Mit dem Divertimento in B-Dur, KV 270 für Flöte, Bassetthorn und Streichertrio – eine Bearbeitung von Mordechai Rechtman – gelang dem Schmittbaur-Quintett ein heiterer Start in einen sonnigen Sonntagmorgen. Das Ensemble rund um den in Bamberg ansässigen Klarinettisten und Klarinettenbauer Jochen Seggelke durfte zur Freude von Achim Melzer vor vollem Haus im Kaisersaal auf Kloster Banz aufteten.
Den Musikern gelang mit Leichtigkeit und großer Spielfreude, ab den ersten Takten den unterhaltsamen Charakter eines Divertimento umzusetzen. Die Musik bereitete im Wortsinn der italienischen Bezeichnung den Akteuren und dem Auditorium Vergnügen. Seggelke betonte in seiner Moderation, dass „divertare“ darüber hinaus auch „weit gestreut“ bedeute: Er hatte für das Konzert eine ganze Reihe von Klarinetten in unterschiedlichen Größen – und damit diversen Stimmungen – dabei.
Mozart, Haydn und Stadler
Davon konnte sich das Publikum beim Streichtrio in Es-Dur von Joseph Haydn überzeugen, wobei das Stück eigentlich seinem Bruder Michael zuzuschreiben wäre. Michael Haydn war mit und nach Mozart eine führende Musikerpersönlichkeit am fürsterzbischöflichen Hof in Salzburg, verlegte jedoch im Gegensatz zu seinem geschäftstüchtigen Bruder kaum etwas.
Vor der Pause erklang ein Quartett in D-Dur für Klarinette und Streichtrio des tschechisch-österreichischen Violinisten und Komponisten Franz Vinzenz Krommer. Krommer stand ganz in der Tradition von Mozart und Haydn, ließ aber auch ungarische Elemente in einige Kompositionen einfließen.
Wobei den Konzerten für ein Blasinstrument besondere Bedeutung zukommt: Sein Klarinettenkonzert in Es-Dur war vermutlich wie Mozarts berühmtes Klarinettenkonzert für den damals in Wien wirkenden berühmten Klarinettisten Anton Stadler bestimmt. Und da war dann im Allegro moderato tatsächlich Mozart versteckt: bewegt, zärtlich, schmerzvoll in der Chromatik mit plötzlichen und überraschenden Umschwüngen. In den Mittelsätzen trat das Cello durch das Spiel von Katja Kuen souverän an entscheidenden Stellen hervor, bevor im abschließenden Rondo wieder Mozart in der Klarinette in einem stürmischen Finale aufhorchen ließ, vom Quartett souverän mit Bravour vorgetragen.
Ein besonderer Klang
Nach der Pause sollte es wegen der eingangs erwähnten „Diversität“ eine Programmänderung geben. Michael Hamann und Christof Kuen überraschten mit zwei Sätzen aus der Marlborough-Sonate von Carl Philipp Stamitz. „Malborough s´en va-t-en guerre“ ist ein Volkslied auf Französisch und erzählt, wie Marlboroughs Frau, die auf seine Rückkehr aus dem Kampf wartet, die Nachricht vom Tod ihres Mannes erhält. Die Melodie, auch bekannt unter „For He's a Jolly Good Fellow“ schließt die Sonate in D-Dur für „Viola d'amore“ und „Viola“ von Carl Stamitz, der selbst ein Viola-Virtuose war, 1780 während seines Aufenthalts in Paris ab.
Kuen gab einen Einblick in die Besonderheiten der „Viola der Liebe“. Mit ihrem besonderen Bau generiert das Instrument einen bezaubernden Klang. Sieben zarte Metallsaiten, die unter dem Griffbrett gespannt sind, werden von den Schwingungen von sieben stärkeren Melodiesaiten, die abwechselnd gespielt werden, in Resonanz versetzt. Es entstehen nachhallende Klänge, ähnlich derer der Sitar.
Vor dem Quartett für Flöte und Streichtrio von Joseph Aloys Schmittbaur erklärte Michael Hamann die Gemeinsamkeiten des Quintetts mit seinem Namensgeber. Das Quintett wirkt in Bamberg, Schmittbaur wurde 1718 in Bamberg geboren; er war wie Seggelke Instrumentenbauer, zudem Musikpädagoge und Geiger und wie er selbst einmal Geiger in Rastatt. Dass Schmittbaur laut Christian Schubart „unter die vorzüglichsten Komponisten unseres Landes gehört“, hörte man bereits im Allegro brillante.
Er war der Mann, der Mozarts „Requiem“-Fragment vollendete, er war mit Constanze Mozart befreundet. Es gibt kein Bild von ihm, sein genaues Geburtsdatum ist ungewiss, bis heute ist Franz Xaver Süßmayrs bekanntestes Werk also von Mozart, obwohl er ab 1794 eine feste Größe im Wiener Musikleben war.
Das Schmittbaur-Quintett bewies durch virtuoses und beschwingtes Zusammenspiel im letzten Stück des Konzerts, ein Quintett für Flöte, Klarinette und Streichtrio, dass Süßmayr komponieren konnte. Wobei die Nähe zu Mozart nicht zu überhören war. Im lieblichen Allegro con brio hatte man den Eindruck, zuhause bei Freunden zu Mozarts Zeit zu sein, und auch im Adagio waren Anklänge zu Mozarts Klarinettenkonzert zu hören.
Das Konzert schloss mit einem Rondo, in dem noch einmal alle Musiker ihre Virtuosität unter Beweis stellen konnten.
Das nächste Konzert der Reihe mit Werken von Rossini und Milhaud steht unter dem Motto „Streichquartett plus“ und findet am 23. März statt.