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BAD STAFFELSTEIN: Viel Freude bei Loriot-Abend im Brückentheater

BAD STAFFELSTEIN

Viel Freude bei Loriot-Abend im Brückentheater

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    „Wir bauen uns ein Atomkraftwerk“ aus dem Sketch „Weihnachten bei den Hoppenstedts“ durfte bei Silvia Ferstl und Christoph Ackermann nicht fehlen.
    „Wir bauen uns ein Atomkraftwerk“ aus dem Sketch „Weihnachten bei den Hoppenstedts“ durfte bei Silvia Ferstl und Christoph Ackermann nicht fehlen. Foto: Werner Diefenthal

    Es ist eng. Je nach Witterung auch schon mal stickig. Die Bühne klein, die Requisiten oft selbst gemacht. Aber die Atmosphäre im Brückentheater ist einzigartig. Wo sonst kann man so nah am Geschehen sitzen, wo sonst gehen Professionalität und Improvisation so Hand in Hand?

    So auch am Donnerstag, als Silvia Ferstl und Christoph Ackermann in die Welt von Bernhard-Viktor „Vicco“ Christoph-Carl von Bülow, besser bekannt als Loriot, eintauchten. Mit viel Gefühl für das, was Loriot in seinen unzähligen Sketchen ausdrücken wollte, spielten sie sich in die Herzen der Zuschauerinnen und Zuschauer. „Ich will hier nur sitzen“, jenes kleine Stück, in dem der Mann einfach nur in Ruhe auf dem Sessel sitzen möchte und von seiner Frau immer wieder bedrängt wird, bildete den Anfang.

    Wenn die Kommunikation stockt

    Ein herrliches Beispiel für die Quellen, aus denen sich Loriot bediente. „Kommunikationsgestörte interessieren mich am allermeisten. Alles, was ich als komisch empfinde, entsteht aus der zerbröselten Kommunikation, aus dem Aneinander-vorbei-Reden“: Das ist eines der wohl bekanntesten Zitate Loriots, wenn es um seine Arbeit ging.

    Doch bis er erfolgreich wurde, war es ein langer Weg, der auch durch den Zweiten Weltkrieg führte. Danach verdiente er seinen Lebensunterhalt als Holzfäller. Doch nachdem er aus dem im Krieg abgelegten Notabitur ein reguläres Abitur hatte machen können, begann er nach einem Jahr auf Anraten seines Vaters ein Studium der Malerei und Grafik in Hamburg.

    Woher stammt der Name?

    Immer wieder unterbrochen von Sketchen aus der Feder Loriots, brachten Ferstl und Ackermann sein Leben zur Sprache und erläuterten auch die Herkunft des Namens „Loriot“. Im Familienwappen der von Bülows ist ein Pirol zu sehen, und der heißt eben auf Französisch „Loriot“.

    Herrlich anzusehen war das perfekte Zusammenspiel der beiden Künstler, die ihre Requisiten und den Umbau derselben mit in ihr Spiel einbauten.

    Legendär ist wohl auch der Sketch, in dem Evelyn Hamann als Ansagerin eine Zusammenfassung einer Soap-Opera zum Besten gibt, in der sie das englische „t-h“ lispeln musste. Silvia Ferstl meisterte diese sprachliche Herausforderung mit Bravour. Auch die Szene „Liebe im Büro“, in der der Inhaber eines Trikotageunternehmens versucht, seine Sekretärin zu verführen, löst wahre Begeisterungsstürme aus.

    Fehlen durften nicht die Rückblicke für „Auf den Hund gekommen“, einer Cartoon-Serie, die seinerzeit im „Stern“ bei den Lesern für Entrüstung sorgte: Dort waren die Hunde die Herren, die den Menschen dressierten. Auf Druck musste Henri Nannen, damals Herausgeber, Loriot entlassen. Ein paar Jahre später stellte er den Humoristen wieder ein, da mit „Reinold das Nashorn“, einer weiteren Serie von Cartoons.

    „Das Ei ist hart“, eine weitere Szene aus der Ehe, in der wieder einmal die Kommunikation zwischen den Eheleuten aufs Korn genommen wird. „Das Rezept einer guten Ehe: Einer ist ein wenig taub, der andere ein wenig stumm“, soll Loriot gesagt haben. Aber auch weniger Bekanntes erzählten Ackermann und Ferstl, so beispielsweise, dass er in Bernhard Wickis „Die Brücke“ und auch in dem Film „Der Längste Tag“ jeweils eine kleine Rolle besetzte.

    Auf der Suche nach Groteskem

    Loriot suchte immer das Groteske, das man täglich erlebt, und trieb es oft auf die Spitze, parodierte, zeichnete und brachte oft das Humorvolle mit doch nachdenklichem Unterton hervor. Fernsehen, Kino, Bücher und auch die Hitparade, überall war er vertreten. Letzteres in Form des Hundes „Wum“, einer Figur, die er für die Fernsehserie „Drei Mal Neun“ erfunden hatte und die für „Aktion Sorgenkind“, wie sie damals hieß, die Werbetrommel rührte. Immer im Dialog mit dem Showmaster Wim Thoelke, später dann in „Der große Preis“ gemeinsam mit dem Elefanten Wendelin und dem Außerirdischen „Der blaue Klaus“.

    Wer kennt nicht die legendären Sketche mit dem Lottogewinner Erwin Lindemann, dessen Tochter mit dem Papst in Wuppertal eine Herrenboutique eröffnet? Oder „Weihnachten bei den Hoppenstedts“?

    Am 22. Oktober 2011 starb Loriot im Alter von 87 Jahren. Der „Art Directors Club“ veröffentlichte als Zeichen der Trauer eine Anzeige mit den Worten „Lieber Gott, viel Spaß.“ Doch Loriot ist unsterblich. Sein Humor, sein Witz und seine Arbeit sind zeitlos, sie haben Generationen begeistert und werden wohl auch weitere Generationen weiter begeistern. Dazu tragen auch Abende wie dieser im Brückentheater bei, der bei den Gästen noch lange in Erinnerung bleiben wird.

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