Die Stirnseite des Gebäudes auf der rückwärtigen Seite des Fachwerkrathauses ist in ein eisernes Korsett bezwängt: Eine weiße Plane flattert im Wind und verwehrt dem Betrachter den Blick auf die Fachwerkoptik. Hier, am Marktplatz beziehungsweise in der Bahnhofstraße 2, entsteht in den Räumen, die früher die Hypobank beherbergten, das „BIZ“. Pünktlich zum voraussichtlichen Einzug wird sich der Arbeitstitel in den offiziellen Namen „Bürger und Tourist Information Bad Staffelstein“ ändern.
„Die Bauarbeiten liegen in den letzten Zügen und laufen kontinuierlich seit Sommer 2023“, freut sich Fabian Leppert, Geschäftsleiter der Stadt Bad Staffelstein, auf Nachfrage dieser Redaktion. Ursprünglich war eine Fertigstellung bis Herbst 2024 geplant, doch schon vor gut einem Jahr war klar, dass das nicht klappen würde. „Durch Verzögerungen im Bauablauf und bei den Auftragsvergaben streben wir derzeit eine Fertigstellung bis Jahresende an“, sagte Leppert damals im Gespräch mit dem Autor dieser Zeilen. Nun ging ein weiteres halbes Jahr ins Land, doch scheint die Zielgerade erreicht.
Anfängliche Schwierigkeiten
„Besondere Probleme bei der Findung von Handwerksbetrieben gab es nach anfänglichen Schwierigkeiten, die auch den Zeitplan nach hinten verschoben haben, in jüngster Zeit nicht mehr“: Der Geschäftsleiter klingt erleichtert. Die Zeiten, in denen es schwierig war, aufgrund voller Auftragsbücher Baufirmen zu finden, sind vorbei. „Zuletzt liefen die Maler- und Fliesenlegerarbeiten. Es folgen nun noch die Innenausbau- und Außenputzarbeiten. Grundsätzlich liegen wir hier im Zeitplan.“ Im immer wieder angepassten.

Im Frühjahr vorigen Jahres klaffte noch ein großes, rechteckiges Loch in der Erde zwischen Bahnhofstraße 2 und Fachwerkrathaus. Auch wenn das Areal noch immer für den Verkehr gesperrt ist, so ist das Loch längst wieder geschlossen. Das Geheimnis liegt nun unter der Erde: ein Pelett-Tank für die Heizung. „Die Heizanlage steht kurz vor der Inbetriebnahme“, meldet Fabian Leppert Vollzug. „Der zwischen den Gebäuden eingelassene Pellet-Tank ist bereits befüllt.“ Das Objekt Bahnhofstraße 2 wird zukünftig über eine moderne Pellet-Heizung beheizt, die mittels einer Verbundleitung auch das Rathaus mitversorgt.
Regenerative Wärmeversorgung
„Ursprünglich war eine Heizanlage mit einer Leistung von 49 Kilowatt vorgesehen, die nur die Bürger und Tourist Information versorgt hätte“, blickt der Geschäftsleiter zurück. „Nachdem das Rathaus bisher mit Gas versorgt wurde, entschied sich der Stadtrat, das Rathaus mit an die neue Heizanlage in der Bürger und Tourist Information anzubinden.“ Hierzu wurde ein entsprechend großer Vorratstank mit einem Fassungsvermögen von etwa 30 Kubikmetern zwischen den beiden Gebäuden eingelassen. Die neue Heizung bringt es auf 90 Kilowatt Leistung.

Der Betrieb der Institution „Bürger und Tourist Information Bad Staffelstein“ wird ab Ende Mai verteilt auf drei Geschoße mit einer Gesamtnutzfläche von 547 Quadratmetern beginnen.
„Diese gliedert sich in 280 Quadratmeter Hauptnutzfläche, 82 Quadratmeter Nebennutzfläche wie beispielsweise Lager, WC oder Putzraum, 135 Quadratmeter Verkehrsfläche und 50 Quadratmeter Funktionsfläche wie zum Beispiel Technik und EDV“, führt Leppert aus. Das Besondere: Während das Rathaus aus dem Jahr 1684 definitiv nicht barrierefrei zugänglich ist, wird es die „Bürger und Tourist Information Bad Staffelstein“ definitiv sein. Ein Segen für alle Bürgerinnen und Bürger mit Einschränkungen oder Schwierigkeiten beim Gehen, aber auch Urlaubs- und Kurgäste – und ein lang gehegter Wunsch.
2,7 Millionen Euro Gesamtkosten
Dafür nimmt die Badstadt einen Millionenbetrag in den Hand. „Bei den Kosten gehen wir von einem Stand von 2,7 Millionen aus“, antwortet Leppert auf Nachfrage. „Wie schon erwähnt, sind aber viele Gewerke noch nicht abgeschlossen oder zumindest nicht endabgerechnet.“ Der Fördersatz für das Projekt, das von der Regierung von Oberfranken im Rahmen des Bund-Länder-Städtebauförderungsprogramm Sozialer Zusammenhalt gefördert wird, beträgt 90 Prozent der förderfähigen Kosten. Es wurden Zuschüsse in Höhe von 2,05 Millionen Euro in Aussicht gestellt. „Bisher wurden Zuwendungen in Höhe von 1.446.800 Euro abgerufen.“
Modern und barrierefrei
In Zeiten klammer Kassen muss die Stadt also selbst an die 700.000 Euro aufbringen. Für Geschäftsleiter Fabian Leppert ist das gut angelegtes Geld: „Es ist eine zentrale Aufgabe der Stadt Bad Staffelstein, ein modernes, barrierefreies Gebäudes zum Zwecke des zentralen Bürger- und Gästeservice zur Verfügung zu stellen“, bekräftigt er. „Mit der Schaffung dieser neuen Anlaufstelle ist Bad Staffelstein hinsichtlich des Serviceangebots gut für die Zukunft gerüstet.“ Gleichzeitig werde damit ein Leerstandsobjekt wieder mit Leben erfüllt. „Gerade die durchgängige Barrierefreiheit, die im nebenliegenden Rathaus auf Grund der baulichen Gegebenheit nicht umsetzbar ist, ist für uns eine der zentralen Verbesserungen. Es wird eine zentrale Anlaufstelle geschaffen, die auf allen drei Ebenen auch mit Mobilitätseinschränkung besucht werden kann, was für eine Stadt wie Bad Staffelstein unbedingt zum Serviceangebot dazu gehört.“
Die Barrierefreiheit sei für Bürgermeister Mario Schönwald laut Geschäftsleiter Leppert auch ein besonderes Anliegen gewesen. Das Gebäude mutet, vor allem aufgrund seiner Fachwerkoptik, alt an. Doch der Schein trügt: Es handelt sich um einen Neubau aus den 1960-er-Jahren. Dennoch ist es, als Nachbar des Rathaus, Teil eines geschützten Ensembles. Entsprechend gab es beim Umbau Auflagen des Denkmalschutzes. Das aber seien laut Leppert keine größeren Herausforderungen gewesen, ebenso wie die bauliche Gestaltung von hellen, mit Licht durchströmten Räumen, „was beides umgesetzt werden konnte.“
Was Besucher des Rathauses, der bisherigen Tourist-Information und des neuen „Bürger und Tourist Information Bad Staffelstein“ immer wieder umtreibt, ist die Parkplatzsituation rund um den Marktplatz. Die wird sich aber nicht ändern. „Hier greift der der Bestandsschutz und es stehen die am Marktplatz vorhandenen, kostenpflichtigen Parkplätze zur Verfügung“, so Leppert. Glück hat, wer elektrisch unterwegs ist: „Seit 1. April 2025 gilt die Ausnahmeregelung für E-Fahrzeuge, die hier mit Parkscheibe bis zu eine Stunde kostenfrei Parken können.“
Das ist nämlich in diesem Bereich die Höchstparkdauer. Und: „Es wird auch Stellflächen für Radfahrerinnen und Radfahrer am Gebäude geben.“
Ein Relikt bleibt
Ein Relikt der ehemaligen Hypovereinsbank bleibt übrigens bestehen: der Geldspeicher im Untergeschoss. „Der Tresor im Keller kann auf Grund der Dimensionen nicht rückgebaut werden und wird daher im Gebäude verbleiben, auch wenn er nicht mehr seinem ursprünglichen Zweck dienen wird“, so Leppert.
Wer hier einzieht Der Bezug der neuen Räume „Bürger und Tourist Information Bad Staffelstein“ erfolgt ab Ende Mai erfolgen. „Hier werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus unterschiedlichen Verwaltungsbereichen, insbesondere aus dem Bereich Bürgerservice sowie Tourismus, die den meisten Kundenkontakt haben, tätig sein“, erläutert Geschäftsleiter Fabian Leppert. „Weiterhin sind Büroflächen für das Quartiersmanagement vorgesehen.“ Konkrete Anfragen für die multifunktionale Nutzung des Dachgeschoßes gebe es bisher noch nicht, „aber wir gehen davon aus, dass sich das nach Bezug und Eröffnung schnell ändern wird.“