An der Flanke des früheren Hypo-Gebäudes klafft ein großes, quadratisches Loch in der Erde. Der Bereich ist mit Bauzäunen abgesperrt. Es ist das sichtbare Zeichen, dass es mit dem Umbau des Hauses in der Bahnhofstraße 2 vorangeht. Auch wenn die Baustelle in direkter Nachbarschaft den Verantwortlichen der Stadt Bad Staffelstein schon mehr als nur einmal Kopfzerbrechen bereitet hat.
Seit gut einem Jahr wird das Gebäude, das einst die Hypo-Bank beherbergte, umgebaut. Die Stadt Bad Staffelstein möchte hier ein Bürgerinformationszentrum (BIZ) entstehen lassen. Ursprünglich war eine Fertigstellung bis Herbst 2024 geplant, doch das wird nicht klappen: „Wir sind leider nicht ganz im Zeitplan“, antwortet Bad Staffelsteins Geschäftsleiter Fabian Leppert auf Nachfrage dieser Redaktion. „Durch Verzögerungen im Bauablauf und bei den Auftragsvergaben streben wir derzeit eine Fertigstellung bis Jahresende an.“
„Die aktuelle Lage im Bausektor macht es schwer, Baufirmen zu finden.“
Fabian Leppert, Geschäftsleiter
Kostenrahmen und Zeitplan sind die größten Herausforderungen des Projekts. „In der Tat, da es im Baugewerbe teils massive konjunkturelle Preissteigerungen gibt, mit denen es umzugehen gilt“, führt Leppert aus. „Auf Grund dessen mussten leider auch Ausschreibungen einzelner Gewerke wiederholt werden, um die Mehrkosten in Grenzen zu halten.“ Das wiederum hat den Zeitplan nach hinten verschoben.
Weil die Firmen ausgelastet sind
„Die aktuelle Lage im Bausektor macht es schwer, Baufirmen zu finden, nicht nur bei dieser Maßnahme“, gewährt Leppert Einblick. Denn: „Die Firmen sind gut ausgelastet und es ist herausfordernd, überhaupt Angebote zu erhalten.“ Daraus ergeben sich teils starke Preisschwankungen. Doch kann sich die Stadt die Baufirmen, die sie betraut, so einfach aussuchen? Vielleicht gar die heimischen bevorzugen? Leppert verneint: „Nachdem wir dem öffentlichen Vergaberecht unterliegen, haben wir auf die Herkunft der Firmen keinen Einfluss. Dennoch bewerben sich auch viele heimische Firmen, was uns natürlich besonders freut.“ In den vergangenen Wochen und Monaten hat sich viel getan. „Wir haben bisher die Rückbau- und Rohbauarbeiten, die Rohinstallation von Heizung, Sanitär, Lüftung und Elektro sowie die Trockenbauarbeiten ausgeführt“, sagt Leppert. Glücklicherweise gab es hierbei keine „bösen Überraschungen“.
Der Schein trügt
Das Gebäude mutet, vor allem aufgrund seiner Fachwerkoptik, alt an. Doch der Schein trügt: Es handelt sich um einen Neubau aus den 1960-er-Jahren. Dennoch ist es, als Nachbar des Rathaus, Teil eines geschützten Ensembles. Das geht mit entsprechenden Auflagen einher. „Die denkmalschutzrechtlichen Gegebenheiten wurden bei der Planung bereits berücksichtigt und führten zu keinen größeren Herausforderungen“, erläutert Leppert. Archäologische Untersuchungen waren, anders als auf dem nahen Bären-Areal, nicht nötig.
2,7 Millionen Euro eingeplant
„Die Gesamtkosten belaufen sich nach aktuellem Stand auf rund 2,7 Millionen Euro und sind im Haushalts- und Finanzplan vollständig abgebildet“, legt der Geschäftsleiter dar. Trotz Finanzlage waren sich die Stadträtinnen und Stadträte bei der jüngsten Sitzung einig: An diesem Projekt wird nicht gespart, weil es so wichtig ist. Investiert wurden bislang laut Leppert 360.000 Euro.

90 Prozent Zuschüsse erhofft
Natürlich gibt es für Projekte wie dieses Zuschüsse – und das nicht zu knapp: „Der Fördersatz für dieses Vorhaben, das von der Regierung von Oberfranken im Rahmen des Bund-Länder-Städtebauförderungsprogramm Sozialer Zusammenhalt gefördert wird, beträgt 90 Prozent der förderfähigen Kosten“, sagt Leppert. „Bisher wurden Zuwendungen in Höhe von 2.046.000 Euro in Aussicht gestellt.“
Doch was verbirgt sich hinter dem eingangs erwähnten großen Loch? „Das Objekt wird zukünftig über eine moderne Pellet-Heizung beheizt, die mittels einer Verbundleitung auch das Rathaus mitversorgen wird“, erläutert Geschäftsleiter Fabian Leppert. Das Rathaus wird momentan noch mit Gas beheizt. „Hierzu findet derzeit der Einbau des Erdtanks für die Pellets zwischen den beiden Gebäuden statt.“
Die Sache mit den Parkplätzen
Die Parkplatzsituation in der Innenstadt und gerade am Marktplatz ist immer mal wieder Thema. Wenn das 757 Quadratmeter zählende Bürgerinformationszentrum eröffnet, dürfte das die Stellplatzsuche für die Autofahrer nicht unbedingt entspannen. Doch weitere Parkplätze wird es nicht geben: „Nachdem das Gebäude auch schon vor dem Umbau vollständig gewerblich genutzt wurde, gibt es hier keinen Parkplatzmehrbedarf, der abzubilden wäre“, argumentiert der Geschäftsleiter. „Dass die Parkplätze am Marktplatz zu manchen Zeiten nicht ausreichen, ist uns bewusst, aber durch die räumliche Enge auch so vorgegeben.“ Weitere kostenlose und zeitlich unbegrenzte Parkmöglichkeiten gebe es aber in fußläufiger Entfernung, beispielsweise am Stadtmuseum oder am Friedhof in der Viktor-von-Scheffel-Straße.


Belebung eines Leerstands in der Kernstadt In der Innenstadt gibt es, auch rund ums Rathaus, so einige Leerstände. Auch das künftige BIZ war seit 2014 vakant. Grund zur Sorge sieht Geschäftsleiter Fabian Leppert aber nicht: „Der Leerstand in Bad Staffelstein bewegt sich auf einem niedrigen Niveau und kann in vielen Bereichen immer wieder mit neuen Gewerbebetrieben befüllt werden.“ Eine Nachfrage sei somit für Bad Staffelstein vorhanden. Jedoch: „Bezogen auf das Rathaus-Umfeld haben wir hier augenscheinlich sehr große Leerstände. Das bezieht sich einerseits auf das BIZ, aber auch auf das Bären-Areal, welche beide durch die Stadt wieder belebt werden sollen.“ Auch im nicht-öffentlichen Bereich, wie zum Beispiel das ehemalige Modegeschäft Dinkel in der Lichtenfelser Straße oder das Gasthaus „Adam Riese“, sei Leerstand sichtbar. „Die Stadt kann hier nur unterstützend eingreifen“, sagt er. „Bei den aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wagen jedoch nur sehr wenige Menschen den Sprung in die Selbstständigkeit, so dass die Suche nach möglichen Nachnutzern einige Zeit in Anspruch nehmen kann. Insofern ist unser BIZ ein wichtiges Vorzeigeprojekt für die Leerstandsreaktivierung in der Innenstadt von Bad Staffelstein.“ Das wirtschaftliche Umfeld hat sich seit 2020 gewandelt. So ist es „leider schwierig, neben Investoren auch Unternehmen für die Innenstadt zu gewinnen“, bedauert Leppert. Bluten die Innenstädte also aus? „Gerade in Bad Staffelstein würden wir einen negativen Ausdruck wie ,Ausbluten‘ aber nicht sehen, weil sich hier zum Beispiel in der Bahnhofstraße immer wieder neue kleine Unternehmen ansiedeln.“ (mdr)