Unser freier Mitarbeiter Mario Deller testet ein Schlaflabor und erklärt, warum eine Schlafmaske so wichtig sein kann. „Nach meinem Aufenthalt im Schlaflabor in Kutzenberg, nahm sich der Chefarzt der Kutzenberger Klinik für Erkrankungen der Atmungsorgane, Allergologie, Umweltmedizin und Schlafmedizin, Dr. Saleh Al Hamoud, Zeit für ein Gespräch über Atemmasken, Schlafhygiene und die Dankbarkeit von Patienten.
Zunehmender Stress in der Arbeitswelt, Bewegungsmangel, Internetkonsum am späten Abend – vor diesem Hintergrund dürfte die Zahl der Menschen, die nachts schlecht in den Schlaf finden, in den vergangenen Jahren zumindest nicht gesunken sein. Behandlungsbedürftig ist jedenfalls das Vorliegen einer sogenannten Schlafapnoe. Jeder Fall ist separat zu beurteilen, aber als grobe Richtschnur, ab wann eine therapeutische Schlafmaske für zuhause Sinn macht, gelten etwa 30 Atemaussetzer pro Stunde.
Klar müssen sich die Betroffenen daheim an die Schlafmaske erst gewöhnen. Doch wenn sie dann oft schon nach relativer kurzer Zeit eine Besserung spüren und der Schlaf wieder erholsamen Charakter annimmt und sie nicht mehr wie „gerädert“ aufwachen, wollen sie die technische Errungenschaft nicht mehr missen. Das kann auch der Chefarzt der Kutzenberger Lungenklinik bestätigen: ,Die Patienten zeigen sich sehr dankbar. Erst kürzlich kam wieder ein Patient zu mir, der meinte, er fühle sich wie neugeboren'. Zwar verschafft im Falle von nächtlichen Atemaussetzern eine Schlafmaske nicht in allen Fällen Abhilfe, aber doch in sehr vielen.
Längst keine großen Kästen mehr
Der technische Fortschritt machte auch betreffend der Schlafmasken nicht halt, wie im Gespräch zu erfahren war. ,Früher waren die Geräte noch lauter, wesentlich weniger komfortabel und größer – in den 80er-Jahren waren das noch solche Kästen', erklärt Al Hamoud, hält seine Hände einen guten halben Meter auseinander. Diese Entwicklung habe zu einer eindeutig größeren Toleranz von Schlafmasken geführt.

Viele, bei denen eine hohe Anzahl an nächtlichen Atemaussetzern festgestellt wird, sind übergewichtig. ,Gesunder Lebenswandel ist nie verkehrt, doch allein durchs Abnehmen dürfte eine Schlafapnoe nicht verschwinden – aber eben mit der Schlafmaske', verdeutlicht der Chefarzt in diesem Zusammenhang. Übergewicht verstärke zwar das Risiko der Schlafapnoe, doch sei dies nicht immer der (alleinige) Auslöser. Al Hamoud erinnert sich an einen jungen Schlafapnoe-Patienten mit einem BMI von 25. Der Aufenthalt im Schlaflabor ergab bei ihm ,stolze' 70 Atemaussetzer. ,Auch beispielsweise Rückenschmerzen oder den Atemrhythmus dämpfende Medikamente sind Faktoren, die für eine Schlafapnoe mitverantwortlich sein können. Mitunter gibt es oft mehrere Faktoren, die zusammenspielen.' Auch Schichtarbeit, Alkohol und natürlich Schlafmangel können eine obstruktive Schlafapnoe begünstigen.
Erholungseffekt muss vorhanden sein
Wenn jemand schnarcht, heißt das noch nicht, dass bei ihm oder ihr Schlafapnoe vorliegt. Doch wer am Morgen trotz acht Stunden Nachtruhe keinen Erholungseffekt des Schlafs feststellen kann, sollte besser einmal den Haus- oder Facharzt konsultieren und, wenn dieser dazu rät, sich im Schlaflabor durchchecken lassen.
Im Zuge eines Schlaflabor-Aufenthalts in Kutzenberg machen sich die Fachkräfte unter der Leitung von Chefarzt Al Hamoud stets ein Gesamtbild vom Patienten. ,Rund 20 Prozent haben die Atemaussetzer vorwiegend in Rückenlage', erklärt er. Mitunter können in solchen Fällen spezielle Schlafwesten, die die Rückenlage verhindern, Abhilfe schaffen.
Der Dank der Patienten
Behände-sportlich flitzt Dr. Al Hamoud die Treppenstufen im Haus 6, in dem auch das Schlaflabor untergebracht ist, hinauf und hinab. Das hängt zusammen mit seiner hervorragenden Fitness, aber mit Sicherheit liegt seine Energie auch darin begründet, dass ihm die Arbeit in Kutzenberg sehr viel gibt. So ist jedes Dankeschön von Patienten, die dank Atemmaske im Schlaf wieder ihren Akku aufladen können und ausgeruht in den neuen Tag starten, für den Chefarzt und alle im Schlaflabor tätigen Kräfte Motivation pur.“
Hintergrund Obstruktive Schlafapnoe: In den Phasen der obstruktiven Schlafapnoe („nächtliche Atemaussetzer“) gelangt kein Luftstrom in die Luftröhre des Patienten, weil der Schlund schlaff wird und zusammenfällt (Apnoen). Phasen mit lediglich eingeschränktem Atemfluss werden als Hypopnoe bezeichnet CPAP-Therapie: Ab einem gewissen Maß einer vorliegenden obstruktiven Schlafapnoe ist die sogenannte CPAP-Therapie mittels einer Schlafmaske das Mittel der Wahl. Über eine Nasen- oder Mund-Nasen-Maske wird in den oberen Luftwegen des Betroffenen ein kontinuierlicher Überdruck erzeugt, der den Rachen quasi von innen aufdrückt. Das Maß des notwendigen Luftstroms muss dabei individuell ermittelt werden Das Schlaflabor Kutzenberg besteht seit Anfang der 1990er Jahre und war seinerzeit das erste in Oberfranken. Es ist von der Deutschen Gesellschaft für Schlafmedizin (DGSM) akkreditiert als Schlafmedizinisches Zentrum und bietet sechs Schlafplätze zum Zwecke der Polysomnographie für die Ermittlung wichtiger Kennzahlen und des Schlafprofils mittels Anbringung von Messfühlern während des Schlafs. Bei erstmaliger Einweisung des Patienten beträgt der Aufenthalt für in der Regel ein bis drei Messnächte.