte.
„Da bin ich eindeutig dagegen“, antwortete ihm Jürgen Hagel. „Es gibt noch zu viele Unwägbarkeiten.“ Erst nach der Bürgerversammlung werde man klarer sehen. Bei dieser wird dann wohl auch über die weiteren städtischen Liegenschaften in Wiesen gesprochen.