In der Komödie „Zwei wie Bonnie und Clyde – denn sie wissen nicht, wo sie sind!“ vermischen die Autoren Sabine Misiorny und Tom Müller gekonnt alle Klischees und Erfahrungen, die man so im Laufe der Lebensjahre gesammelt hat: Blond fährt nicht gut Auto, zieht sich in Rosa an und heißt Chantal - Frauen stehen auf Schuhe. Wer Klopapier hat übersteht problemlos ein Wochenende in der fränkischen Abgeschiedenheit und – der „treu-ergebene“ Kumpan macht stets nur genau das, was man ihm ausdrücklich aufträgt. Außer Mitdenken – weil man ihm – beziehungsweise ihr – das Denken ja nicht explizit zusätzlich aufgetragen hat. Beim Fränkischen Theatersommer konnte im Kurpark jüngst viel gelacht werden.
Zum Inhalt: Ein Anfänger-Gaunerpärchen, mit Intelligenz nicht gerade gesegnet, scheitert bei dem Versuch, eine Bank im Fränkischen auzurauben. Statt des erhofften Geldsegens kommt in der vertauschten Beutetasche nur der Wochenendeinkauf einer Hausfrau zum Vorschein: Klopapier, Kaffee, Curry- Fertiggericht in der praktischen Plastikschale. Blöd, dass die blonde Chantal im Eifer des Gefechts die falsche Tasche im Bankraum geschnappt hat.

Das beschert den Schauspielerinnen Carina Krämer und Rebekka Herl die ersten herzhaften Lacher aus dem Publikum. Während sich Jenny, die sich nun ab sofort „Bonnie“ nennt, einen neuen Plan ausdenkt, wie man erfolgreich eine Bank ausrauben kann, entdeckt Chantal, alias „Clyde“, dass der Ort, zu dem beide nach dem Überfall aus Versehen geflüchtet sind, ein stillgelegtes Schuhlager ist.
Schon doof, wenn man keine Straßenkarte lesen kann. Das war so nicht geplant. Und noch peinlicher sind die Lokal-Nachrichten: Berichtet der Radiosprecher von zwei Maskierten, die statt Geld nur Einkäufe „erbeutet“ haben. Die rund 50 Zuschauer haben ein schadenfrohes Dauergrinsen im Gesicht. Sie ahnen die nächsten Patzer der beiden Möchtegern-Gaunerinnen schon im Vorraus.
Die Bankräuberinnen sind hoffnungslos überfordert. Da nützt es auch nichts, dass die blonde Clyde den Merkspruch aufsagt: „Nie ohne Seife waschen“ – beim Lesen der Straßenkarte hätte sie damit zumindest mit den Himmelsrichtungen punkten können. Drei Überfälle in vier Tagen und nichts dabei rausgekommen - das frustriert. Die „echten“ Bonnie und Clyde hätten es besser gemacht, stellen Chantal und Jenny fest. „Die sind immer entkommen. Bis auf einmal. Da hat man sie verraten und ihr Auto mit 100 Schüssen durchlöchert“, erklärt Jenny ihrer blonden Partnerin das bittere Ende des bekannten US-Verbrecherpaars.
Die Komödie nimmt derweil immer mehr an Fahrt auf, die Ereignissse überschlagen sich und das Ende ist etwas unerwartet. Nicht unerwartet ist der herzliche Applaus der Zuschauer: Carina Krämer und Rebekka Herl haben mit künstlerischer Leichtigkeit und viel Spielfreude den Abend im Kurpark zum Schauplatz einer leichten Boulevard-Komödie gemacht.