Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Obermain
Icon Pfeil nach unten
Bad Staffelstein
Icon Pfeil nach unten

BAD STAFFELSTEIN: Viel Lärm um den Lärm: Motorradfahrern drohen Fahrverbote

BAD STAFFELSTEIN

Viel Lärm um den Lärm: Motorradfahrern drohen Fahrverbote

    • |
    • |
    Zur Freude der Biker: Kurven gibt es auf den Jurahöhen zur Genüge, so auch in Kümmersreuth.
    Zur Freude der Biker: Kurven gibt es auf den Jurahöhen zur Genüge, so auch in Kümmersreuth. Foto: M. Drossel

    Bernhard Arnold aus Ebensfeld fährt eine sechs Jahre alte Harley Davidson Sportster 1200 Custom, die Lautstärke der Maschine ist mit etwa 95 Dezibel angegeben. „Ein Bike muss sich immer gut anhören“, grinst er, die Lautstärke ist ihm nicht so wichtig. Leute, die ihn angesprochen haben, taten das bisher auch nur wegen der Optik der Harley. Was er nicht gut findet: dass es immer wieder schwarze Schafe gibt, „Krachmacher“, die alles mit ihrem „Aufdrehen“ kaputt machen.

    Walter Mackert aus Bad Staffelstein fährt eine 750 BMW, Baujahr 1969. In den Fahrzeugpapieren steht eine Lautstärke von 78 Dezibel Standgeräusch. Das ist ein sonores Geräusch, sagt er. Mackert hat Verständnis für beide Seiten. Aber warum sollen Vernünftige büßen für die Unvernunft der anderen? Eine generelle Drosselung lehnt er ab – aber auch das „Aufmachen“ der Auspuffanlagen.

    „Lkw, Traktoren und andere Nutzfahrzeuge sind deutlich lauter.“

    Udo, Motorradfahrer aus Schönbrunn

    Udo Schmidt aus Schönbrunn hat sich ein komplett neues Fahrzeug gekauft. Die Hyosung Aquila GV ist 83 Dezibel laut – Diskussionen wegen Fahrverbot und Lärmbelästigung waren beim Kauf noch kein Thema. „Lkw, Traktoren und andere Nutzfahrzeuge sind deutlich lauter“, gibt er zu bedenken. Von einer Begrenzung auf 80 Dezibel hält er nichts.

    Ein Geschäftsmann aus Bad Staffelstein liebt sein „Baby“, seine Kawasaki VN 1500. Die Maschine ist genau 25 Jahre alt und tatsächlich etwas laut. „Damals hat kein Hahn danach gekräht“, sagt er und zeigt in den Papieren die Dezibelzahlen.

    Bundesrat droht Fahrern zu lauter Motorräder mit Fahrverbot

    Viel Lärm um den Lärm? In Österreich dürfen Motorräder mit einem Standgeräusch von mehr als 95 Dezibel seit 10. Juni auf fünf Streckenabschnitten in Tirol nicht mehr fahren – egal, wie laut sie während der Fahrt wirklich sind. In Deutschland will der Bundesrat noch weiter gehen: Die Lautstärke soll eine Höchstgrenze von 80 Dezibel nicht überschreiten. Den Besitzern zu lauter Motorräder könnte damit ein Fahrverbot drohen.

    Unabhängig von Dezibel-Werten sind in Deutschland nach Angaben des Bundesverbands Deutscher Motorradfahrer schon seit Ende Februar 157 Strecken für Motorradfahrer in der Nacht, an Sonn- und Feiertagen oder komplett gesperrt. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) lehnt weitere Verbote für Motorradfahrer ab.

    Laubbläser, Rasenmäher und Kettensägen sind lauter

    Auf zwei Rädern durch Weismain: Auch von hier aus kommt man auf kurvenreichen Strecken in die Fränkische Schweiz.
    Auf zwei Rädern durch Weismain: Auch von hier aus kommt man auf kurvenreichen Strecken in die Fränkische Schweiz. Foto: M. Drossel

    Der Industrie-Verband Motorrad Deutschland hält den Vorstoß des Bundesrats für realitätsfremd: Die meisten Rasenmäher und Laubbläser seien lauter als der vorgeschlagene Grenzwert von 80 Dezibel. Laut Umweltbundesamt erreichen Laubbläser mit Verbrennungsmotor 91 Dezibel, Rasenmäher 96, Heckenscheren und Kettensägen 104 – für sie gilt in Wohngebieten bereits ein Nutzungsverbot an Sonn- und Feiertagen sowie eine zeitliche Beschränkung an Werktagen. Die Geräuschemissionen von Kreissägen und die Musiklautstärke in Diskotheken liegen mit einem Schalldruckpegel von 110 dB (A) schon im schmerz- und gesundheitsgefährdenden Bereich.

    Der Bundesverband der Motorradfahrer wiederum fordert die Industrie dazu auf, leisere Maschinen zu produzieren. Der Klang sei Bikern zwar wichtig, nicht aber die Lautstärke.

    „Wir sind hier keine typische Motorradgegend. Beschwerden über zu laute Motorräder gibt es aktuell keine.“

    Erich Günther, Leiter der Polizeiinspektion Lichtenfels

    Und so gibt es auf die Frage nach dem Kaufverhalten in Kallis Motorschmiede in Küps auch eine unerwartete Antwort: Ja, die Kunden fragten immer häufiger nach dem Standgeräusch, bevor sie sich zum Kauf entscheiden, bestätigt Michael Förster vom Verkauf. Allerdings ist ihm auch aufgefallen, dass die Lärmwahrnehmung sehr subjektiv ist: Die Maschine eines bunt gekleideten Harleyfahrers, der gemütlich zum Ort hinaus blubbert, klinge sonorer als die gleich laute Maschine eines Bikers, der – vielleicht wie ein Rocker – in schwarzer Lederkluft unterwegs ist.

    Bei schönem Wetter sind an den Wochenenden auch die Biker gern unterwegs. Das stößt nicht überall auf Begeisterung.
    Bei schönem Wetter sind an den Wochenenden auch die Biker gern unterwegs. Das stößt nicht überall auf Begeisterung. Foto: M. Drossel

    Aus Sicht von Erich Günther, Leiter der Polizeiinspektion Lichtenfels, gibt es im Landkreis Lichtenfels keine größeren Probleme mit zu lauten Maschinen: „Wir sind hier keine typische Motorradgegend. Beschwerden über zu laute Motorräder gibt es aktuell keine – genauso wenig wie über laute Rasenmäher oder andere Ruhestörungen bei Gartenarbeiten. Wenn allerdings eine Beschwerde kommt, gehen wir der nach und überprüfen das Zweirad.“ Wenn dann etwas „nachgebessert“ worden ist, um einen anderen Sound zu erreichen, werde das Gefährt auch mal aus dem Verkehr gezogen.

    „Die meisten fahren sehr vernünftig. Aber manche preschen die Staatsstraße entlang, da meinst, die müssen die Welt einreißen.“

    Oswald Krappmann, Ortssprecher von Frauendorf und Krögelhof

    Oswald Krappmann dagegen, Ortsprecher von Frauendorf und Krögelhof, sieht die Diskussion mit gemischten Gefühlen. Ihm ist aufgefallen, dass immer mehr Motorradfahrer hier unterwegs sind. Das stört ihn enorm. Sowohl Frauendorf als auch Krögelhof seien zu regelrechten Durchgangsdörfern in die Fränkische Schweiz geworden. „Ich kann sie nicht verdammen“, äußert er sich, „die meisten fahren sehr vernünftig. Aber manche preschen die Staatsstraße entlang, da meinst, die müssen die Welt einreißen“.

    Mit bundesweiten Demonstrationsfahrten machten an den vergangenen Wochenenden über 100 000 Motorradfahrer auf das Thema aufmerksam, was letztlich zu einem runden Tisch in Berlin führte. Ein erstes Treffen fand am 21. Juli im Bundesverkehrsministerium statt. Das Ergebnis: „Fahrerverbände, Industrie und Verkehrsministerium vereinbarten die Entwicklung eines gemeinsamen Strategiepapiers. Dieses soll die Interessen der Anwohner an stark befahrenen Strecken verbinden mit der Weiterentwicklung des motorisierten Zweirads als wichtigen Bestandteil des zukünftigen Verkehrsmixes“, informiert der Bundesverband der Motorradfahrer. Der nächste runde Tisch mit allen Beteiligten ist im Herbst geplant.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden