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BAD STAFFELSTEIN: Tag des offenen Denkmals: Ausstellung in der Alten Darre

BAD STAFFELSTEIN

Tag des offenen Denkmals: Ausstellung in der Alten Darre

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    Adelheid Waschka mit der Postkartensammlung Hermann Trütschel. Sie stellt für den Tag des offenen Denkmals eine Ausstellung zu den „Wahr-Zeichen“ des Gottesgartens zusammen, die in der Alten Darre zu sehen sein wird.
    Adelheid Waschka mit der Postkartensammlung Hermann Trütschel. Sie stellt für den Tag des offenen Denkmals eine Ausstellung zu den „Wahr-Zeichen“ des Gottesgartens zusammen, die in der Alten Darre zu sehen sein wird. Foto: Annette Körber

    Was für ein Idyll. Nur der Fluss schlängelt sich durchs Bild, Eisenbahn ist keine zu sehen, die Autobahn existiert noch lange nicht. Von einem erhöhten Standpunkt aus schweift der Blick über Lichtenfels mit seinen charakteristischen Türmen nach Vierzehnheiligen und weiter zum Staffelberg, auf dem die Adelgundiskapelle zu erkennen ist. Auf der linken Seite rahmt eine Birke das Bild, auf der rechten sorgt Kloster Banz für einen letzten Höhepunkt. „Gruss vom Mainthal“ steht darunter.

    Den Blick von Kösten, den die kolorierte Kunstpostkarte zeigt, mag Adelheid Waschka besonders gerne: Er zeigt alle drei „Wahr-Zeichen“ des Gottesgartens am Obermain. Um sie dreht sich auch die Ausstellung, die die Stadtarchivarin anlässlich des Tags des offenen Denkmals am Sonntag, 8. September, von 11 bis 17 Uhr in der Alten Darre ausrichtet. Sie präsentiert Postkarten aus der Sammlung Hermann Trütschel, die Kloster Banz, Vierzehnheiligen oder den Staffelberg zeigen. Oder eben alle drei auf einmal.

    Das passt zum Motto des diesjährigen Aktionstags „Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte“. Und zeigt die beliebten Sehenswürdigkeiten und Ausflugsziele aus einer historischen Perspektive: Die Postkarten sind um 1900 entstanden und damit auch ein interessantes Zeugnis Bad Staffelsteiner Tourismus-Geschichte.

    Dichter werben für Franken

    Die nicht weit entfernte Fränkische Schweiz war längst ein beliebtes Reiseziel, als das Maintal Bekanntheit erlangte. 1793 bereisten Wilhelm Heinrich Wackenroder und Ludwig Tieck die Region. Die Schilderung der Romantiker lockte Neugierige ins „Muggendorfer Gebürg“, wie es damals noch hieß, und machte die Fränkische Schweiz zur ältesten Tourismusregion Bayerns. Auch der Gottesgarten am Obermain verdankt seine Entdeckung einem Dichter: Victor von Scheffel.

    Seine „Wanderfahrt“ ist heute in der Vertonung von V. E. Becker als „Frankenlied“ bekannt. Er schrieb das Gedicht 1859, als er mehrere Wochen in Kloster Banz verbrachte: „Wohlauf, die Luft geht frisch und rein/Wer lange sitzt, muss rosten ...“ Wer kennt es nicht? „Das Lied hat seine Zeit gebraucht, bis es sich verbreitet hat“, sagt Adelheid Waschka. Großen Anteil daran hatten Gesangsvereine, die damals gerne Sängerwettstreite veranstalteten. 1886 starb der Dichter, um 1900 waren das „Land der Franken“, die Wallfahrer im „weiten Gottesgarten“ und natürlich der „heil'ge Veit von Staffelstein“ in aller Munde.

    Zu Zeiten, als es noch keine Farbfotografie gab, waren Kunstpostkarten sehr beliebt.
    Zu Zeiten, als es noch keine Farbfotografie gab, waren Kunstpostkarten sehr beliebt. Foto: Annette Körber

    In Zeiten von Instagram und Co. mag es seltsam anmuten, dass ein Lied ausschlaggebend war, dieses Lied, das heute als inoffizielle Frankenhymne gilt, aber um die Jahrhundertwende auch jenseits der „Lande um den Main“ bekannt war. Postkarten waren dann das erste Medium, über das Bilder von der Region verbreitet werden konnten. „Und damit auch ein wichtiges Werbemittel“, bemerkt die Stadtarchivarin. Viele davon zeigten schwarz-weiße Fotografien, andere farbige Kunstdrucke. Erhältlich waren sie etwa in den Souvenirläden von Kloster Banz oder Vierzehnheiligen.

    Staffelberg und Main-Fähre

    Nun liegen zahlreiche Exemplare in dicken Ordnern archiviert vor Adelheid Waschka auf dem Tisch im Stadtmuseum, dazwischen hat sie einige Beispiele ausgebreitet. Sie lächelt beim Blick auf die Felsen des Staffelbergs, die mächtigen Kirchtürme, aber auch auf die Main-Fähre bei Hausen. „Das ist Nostalgie pur.“

    Manche der Postkarten sind „gelaufen“, wurden also mit Briefmarke und Poststempel versehen und verschickt. Andere wurden gekauft, um sie in ein Album zu stecken, so, wie man später seine Urlaubsfotos einklebte. Die insgesamt 1200 Stück sind inzwischen im Besitz des Stadtmuseums Bad Staffelstein. Bei der Finanzierung hat auch die Sparkasse geholfen, unter der Auflage, dass die Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.

    Sensibilisieren für Denkmäler

    Den Auftrag erfüllt die Stadtarchivarin und Leiterin des Stadtmuseums gewissenhaft. Jedes Jahr bringt sie Kalender heraus. Auf den Monatsblättern stellt sie den alten Postkarten, die Bad Staffelsteiner Denkmäler zeigen, Aufnahmen aus der heutigen Zeit gegenüber. Auf letzteren sind oft keine historischen Gebäude mehr zu sehen, sondern gesichtslose Mehrfamilienhäuser. Vieles ist verschwunden, weil der Erhalt den Eigentümern zu mühevoll, vielleicht auch zu teuer war oder auch ihren Zwecken nicht genügte.

    Die Postkarten sind teils über 100 Jahre alt: ein Blick in die frühe Tourismus-Geschichte der Region.
    Die Postkarten sind teils über 100 Jahre alt: ein Blick in die frühe Tourismus-Geschichte der Region. Foto: Annette Körber

    Für Adelheid Waschka unverständlich. Gerade bei alten Fachwerkhäusern sorge die Ständerbauweise dafür, dass sich die Gebäude restaurieren ließen, ohne die Statik zu gefährden. „Man muss nicht alles abreißen.“ Aber, so ihre Erfahrung, jüngere Generationen könnten oft nicht mehr nachvollziehen, dass man eine Verbundenheit zu einem Ort und seiner Historie aufbauen kann.

    Die Fachfrau, die selbst Denkmalpflege studiert hat, schaut mit Sorge in die Zukunft: „Der ADAC hat bereits mehr Mitglieder als die Kirchen.“ Da stelle sich die Frage, wie in zehn Jahren mit den Gotteshäusern umgegangen wird. „Wir können froh sein, dass Vierzehnheiligen dem Freistaat gehört“, meint Waschka. „Aber wir müssen uns darauf einstellen, dass Kapellen säkularisiert werden.“

    „Der ADAC hat bereits mehr Mitglieder als die Kirchen.“

    Adelheid Waschka, Stadtarchivarin

    Deshalb freut sie sich auch über die „schöne Gelegenheit, so eine Pop-Up-Ausstellung zu machen“. Diese erfüllt nicht nur die Vorgabe der Sparkasse, sondern soll auch „sensibilisieren für einen sorgsameren Umgang mit unseren ,Wahr-Zeichen‘“. Wer sich dann noch selbst von der Schönheit des Maintals überzeugen will, kann auf den Stadtturm steigen. Auch er ist zum Tag des offenen Denkmals geöffnet. Es ist eine andere Perspektive als auf der eingangs beschriebenen Postkarte. Aber alle drei „Wahr-Zeichen“ des Gottesgartens sind gut zu sehen.

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