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KLOSTER BANZ: Theater für die Ohren beim Kammerkonzert in Kloster Banz

KLOSTER BANZ

Theater für die Ohren beim Kammerkonzert in Kloster Banz

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    Gut gelaunte Musiker, begeistertes Publikum beim „Concerto grosso Banz - Crossover“, dem zweiten Banzer Kammerkonzert der Saison.
    Gut gelaunte Musiker, begeistertes Publikum beim „Concerto grosso Banz - Crossover“, dem zweiten Banzer Kammerkonzert der Saison. Foto: Thomas Schaller

    „Geben Sie mir noch zwei Minuten, um mein Instrument zu holen, dann kann es los gehen“: Mit diesen Worten schloss der künstlerische Leiter der Banzer Kammerkonzerte, Achim Melzer, seine Begrüßung zum zweiten Konzert der 35. Saison. Die Ankündigung „Concerto grosso Banz – Crossover“ hatte viele Musikfreunde neugierig auf einen galanten Übergang vom Barock in den Jazz gemacht.

    Mit Georg Friedrich Händels „Die Ankunft der Königin von Saba“ aus dem Oratorium „Salomo“ gelang den gut aufgelegten Musikern mit Esprit und feiner Spielkultur ein schwungvoller Start. Ein „Theater für die Ohren“ mit perfekten solistischen Oboen, versierten Streichern und einem routinierten Basso Continuo, bestehend aus Georg Schäffner (Cembalo), Tim Wunram (Kontrabass) und Achim Melzer (Cello). Till Weser überzeugte am Pult, glänzte als Solist mit Trompete und Flügelhorn und führte charmant durch das abwechslungsreiche Programm, das unter dem Motto „Gavotte, Grave & Groove“ stand.

    Improvisation wie im Jazz

    Mit dem Violinkonzert G-Dur von Georg Philipp Telemann hatte Michael Hamann seinen großen Auftritt. Im berührenden Mittelsatz nahm er sich Freiheiten wie bei einer Jazz-Improvisation, lehnte sich im Tempo zurück, drängte nach vorne, aber nie plakativ. Besonders im Schlusssatz perlten die Sechzehntelläufe im Zusammenspiel nur so dahin, da passte kein Blatt zwischen ihn als Solisten und das Orchester. Das Ensemble bot ein mitreißendes und perfektes Spiel.

    Rhythmische Motorik, treibende Bässe, Offbeat, Synkopen und ein inegales Spiel – also der Swing – sind nach den Worten Till Wesers die entscheidenden Elemente im Jazz. Sie sind auch im Barock zu finden. Wenn man die Übersetzung ,Überquerung‘ für Crossover wählt, dann ist es sicher auch die Spielfreude – es gilt nur, die Grenze zu überschreiten.

    „Händel´s Eyes“

    Dies gelang mit dem Arrangement „Händel´s Eyes“ von Peter Lawrence. Das dreisätzige Stück begann ganz barock mit einer festlichen Ouvertüre. Doch dann legte Till Weser die Trompete ab, griff zum Flügelhorn, der Sound der Streicher plötzlich ein Klangteppich, tiefgründig und smooth – aus dem Barockorchester wurde ein Jazzorchester.

    Die Bamberger versetzten das Auditorium mühelos klanglich in die Entstehungszeit des Stücks. Matt Dennis komponierte „Angel Eyes“ 1946, es wurde von Frank Sinatra, Ella Fitzgerald und Sting gesungen. Die instrumentale Interpretation im Kaisersaal ließ keinen Zweifel daran, dass die Musiker versierte Grenzgänger sind. Eine Bourrée, herrlich unaufdringlich offbeat gespielt.

    Alessandro Marcellos Konzert für Oboe, Streicher und Basso Continuo in d-moll ist ein bedeutendes Werk des italienischen Spätbarock, das als erstes richtig virtuoses solistisches Oboenkonzert der Geschichte gilt. Schon während des ersten Satzes „Andante e Spiccato“ wurde klar, warum Janos Wollenweber ab Januar als erster Solo-Oboist bei den Bamberger Symphonikern antritt. Sein Spiel ist mühelos, von überragender Musikalität und brillanter Technik. Das hervorragend eingespielte und mitreißende Barockensemble kam besonders im langsamen Satz zum Tragen.

    Nach der Pause sorgte Till Weser für einen kurzen Lacher, als er das Crossover-Arrangement zwischen Johann Sebastian Bach und George Gershwin, im Programm als „A foggy Air“ betitelt, mit „A foggy Day in Banz“ ankündigte. Und schon erklang routiniert das weltberühmte „Air“ von Bach mit wunderschönen Klangtupfern durch den pizzicato Kontrabass von Tim Wunram. Die herrlich gespielten Linien im Cello von Achim Melzer waren entscheidend für den Soundwechsel in das Jazzstück „A foggy Day“ von Gershwin. Ein wahrer Geniestreich.

    Georg Schäffner, Organist an der Basilika Gößweinstein und ehemaliger Regionalkantor in der Erzdiözese Bamberg, trat mit Haydns „Concerto per il clavicembalo Nr. 2 in do maggiore“ solistisch am Cembalo in den Vordergrund. Er spielte den langsamen Satz mit dem Lautenzug, begleitet von butterweichen Streichern mit Dämpfer, und überzeugte routiniert im Presto.

    Was hatte es nun mit dem Motto „Gavotte, Grave & Groove“ auf sich? Eine Gavotte ist ein historischer Gesellschaftstanz, der Groove die rhythmische Grundstruktur eines Songs und Grave eine Vortragsbezeichnung für ernst und würdevoll. Dem Auditorium wurde jedoch klar, dass man sich dem auch anders nähern kann, das Geheimnis liegt im „Feeling“ eines Songs und im Zusammenspiel der Musiker. Es geht nach den Worten von Weser um Lebensfreude, Leichtigkeit und Innigkeit, um den Wunsch zu tanzen.

    Auf zum letzten Tanz

    Mit dem fünfsätzigen „Concerto grosso B-Dur“ von Händel ging es zum letzten Tanz. Man hört barocke Musik, man sitzt im barocken Kaisersaal und man denkt sich: das ist Jazz.

    Das Publikum bedankte sich für ein unvergessliches Konzert mit lang anhaltendem Applaus. Die Musiker setzten mit ihrer Zugabe „We´ll be together“ und überwältigendem Orchestersound ein Hoffnungssignal.

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